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Glyphosat-Zulassung: EU-Behörde sieht keine Einwände 

In der Debatte um eine Zulassungsverlängerung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat sieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) keine inakzeptablen Gefahren. Allerdings ortet sie Datenlücken in mehreren Bereichen.

sda/blu |

Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Einschätzung der Behörde mit Sitz im italienischen Parma hervorgeht, sind die Risiken nicht so gross, dass eine weitere Zulassung untersagt werden muss, aber es bleiben offene Fragen. 

Zu den Aspekten, die nicht abschliessend geklärt wurden, gehören etwa ernährungsbedingte Risiken für Konsumenten und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen, wie die Efsa mitteilte. Auch mit Blick auf den Artenschutz liessen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu.

Offene Fragen gemäss Efsa

Zu den offenen Fragen gehören u. a. das Fehlen von Informationen über die Toxizität eines der Bestandteile der zur Bewertung vorgelegten Pestizidformulierung auf der Basis von Glyphosat; diese Information werden benötigt, um die Risikobewertung der Formulierung für repräsentative Verwendungszwecke abzuschliessen. Für die betreffende Formulierung lagen keine Hinweise auf akute Toxizität oder Genotoxizität vor.

In Bezug auf Biodiversität stellten die Sachverständigen fest, dass die Risiken im Zusammenhang mit den repräsentativen Verwendungszwecken von Glyphosat komplex und von mehreren Faktoren abhängig sind. Sie wiesen zudem auf das Fehlen harmonisierter Methoden und vereinbarter spezifischer Schutzvorgaben hin. Insgesamt lassen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu diesem Aspekt der Risikobewertung zu, und Risikomanager können Massnahmen zur Risikominderung in Betracht ziehen.

Im Hinblick auf die Ökotoxikologie erlaubte das Datenpaket einen konservativen Risikobewertungsansatz, im Rahmen dessen für 12 von 23 vorgeschlagenen Verwendungen von Glyphosat ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere ermittelt wurde. -> Mitteilung der Efsa

Genaue Analyse folgt Ende Monat

Die Behörde veröffentlichte zunächst nur eine Mitteilung. Die gesamte Analyse folgt voraussichtlich Ende des Monats. Ausserdem seien bei der Risikobewertung keine sogenannten kritischen Problembereiche für Mensch und Tier oder die Umwelt ermittelt worden. Ein Problem werde als «kritisch» definiert, wenn alle vorgeschlagenen Verwendungen von Glyphosat «betroffen» seien und dabei etwa schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen oder Tieren haben könnte.

Zu den vorgeschlagenen Verwendungen zählen den Angaben zufolge etwa, dass der Wirkstoff vor der Aussaat oder nach der Ernte ausgebracht wird. Insgesamt wurden 23 vorgeschlagene Verwendungen untersucht. Mit Blick auf die Umweltschädlichkeit von Glyphosat wurde zwar bei 12 der 23 vorgeschlagenen Verwendungen «ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere ermittelt», teilte die Efsa mit.

Bis 15. Dezember zugelassen

Laut Guilhem de Seze, Leiter der zuständigen Abteilung, ist die Risikobewertung das Ergebnis der Arbeit von Dutzenden Wissenschaftlern der Efsa und der EU-Mitgliedstaaten in einem dreijährigen Verfahren.

Bislang ist das Mittel bis zum 15. Dezember zugelassen, final müssen die EU-Agrarminister nun entscheiden, ob Glyphosat weiter in der EU eingesetzt werden darf. Glyphosat ist der Wirkstoff im Unkrautbekämpfungsmittel Roundup des US-Unternehmens Monsanto, das zum  Bayer-Konzern gehört. Roundup wird weltweit in der Landwirtschaft eingesetzt. In Europa konzentriert sich die Debatte vor allem auf eine mutmassliche krebserregende Wirkung des Stoffes.

Starke Kritik an Glyphosat

Um Glyphosat tobt schon lange eine hitzige Debatte – so sehen Kritiker darin etwa eine Gefahr für die Biodiversität. Zudem weisen sie oft auf eine Einschätzung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) hin, die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend einstuft.

Das Umweltinstitut München wirft der Efsa vor, sich einseitig auf von der Industrie finanzierten Studien zu stützen, die Glyphosat Harmlosigkeit bescheinigten. Die Schlussfolgerungen bezeichnete das Umweltinstitut als «fragwürdig». Dass die Efsa keine kritischen Problembereiche festgestellt habe, sei nicht nachvollziehbar.

Glyphosat-Hersteller Bayer hingegen begrüsste die Ergebnisse der Efsa. «Diese abschliessende wissenschaftliche Schlussfolgerung legt den Grundstein für die erfolgreiche Wiederzulassung von Glyphosat in der EU», hiess es. Sie stehe im Einklang mit den Bewertungen führender Gesundheitsbehörden.

Widersprüche

«Die neue Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zu Glyphosat widerspricht der Bewertung durch die Weltgesundheitsorganisation und zahlreichen wissenschaftlichen Studien», sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch. Glyphosat-Hersteller Bayer weist den Verdacht zurück, dass der Unkrautvernichter krebserregend sei und bezieht sich auf verschiedene Studien – unter anderem auf eine Stellungnahme der US-Umweltbehörde EPA.

Des Weiteren war eine Bewertungsgruppe in Sachen Glyphosat innerhalb der EU – bestehend aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn – zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Einstufung des Mittels als krebserregend nicht gerechtfertigt sei.

Deutschland will Glyphosat verbieten

Die Bundesregierung will Glyphosat ab dem kommenden Jahr trotzdem verbieten. «Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt», heisst es im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Die Zulassung des Unkrautvernichters zu verlängern, sei nicht gerechtfertigt, weil die Auswirkungen auf die Artenvielfalt nicht berücksichtigt würden, teilte das Bundesagrarministerium mit.

Glyphosat «schädigt unzweifelhaft die Biodiversität als Teil unserer natürlichen Ressourcen, die die wesentliche Grundlage einer nachhaltigen und krisenfesten Landwirtschaft sind.» Ende 2022 hatte die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat um ein weiteres Jahr verlängert.

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