Lebensmittel aus der EU, die Schweizer Vorschriften nicht erfüllen, dürfen seit einem Jahr hierzulande verkauft werden, wenn die nötige Bewilligung vorliegt. Grossverteiler verkaufen bisher aber nur ganz wenige dieser Artikel und geben sich ernüchtert.
Das «Cassis de Dijon»-Prinzip (CdD) gilt in der Schweiz seit dem 1. Juli 2010. Es sieht vor, dass in der EU und im EWR zugelassene Produkte ohne vorgängige Kontrollen auch in der Schweiz verkauft werden können. Eine Sonderregelung besteht für Lebensmittel.
Unterschiedliche Deklarationen
Um ein solches Produkt in der Schweiz zu vemarkten, benötigt es eine Bewilligung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Schweizer Hersteller könnten zudem Lebensmittel nach EU-Standards produzieren.
Im Lebensmittelsektor könne noch nicht viel eingespart werden, teilt Anita Gut, Sprecherin der Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS), mit. Hauptgrund sei die unterschiedliche Herkunftsdeklaration zwischen der EU un der Schweiz.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) kann noch keine Angaben zur Entwicklung der Preise im Zusammenhang mit «Cassis de Dijon» machen. Die Arbeiten seien noch im Gang, hiess es auf Anfrage.
Migros: Zwei Fruchtsirupe im Sortiment
Eine Umfrage der Nachrichtenagentur sda bei Grossverteilern gab es folgendens Bild: Die Migros hat zwei Fruchtsirups gemäss EU-Zulassung gelistet die sie von ihrer Getränke-Tochter Aproz im Wallis nach EU-Standard herstellen, diese enthalten nur 10 Prozent Frucht- und Zuckeranteil. Der Import von in der EU zugelassenen Lebensmittel sei für die Migros nur bedingt interessant, da sie neu zu etikettieren oder verpacken seien, sagte Mediensprecher Urs Peter Naef. Zudem seien die Preise schon vor dem CdD stark gesunken.
Coop mit französischen Spätzle und Frischkäse
Der Basler Detailhändler Coop verkauft zwei CdD-Produkte in der Romandie. Es handelt sich um elsässische «Spätzle» und ab kommender Woche einen französischen Frischkäse. Coop nehme bewusst keine mindere Qualität zu tieferen Preisen ins Sortiment aud, sondern wolle bessere Qualität zu attraktiven Preisen, sagt deren Pressesprecherin Denise Stadler. Das Potenzial für Preissenkungen sei geringer als erwartet, zudem seien dem CdD mit den Ausnahmeregeln die Zähne gezogen worden.
Aldi: Mozzarella und Stärkezusatz
Der Discounter Aldi hatte gemäss Sprecher Sven Bradke keine hoher Erwartungen. So hat der Discounter eine importierte Mozzarella und einen Stärkezusatz im Sortiment.
Konsumentenschutz: Qualität nicht generell gesunken
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) kümmert sich die Lebensmittel aus der EU. «Die Befürchtung, dass die Qualität generell sinken könnte, ist nicht eingetreten», stellt Geschäftsleiterin Sara Stalder fest. «Damit die Leute wählen können, sind jedoch lesbare Deklarationen wichtig».
Die SKS pocht deshalb auf die von Detaillisten als Kostentreiber und Handelshemmnis kritisierte Bezeichnung des Herkunftslandes, die in der Schweiz erforderlich ist. «Die EU denkt zurzeit darüber nach, sie ebenfalls wieder einzuführen», sagt Stalder.