Die von der Umweltschutzorganisation Greenpeace erstellte Studie soll aufzeigen, wie eine umweltverträgliche Nutztierhaltung in der Schweiz möglich wäre, ohne dass diese die Ernährung der Menschen konkurrenziert. Dazu müssten aber die Schweizer massiv weniger Fleisch konsumieren.
Pünktlich zur Schlussdebatte zur Agrarpolitik 14-17 im Parlament veröffentlicht Greenpeace am Mittwoch den «Ecological Livestock»-Report. Darin werden Kriterien für „eine ökologische und zukunftsfähige globale Nutztierhaltung“ aufgeführt. Für die Schweizer Landwirtschaft und auch für die Bevölkerung hätte dies einschneidende Veränderungen zur Folge.
75 Prozent für Milch und Fleisch
Wie Greenpeace weiter schreibt, benötigt die Produktion tierischer Lebensmittel mehr Fläche als die Produktion von Getreide und Gemüse. Gemäss dem Report werden 75 Prozent der weltweiten Grün- und Ackerfläche dafür beansprucht. Und die UNO erwartet bis 2050 mit einer Verdoppelung der Milch- und Fleischproduktion, weitere Flächen würden dann für die Futterproduktion in Anspruch genommen. Dabei sei der grösste Teil der Treibhausgasemissionen sowie die Stickstoff- und Phosphoreinträge auf diese beiden Produktionsarten zurückzuführen.
Greenpeace fordert aber nun eine ökologische Tierhaltung. Diese muss aber folgende Kriterien erfüllen:
• Kühe, Ziegen oder Schafe müssen sich praktisch ausschliesslich von Gras ernähren
• Schweine- und Hühnerfutter stammt aus Nebenprodukten der Lebensmittelverarbeitung
• Eine dadurch viel tiefere Anzahl Nutztiere produziert viel weniger Treibhausgasemissionen
• Äcker- und Grünland wird mit organischem Dünger von Nutztieren gedüngt. Auf synthetische Düngemittel und chemische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet
• In Ländern wie der Schweiz muss der Fleisch- und Milchkonsum drastisch sinken.
Momentan liegt der globale Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr bei 40 Kilo Schlachtgewicht, der Milchkonsum bei 80 Kilo. In der Schweiz liegt dieser bei 75 kg Fleisch und 380 kg Milch gegessen. Bis 2050 müsste der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch gemäss den Vorgaben des Berichtes auf 12 Kilo Fleisch (SG) und 25 Kilo Milch sinken.
Massive Veränderungen für Schweizer Bauern
Für die hiesige Landwirtschaft errechnete die Umweltschutzorganisation, welche Mengen tierischer und pflanzlicher Produkte diese nach den oben genannten Kriterien herstellen könnte. Das würde für die Bauern und den Konsumenten zu markanten Umstellungen führen.
Nach diesen Kriterien kann die Schweizer Landwirtschaft im Jahr 2050 pro Kopf und Jahr bis zu 71 Prozent der heutigen Milchmenge (320 kg anstatt 450 kg pro Kopf/Jahr (2013)) produzieren. Die Menge verkaufsfertiges Fleisch müsste um 41 Prozent reduziert werden (von 44 auf 18 Kilo).
Kein Poulet mehr
Auch die konsumierten Fleischarten würden sich massiv verändern. Während noch 73 Prozent der heutigen Rindfleischmenge produziert werden (9 anstatt 13 kg Rindfleisch pro Kopf) könnte, würde die Schweinefleischproduktion auf bis zu 32 Prozent (8 statt 24 kg verkaufsfertiges Schweinefleisch) der heutigen Menge sinken. Pouletfleisch müsste gemäss dem Greenpeace-Report vom Speisezettel verschwinden.
Hingegen könnten von den ökologisch genutzten Ackerflächen beachtliche Mehrerträge beim Getreide, den Kartoffel sowie dem Gemüse erwartet werden. Greenpeace fordert aber noch weitere Massnahmen: So seien zusätzliche Investitionen zum Erhalt der Landwirtschaftsfläche, für die Forschung und Entwicklung im Pflanzenbau und der Nutztierhaltung sowie unterstützende politische Rahmenbedingungen für die Betriebe vonnöten.
„Diese Ergebnisse zeigen, dass die Schweizer Landwirtschaft auch unter strengen ökologischen Vorgaben hohe Mengen an tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln produzieren kann“, lässt sich Agrarexpertin von Greenpeace Schweiz, Marianne Künzle, zitieren.
Um eine solchen Wechsel zu vollziehen, wäre aber ein Mitmachen der Konsumenten unumgänglich. Ob dieser den Wechsel vollziehen würden, ist aus heutiger Sicht mehr als fraglich.