In der Industrie anfallendes Kohlendioxid in unterirdische Lagerstätten zu pumpen, gilt als ein möglicher Ansatz im Kampf gegen den Klimawandel. Experten warnen: Gerade in grösseren Anlagen könnten Erdbeben die Folge sein. In Basel ist so etwas bereits vorgekommen.
Mark Zoback und Steven Gorelick von der Universität Stanford warnen im Fachblatt «Proceedings of the National Academy of Sciences» (PNAS) vor den möglichen Risiken der sogenannten CCS-Technik (Carbon Capture and Storage). Dabei wird das Treibhausgas Kohlendioxid, kurz CO2, zur Speicherung in die Erde gepresst - so soll verhindert werden, dass das Gas in die Atmosphäre gelangt.
Kleine Beben fatal für Dichtheit der Lagerstätten
Die Wissenschaftler argumentieren, dass die CCS-Technik aufgrund des enormen weltweiten CO2-Ausstosses nur im grossen Massstab Sinn habe - also wenn riesige Mengen in die Tiefe gepumpt würden. Gerade dann aber sei es riskant. Kleine Beben hätten zwar meist keine grossen direkten Schäden zur Folge - sie seien jedoch fatal für die Dichtheit der Lagerstätten und die Effektivität der CCS-Technik.
CO2 entsteht unter anderem bei der Verbrennung von Kohle in Kraftwerken. Beim CCS-Verfahren wird das CO2 zunächst von anderen Abgasen getrennt, gereinigt und dann unter hohem Druck verflüssigt. In dieser Form soll es unterirdisch gespeichert werden.
Geothermie-Beben in Basel
Wenn eine Flüssigkeit in tiefe Quellen gepresst werde, könne der sogenannte Porendruck ansteigen, schreiben die Forscher. Geschehe dies nahe bestimmter Verwerfungen, also von Bruchstellen im Gestein, könnten Erdbeben ausgelöst werden. So habe es im vergangenen Jahr mehrere kleine Beben in den USA gegeben, die bei der Injektion von Abwasser entstanden seien.
Erdbeben, die von Untergrund-Techniken ausgelöst wurden, gab es auch in der Schweiz schon. Ein Geothermie-Projekt in Basel, bei dem ebenfalls Wasser in die Tiefe eingepresst wurde, liess in den Jahren 2006 und 2007 mehrmals die Erde leicht beben.
CO2-Gas könnte wieder entweichen
Die Forscher schreiben, dass grosse Verwerfungen bei der Erkundung potenzieller CO2-Lagerstätten durchaus erkannt und grosse Beben so vermieden werden könnten. Kleine Bruchstellen würden jedoch leicht übersehen. Eine mögliche Folge: kleine Beben bei der CO2-Einpressung - mit der Gefahr, dass danach Gas aus undicht gewordenen Stellen entweicht.
«Um den gleichen Klimanutzen wie bei erneuerbaren Energien zu erreichen, darf nur weniger als ein Prozent des gespeicherten CO2 je tausend Jahre aus den Lagerstätten sickern», schreiben die Forscher.