Im Rahmen der Fachausschüsse für Erwerbskombination, Dienstleistungen und Direktvermarktung sowie Agrarwirtschaft, Berglandwirtschaft und ländlichen Raum der Landwirtschaftskammer Kärnten (AUT) stand Green Care als innovative Form der Diversifizierung für bäuerliche Familienbetriebe im Mittelpunkt. Ein guter Anlass also für die Überreichung der Green Care-Hoftafel an zwei Auszeithöfe, die sich auf das Thema Gesundheitsförderung spezialisiert haben.
Beim Sörgerwirt der Familie Habernig in Liebensfels dreht sich alles um die Entschleunigung durch das Mitleben am Hof während auf der Auszeithütte Klement Alm in Preitenegg im Lavanttal das Erlernen neuer Denkmuster im Rahmen einer «Gedankenwanderung» über einen Waldrundkurs im Mittelpunkt steht. «Neue Kraft tanken und sich wieder selber finden – darum geht es bei uns am Sörgerwirt. Wir verbinden unsere Angebote zu Selbstreflexion mit viel Naturerleben und Achtsamkeitsübungen bei Wanderungen, die uns zu unserem Kraftplatz an einem Wasserfall führen», beschreibt Thomas Habernig das Programm.
Ein achtsamer Tag
«Seit heuer gibt es ein weiteres Angebot zum Thema ‚Wasser und Brot‘ am Hof. Ein achtsamer Tag mit Spaziergang zur mittlerweile verwachsenen Mühle, der traditionellen Teigbereitung bis hin zum gemeinsamen Genuss des frischgebackenen Holzofenbrotes», ergänzt Bäuerin Irmgard Habernig. Ein besonderer Platz ist auch die Selbstversorgerhütte Klement Alm auf 1300 Meter Seehöhe von Familie Kreuzer. Umgeben von Wald und den Kärntner Bergen finden Menschen hier Erdung für ihren Alltag.
«Neben unseren geführten ‚Gedankenwanderungen‘, dem gemeinsamen Sammeln und Verkochen von Pilzen, Beeren und Wildkräutern gibt es die Möglichkeit zur Beobachtung von Wildtieren und der Herstellung von Almbutter und -käse. Dem Waldbaden messen wir nach sieben Jahren Erfahrung ebenso große Bedeutung bei. Auch das Fischen der Kärntner Urforelle mit anschließender Zubereitung steht bei uns auf dem Programm», so Bäuerin und Fachlehrerin Elfriede Kreuzer anlässlich der Hoftafelverleihung.
Green Care bietet neue Chancen
Land- und Forstbetriebe müssen in einem zunehmend unsicheren wirtschaftlichen Umfeld innovativ und kreativ handeln, um ihr Fortbestehen zu sichern. Der Diversifizierung kommt daher immer grössere Bedeutung bei. «Mit sozialen Angeboten am Hof werden neue Zielgruppen erreicht und zusätzliche Einkommensmöglichkeiten geschaffen. Green Care fördert das unternehmerische Denken und Handeln der Landwirtinnen und Landwirte und bietet die Chance, neue Geschäftsfelder im Dienstleistungssektor zu erschliessen», zeigt sich Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten im Rahmen der Veranstaltung überzeugt.
«Ich freue mich sehr über zwei weitere zertifizierte Green Care-Betriebe in Kärnten, die uns zeigen, wie Bauernhöfe wirtschaftlich erfolgreich im Bereich der Gesundheitsförderung aktiv werden können», so Friedrich Bergner, Obmann des Fachausschusses für Erwerbskombination, Dienstleistungen und Direktvermarktung und ergänzt: «Bei den beiden Betrieben zeigen sich auch die Chancen, die in der Kombination unterschiedlicher Diversifizierungssparten wie Urlaub am Bauernhof und Green Care liegen. So sind beispielsweise mehrtägige Auszeithof-Angebote möglich, die den Handlungsspielraum deutlich erweitern.»
Dem stimmt auch Monika Nell zu, die seitens der Landwirtschaftskammer für Green Care in Kärnten verantwortlich ist: «Gesundheitsförderung in der Natur ist ein Zusammenspiel von innerer Entschleunigung, gesunder Ernährung und ausgleichender Bewegung. Den idealen Ort dafür finden wir auf unseren Auszeithöfen. Ich gratuliere Familie Habernig und Familie Kreuzer sehr zur Zertifizierung. Gemeinsam machen wir Green Care in Kärnten immer stärker.»
Green Care
Green Care steht allgemein für Aktivitäten und Interaktionen zwischen Mensch, Tier und Natur. Je nach Zielgruppe verfolgen sie gesundheitsfördernde, pädagogische oder soziale Ziele. Immer dann, wenn es um Green Care-Angebote auf aktiven land- und forstwirtschaftlichen Betrieben geht, sprechen wir von Green Care – Wo Menschen aufblühen. Dabei handelt es sich um ein Projekt im Rahmen des österreichischen Programms für ländliche Entwicklung (ELER), das die Green Care Entwicklungs- und Beratungs-GmbH in der Praxis umsetzt. Das Ziel: Green Care als neue Sparte der Diversifizierung nachhaltig zu etablieren.
Ob für Kinder, die in und durch die Natur lernen. Oder für Menschen mit Behinderung, die am Hof Beschäftigung finden. Für ältere Besucherinnen und Besucher, die bei der Arbeit im Garten vielleicht vergessen, dass sie vergessen. Und nicht zuletzt für Menschen, die eine Auszeit brauchen und rechtzeitig etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Bäuerliche Unternehmerinnen und Unternehmer und ihre Kooperationspartner wie Sozialträger, Institutionen und Gemeinden stärken durch vielfältige Green Care-Angebote die Lebensqualität im ländlichen Raum.