Mehr als 60’000 Konsument verlangen von der Migros einen klaren Kurswechsel in ihrer Gentechnik-Politik. In einem Protestbrief fordern sie den sofortigen Austritt aus dem umstrittenen Verein «Sorten für morgen» und ein Ende der Unterstützung gentechnischer Deregulierung. Am Dienstag wurden die Unterschriften in Zürich an den Migros-Hauptsitz überreicht, heisst es in einer Mitteilung.
Klare Botschaft an die Migros-Spitze
Initiiert vom Verein für gentechnikfreie Lebensmittel gemeinsam mit WeCollect und Campax, wurde der Protestbrief innerhalb weniger Wochen von 60’122 Personen unterzeichnet. Präsident Martin Graf stellt klar: «Die Migros soll sich wieder für die Interessen der Konsumentinnen einsetzen – und nicht für Gentechnik ohne Kontrolle und Kennzeichnung.»
Hintergrund der Aktion ist ein vertrauliches Dokument, das vor wenigen Wochen öffentlich wurde. Gemäss Graf zeigt es: Die Migros engagiert sich hinter den Kulissen aktiv dafür, Gentechnik dereguliert zuzulassen – gemeinsam mit dem Verein «Sorten für morgen». Dabei werde versucht, die Risikoprüfung und Deklarationspflicht auszuhebeln. «Das ist ein Skandal», so Martin Graf. «Wo Gentechnik drin ist, muss Gentechnik draufstehen.»
Beim Limmatplatz in Zürich wurde die Petition an Migros übergeben.
Jonathan Labusch,
Politik soll Gesetz überdenken
Der Protest richtet sich auch an den Bundesrat, der aktuell ein neues «Gentechnik-Gesetz» vorbereitet. Kritiker bemängeln, dass darin der Begriff «Gentechnik» durch die «verharmlosende» Bezeichnung «neue Züchtungstechnologien» ersetzt wurde. Martin Graf warnt: «Wenn dieses Gesetz so kommt, wird es beim Volk auf Widerstand stossen.»
Die Übergabe der Unterschriften sei ein deutliches Signal an die Migros-Führung – insbesondere an Chef Mario Irminger, heisst es in der Mitteilung. Die Initianten erwarten eine «klare Antwort» auf die Forderung ihrer Petition.
Migros nimmt Anliegen zur Kenntnis
Man habe diesen Brief entgegengenommen, nehme die Anliegen zur Kenntnis und werde entsprechende Forderungen sorgfältig prüfen, hiess es bei der Migros-Medienstelle auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Prozess zur Vernehmlassung sei noch nicht abgeschlossen, erst danach werde man Stellung nehmen. Für die Migros seien sämtliche Anliegen der Kundschaft sowie der Kontakt zu ihnen wichtig. Zudem schätze man den Austausch mit dem Verein.
Am 2. April hatte der Bundesrat die Vernehmlassung zum neuen Gesetz über Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien eröffnet. Er will mit neuen Technologien gezüchtete Pflanzen künftig zulassen und verbreiteten Bedenken zur Gentechnologie dennoch Rechnung tragen. Dabei unterscheidet er zwischen neuen Züchtungstechnologien und herkömmlicher Gentechnologie. Die Vernehmlassung dauert bis zum 9. Juli.