Ob Fussballer oder Finken: Ähnlich starke Kontrahenten kämpfen besonders hart und aggressiv gegeneinander. Das gilt offenbar nicht nur für Individuen, sondern auch für Gruppen. Die Ursache liegt gemäss einer Studie nieder-ländischer Forscher vielleicht in den Hormonen.
Die Forscher der Universitäten Groningen und Amsterdam untersuchten Fussballspiele der Bundesliga und Basketballspiele der NBA. Und tatsächlich: Mannschaften, die in der Tabelle nah beieinanderstanden, erspielten oft sehr knappe Ergebnisse und foulten häufiger, wie die Forscher im britischen Fachblatt «Biology Letters» schreiben.
Rote Waldameisen verschonen deutlich schwächere Gegner
Es ist bekannt, dass Tiere vor einem Kampf - zum Beispiel im Streit um Futter - ihren potenziellen Gegner genau unter die Lupe nehmen. So erhöhen sie die Chance zu gewinnen und verringern das Risiko einer Verletzung. «Wenn etwa weibliche Hausfinken gegeneinander kämpfen, eskaliert das besonders, wenn beide Kontrahenten gleich gross sind», schreiben die Wissenschaftler.
Rote Waldameisen verschonen deutlich schwächere Gegner. Und auch Menschen passten ihre Kampfstrategie ihren Ressourcen, ihren Fähigkeiten an. Doch ist so ein Verhalten auch auf ganze Gruppen übertragbar? Gert Stulp und sein Team analysierten dazu 1530 Spiele der Fussballbundesliga und 1230 Basketballspiele der NBA - der höchsten US-amerikanischen Basketball-Liga - aus verschiedenen Saisons.
Weniger Fouls gegen Schwächere
Spielte der Tabellenführer der Bundesliga gegen den Letzten, begingen die Fussballer etwa zwölf Prozent weniger Fouls als die Teams, die in der Tabelle nah beieinanderstanden. Ähnlich starke Mannschaften begingen durchschnittlich 39,15 Fouls pro Match. Etwas weniger deutlich war es bei den Basketballern: Ähnlich platzierte Teams foulten sich in einem Spiel im Schnitt 42,36 Mal - um etwa 4 Prozent häufiger als sehr unterschiedlich starke Mannschaften.
Auf der Suche nach Gründen für die Unterschiede verweist das Team auf eine Studie der Wissenschaftler Nick Neave und Sandy Wolfson aus dem Jahre 2003. Sie schrieben, dass ein als gut eingestufter Gegner den Testosteronspiegel von Fussballern erhöhe - was aggressiv mache. Ähnlich starke Mannschaften empfinden sich wohl eher als gefährliche Rivalen.
«Fähigkeit zur Kriegsführung»
Bleibt die Frage, inwieweit sich ein sportlicher Wettkampf mit dem Wettbewerb im Tierreich vergleichen lässt. Die Forscher betonen, dass die Aggression von Sportlern durch Regeln und Schiedsrichter eingeschränkt sei. Doch Grundlage des Sports seien auch Konkurrenzdenken und die «Fähigkeit zur Kriegsführung» - Fähigkeiten, die Menschen und Tiere wohl für die Jagd entwickelt hätten.


