Der Verkehrslärm verändert den Balzgesang von Grashüpfern: Männchen, die an lauten, viel befahrenen Strassen sitzen, zirpen die tieferen Passagen ihrer Strophen höher. Gerade diese Tonlagen würden sonst durch den Verkehrslärm verschluckt, berichten deutsche Forscher.
Die Wissenschaftler der Universität Bielefeld haben Nachtigall-Grashüpfer untersucht, eine in Mitteleuropa sehr häufige Heuschreckenart. Dass Vögel ihre Gesänge in lauten Umgebungen verändern, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Dies sei nun der erste Beleg für eine solche Anpassung bei einem Insekt, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin «Functional Ecology».
«Der vom Menschen verursachte Lärm beeinträchtigt zunehmend die akustische Kommunikation von Tierarten in ihren natürlichen Lebensräumen», schreiben Ulrike Lampe und ihre Kollegen von der Universität Bielefeld.
Bei den Grashüpfern ist der Gesang ein wichtiger Teil des Paarungsverhaltens: Die Männchen erzeugen ihn, indem sie mit ihren Hinterbeinen über eine hervorstehende Ader ihres Flügels streichen, und locken so Weibchen an.
Nach Ansicht der Forscher könnte zunehmender Verkehrslärm langfristig Folgen für das Paarungsverhalten der Grashüpfer haben - trotz der jetzt festgestellten Anpassungen des männlichen Gezirpes. «Die Weibchen könnten bei zunehmendem Lärm die männlichen Balzgesänge nicht mehr richtig hören und so die Männchen ihrer eigenen Art nicht mehr erkennen», sagt Lampe.