60 von 100 Punkten - das ist das durchschnittliche Ergebnis des ersten globalen Gesundheits-checks der Ozeane. Ein internationales Forscherteam hat eigens dafür einen neuen Index entwickelt, der auch die verschiedenen Nutzungen des Meeres durch den Menschen berücksichtigt.
Für den Ocean Health Index sammelten die Forscher Daten zu zehn Kriterien in der 200-Meilen-Zone der Länder. Zu diesen gehörten Küstenschutz, Wasserqualität und Artenreichtum, aber auch der Beitrag des Meeres zur Wirtschaft und lokalen Fischerei.
Industrieländer schneiden besser ab
Insgesamt lagen 32 Prozent aller Länder im neuen Ocean Health Index unter einem Wert von 50, nur fünf Prozent erreichten mehr als 70, wie die Forscher im Fachmagazin «Nature» berichten. «Das lässt noch viel Raum für Verbesserungen», konstatieren Benjamin Halpern von der University of California in Santa Barbara und seine Kollegen.
Insgesamt schnitten Industrieländer wie Kanada, Japan oder Deutschland besser ab als Entwicklungsländer - wenn auch mit grosser Variabilität und einigen Ausnahmen: Manche wohlhabenden Länder wie Singapur (48 Punkte) und Polen (42 Punkte) schnitten schlecht ab, während die armen Länder Surinam (69 Punkte) und Seychellen (73 Punkte) relativ hohe Werte erzielten.
Menschen als Teil des Meeresökosystems berücksichtigt
Bisher gab es keinen einheitlichen Index, mit dem sich der Zustand der Ozeane messen liess, wie die Forscher schreiben. Zudem sei der Mensch bei früheren Untersuchungen oft als reiner Störfaktor betrachtet worden. «Wir neigen dazu zu vergessen, dass der Mensch heute Teil aller Ökosysteme ist», sagt Halpern. Der Ocean Health Index sei einzigartig, weil er den Menschen als Teil des Meeresökosystems berücksichtige.
Nach Ansicht der Forscher ist der Index eine grosse Hilfe für Massnahmen und Entscheidungen zum Meeresschutz. «Er ermöglicht es nun, sich gezielt auf die Schlüsselfaktoren zu konzentrieren, die in dem jeweiligen Land oder der Region im Argen liegen und einen Unterschied bewirken können», erklärt Mitautor Andrew Rosenberg von der Organisation Conservation International.