Im ersten Halbjahr wurden gemäss Proviande 1183t Gewürzfleisch importiert. Das sind 19% mehr als in der Vorjahresperiode oder fast 100% mehr als 2009. Hansjörg Walter, Präsident des Bauernverbandes, hat deshalb seinen politischen Vorstoss wieder aktiviert.
Im ersten Halbjahr 2011 wurden 1183t Gewürzfleisch, aber auch verarbeitetes Fleisch wie Fertigmenüs, Pastetenfüllungen oder sogenanntes Convenience Food wie etwa Hirschpfeffer importiert. Dies sind gegenüber der Vorjahresperiode 189t oder 19% mehr. Zum Vergleich: 2009 wurde in der gleichen Zeit nur 645t und 2008 420t eingeführt. Der Hauptanteil ist Gewürzfleisch. Gemäss Insidern ist dieser Anteil bekannt, darf aber nicht veröffentlicht werden. Mit ein Grund für die gestiegene Menge dürfte sicher der starke Franken bzw. der schwache Euro sein, der die Importe vor allem von Rind- und Kalbfleisch preislich attraktiv macht.
Zoll-Loch stopfen
Samuel Graber, Präsident des Kälbermästerverbandes, hat an der Entwicklung gar keine Freude. Der Euro habe die Importe sicher begünstigt, deshalb habe er zusammen mit den Schweizer Rindermästern Hansjörg Walter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes, gebeten den politischen Vorstoss wieder zu reaktivieren. «Es ist für uns sehr wichtig, dass wir das Zoll-Loch stopfen können. Gross verlieren können wir dabei sicher nicht. Das Schlimmste, was geschehen könnte, ist, dass die Schweiz verklagt würde, wenn sie den Import stoppt. Ein rechtliches Verfahren kann bis zu fünf Jahren dauern», erklärt Graber.
Auch Martin Rufer setzt alles daran, dass das Gewürzfleisch in die Kategorie Frischfleisch umgeteilt wird, das einem höheren Zollsatz unterliegt. Die nationalrätliche WAK hat dem Vorstoss bereits zugestimmt. Als nächstes muss nun die ständerätliche WAK darüber befinden. Wenn auch diese zustimmt, muss ein Gesetzestext ausgearbeitet werden, der am Schluss ins Parlament kommt. Danach kann die Schweiz den autonomen Weg wählen, mit der Gefahr, dass eine Klage kommt, oder sie muss mit dem Weltzollrat über eine Umteilung von Gewürzfleisch in eine andere Kategorie oder mit der WTO über eine Zollerhöhung verhandeln. «Auf jeden Fall ist das noch ein langer Weg, der im besten Fall wohl ein Jahr dauert», so Rufer.
Migros will umstellen
Positiv ist immerhin, dass die Migros zumindest im Detailhandel kein Gewürzfleisch mehr verkaufen will. Das Schweinsfilet, gewürzt, ist momentan noch das einzige Produkt, das in einzelnen Genossenschaften erhältlich ist. Gemäss Migros soll es in nächster Zeit auf Schweizer Ware umgestellt werden.