/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Glarus’ letzter Milchmann

 

In einem sich schnell ändernden Umfeld gab Josef Gössi nie auf und entwickelte sich ständig weiter. Früh machte er sich mit einem Molkereiladen selbstständig. Heute bietet er mehr als 40 Raclette-Sorten an.

 

Als Josef Gössi vor 26 Jahren von Küssnacht am Rigi SZ nach Ennenda GL gezogen ist, haben 50 Bauern ihre Milch bei ihm abgeliefert. Als Angestellter der Milchgenossenschaft Ennenda führte er anfangs nebst der Milchsammelstelle noch einen kleinen Molkereiladen auf eigene Rechnung. Schon bald haben die Milchgenossenschaften von Glarus und Ennenda fusioniert. Den Laden führte Gössi weiter, und er bekam dazu noch einen Laden in Glarus in Pacht. Den kleineren Molkereiladen in Ennenda hat er schon bald geschlossen, den grösseren konnte er im Jahr 2000 erwerben. «Auf diese Weise wurde ich erster selbstständiger Milchmann von Glarus», sagt Gössi.

 

Laden mit Milchexpress

 

Tiefgreifende Veränderungen auf dem Milchmarkt und der zunehmende Druck auf kleine, selbstständige Lebensmittelläden stellten Gössi jedoch laufend vor neue Herausforderungen. Hinzu kam, dass den Bauern von Glarus bewusst wurde, dass sich der Weiterbetrieb einer Sammelstelle nicht mehr lohnt, zumal ihre Milch von da mit kaum Wertschöpfung in alle Welt transportiert wurde. Doch ohne Sammelstelle wäre auch das Überleben eines kleinen Ladens in Frage gestellt gewesen.

 

Trotzdem führte Gössi seinen Laden weiter, samt einem Milchexpress-Lieferdienst. Bis sein Lieferwagen auf schneebedeckter Strasse ins Rutschen kam und in eine Wand prallte. «Der Totalschaden des Fahrzeugs bedeutete von einem Tag auf den anderen das Ende unserer Milchtouren», erinnert sich Gössi. Damit dürfte er auch der letzte Milchmann von Glarus gewesen sein, und er entwickelte sich von einem reinen Detailhändler zunehmend zu einem Produzenten.

 

Heute 16 Glacesorten

 

«Von der Idee, in der leerstehenden Sammelstelle eine Käserei einzurichten, wurde mir aber abgeraten», erzählt Gössi. Stattdessen habe man ihm empfohlen, Glace zu produzieren. Das war 2004 – heute produziert er 16 Glacesorten, ausschliesslich aus Glarner Bergmilch, die er von der Milchproduzenten-Genossenschaft Glarus und Umgebung (MPG) kauft – noch bevor die Milch bei der Geska zu Rohziger verarbeitet wird. Weil der Verkauf von Glace jedoch starken saisonalen und witterungsbedingten Schwankungen unterworfen ist, begann er mit der Zeit auch Joghurts herzustellen – 20 Sorten in allen Grössen.

 

Neue Wege gesucht

 

Auf zunehmenden wirtschaftlichen Druck reagierte Gössi stets, indem er neue Wege gesucht und eingeschlagen hat. «Ich habe auch schon darüber nachgedacht, alles zu verkaufen», gibt Gössi zu. Doch er machte das Gegenteil, er erweiterte seinen kleinen Laden laufend. Für manche Ideen war er einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als er etwa unter seinem Laden in Glarus einen Keller baute, um Lagerraum zu schaffen, stellte er bei der Einweihungsfeier fest, dass sich dieser optimal als Eventkeller für bis zu 35 Personen eignen würde. Schnell stellte er ein Umnutzungsgesuch, was von den Behörden bewilligt wurde. Und aus den angedachten zwei Events pro Monat wurden zwei pro Woche.

 

Damit war aber das Problem der Lagerkapazitäten noch nicht gelöst. Doch zur selben Zeit zog eine Speditionsfirma aus Ennenda ins Ausland, sodass dort nicht nur Platz für Lagerräume frei wurde, sondern auch für moderne Produktionsanlagen. Nicht nur für Glace und Joghurt, sondern auch für Zigerspezialitäten oder für das fixfertige Glarner Alpkäse-Fondue.

 

Ausgefallene Sorten

 

Bis weit über die Grenzen seines Kantons hinaus ist Gössi bekannt für die grösste Auswahl von Raclette. Mehr als 40 Raclette-Sorten hat er im Angebot, darunter auch ausgefallene Sorten wie etwa mit Pesto, mit Chili oder mit geräuchertem Speck. «Für unser Raclette kommen manche Kunden von weit her», meint Josef Gössi sichtlich zufrieden. Die meisten sind Stammkunden aus Glarus und Umgebung oder Touristen, die in seinem Laden, der immer noch den Namen «Milchzentrale Gössi GmbH» trägt, Lebensmittel einkaufen.

Kommentare (1)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • HEIRI RICKLI | 02.11.2021
    Chume immer gäre zum Sepp go poschtne , mit siinere uuswahl a produkt chasch nume gwünne !

Das Wetter heute in

Umfrage

Sollen alle Nutztiere gesetzlichen Anspruch auf Auslauf im Freien haben?

  • Ja, wenn betrieblich möglich:
    39.87%
  • Nein:
    58.91%
  • Bin mir noch unsicher:
    0.66%
  • Halte keine Nutztiere:
    0.55%

Teilnehmer insgesamt: 1806

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?