In der Milch von Kühen auf einer Weide mit einem Ahornbaum ist das Gift Hypoglycin A nachgewiesen worden, allerdings nur in sehr geringen Mengen. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie (IPB) hatten gezielt danach gesucht, denn die Substanz kann beim Menschen und bei Tieren schwere Vergiftungserscheinungen auslösen.
Hypoglycin A kommt in hohen Konzentrationen in unreifen Litschi-Früchten vor, aber auch in den Samen und Keimlingen verschiedener Ahornbäume, wie dem hierzulande verbreiteten Bergahorn.
„Ahornbäume sind weit verbreitet und die Weidehaltung von Kühen ist sehr beliebt. Insofern erschien es naheliegend, dass Kühe ähnlich wie Pferde Keimlinge oder Samen von Ahornbäumen fressen und so auch die Toxine des Ahornbaums aufnehmen können“, erläuterte Prof. Annette Zeyner vom MLU-Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften.
Es seien deshalb Milchproben aus Sammeltanks oder Abfüllstationen von Erzeugern in Norddeutschland mit einem speziellen Massenspektrometrie-Verfahren untersucht worden, das kleinste Mengen eines Stoffes nachweisen könne. Dabei sei Hypoglycin A nur in den Rohmilchproben des Betriebs gefunden worden, auf dessen Weide ein Ahornbaum gestanden habe, berichtete Zeyner.
Überrascht über Nachweis
Die Substanz habe mit 17 Mikrogramm beziehungsweise 69 Mikrogramm pro Liter Milch geringe und unterschiedliche Konzentrationen aufgewiesen.
Wenn man bedenke, dass auf der Weide nur ein einziger Baum stand und die Proben aus einem Sammeltank stammten, „war es für uns überraschend, überhaupt etwas nachweisen zu können“, so die Wissenschaftlerin.
Wie viel Gift braucht es?
„Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass Kühe das Gift offenbar aus Pflanzenteilen des Bergahorns aufnehmen und in ihre Milch übertragen“, erklärte Zeyner. Unklar sei jedoch, wie viel von dem Gift die Kühe aufnehmen müssten, damit nachweisbare Konzentrationen in die Milch gelangten.
Auch, ob die Substanz bei der standardmäßigen Behandlung von Milch und der weiteren Verarbeitung zu Lebensmitteln zerstört werde und ob die geringe Konzentration überhaupt ein Grund zur Besorgnis sei. Dies und Weiteres müsse nun in Folgestudien untersucht werden.