
Im Frühling 2012 wurde die Milchmanufaktur Einsiedeln AG gegründet. Über 60 Bauernfamilien und weitere interessierte Personen haben sich am neuen Unternehmen beteiligt. Die Bauern haben heute einen besseren Milchpreis.
Max Hugelshofer, Berghilfe
Grosser Erfolg für die Milchmanufaktur und die Landwirtinnen und Landwirte: Ihre Leistungen der vergangenen Jahre wurden mit dem Prix Montagne gewürdigt. «Es ist ein unglaublich schönes Gefühl. Ich bin sehr stolz auf mein Team», sagte René Schönbächler, Gründer und Geschäftsführer der Milchmanufaktur, am Donnerstag bei der Preisverleihung in Bern.
Fairer Milchpreis
Das Unternehmen feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. «Wir fanden, dass jetzt der richtige Moment ist, um uns für den Prix Montagne zu bewerben. Dass wir den Preis nun tatsächlich nach Hause nehmen dürfen, ist einfach grossartig», so Agronom Schönbächler weiter. Die Idee einer Milchmanufaktur entstand aus seiner Abschlussarbeit. Die Ausgangslage: Die Milchpreise waren tief, mit der Gründung einer Käserei sollte die Wertschöpfung der Milchproduzentinnen und Milchproduzenten verbessert werden.
Aus der Milch aus der Region sollten Spezialitäten hergestellt werden. Gleichzeitig sollte die Käserei dank Erlebnissen und Gastronomieangebot selbst zum Treffpunkt werden. Das ist gelungen. Die Milchmanufaktur beschäftigt heute rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und kann ihren Milchlieferanten aus der Region Einsiedeln nach eigenen Angaben faire Preise bezahlen.
Auf und ab
«Ich finde es bemerkenswert, wie die Milchmanufaktur lokale Milch zu wertvollen Produkten verarbeitet und zugleich Erlebnisse schafft, die bis nach Übersee ausstrahlen. Diesen Mut und Pioniergeist bewundere ich – er zeigt, wie beherzt die Menschen in den Bergen sind», sagte Jurypräsident und Olympiasieger Dario Cologna.
Der Anfang war jedoch nicht einfach. René Schönbächler wurde zu Beginn belächelt. Doch andere erkannten das Potenzial – so auch Landwirt Markus Kälin. Kurz nach der Eröffnung der Käserei baute er seinen Stall um, um silofreie Milch produzieren zu können. «Am Anfang war es ein Auf und Ab», sagte Schönbächler. Doch seit gut zwei Jahren habe sich alles beruhigt, die Geschäfte liefen sehr gut, so der Bauernsohn.
Flexibilität zahlt sich aus
Wichtig für den Erfolg der Milchmanufaktur waren die Produkte. «Wir experimentierten am Anfang viel mit neuen Produkten und durften damit auch bei den Grossverteilern vorsprechen», sagt Schönbächler bei der Nomination zum Prix Montagne. Sein Team stand vor der Frage: Sollten sie einen Bergkäse produzieren wie viele andere? Oder brauchte es ein anderes Produkt? «Wir versuchten neue Wege zu gehen und boten den allerersten Bergmozzarella in der Region Zürich an», so Schönbächler. Die Flexibilität hat sich ausbezahlt.
Nebst Mozzarella und Bergkäse produzieren Käsermeister Dominik Schmidt und sein Team inzwischen auch diverse Mutschli, Fonduemischungen und Raclettekäse – viele davon preisgekrönt. Die Produkte gibt es in der Milchmanufaktur oder in Betrieben in der näheren und weiteren Umgebung.
Auszeichnung seit 2011
Bereits zum 15. Mal zeichnen die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) und die Schweizer Berghilfe wirtschaftlich erfolgreiche Projekte und Unternehmen aus dem Berggebiet aus, die nachweislich und beispielhaft einen Beitrag zur Wertschöpfung, zur Beschäftigung oder zu ökonomischer Vielfalt leisten.
Für den diesjährigen Prix Montagne wurden insgesamt 30 Projekte aus allen Landesteilen der Schweiz eingereicht. Aus diesen Projekten bestimmte die Jury unter der Leitung von Dario Cologna sechs Favoriten, wovon die Milchmanufaktur Einsiedeln den mit 40’000 Franken dotierten Prix Montagne gewann. Zusätzlich erhielt die Chamanna Cluozza den Publikumspreis Prix Montagne im Wert von 20’000 Franken. Er wird seit 2017 von der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft gestiftet. An der Online-Abstimmung um den Publikumspreis nahmen dieses Jahr rund 9200 Personen teil.
Neben der Milchmanufaktur und der Chamanna Cluozza waren auch Alpahirt aus Chur GR, «Berg & Bett» aus Unterwasser SG, Garde-Manger aus Ardez GR und Wohlis Kutschbetrieb und Ginas Reitschule aus Pontresina GR nominiert.





