Die Opposition im deutschen Bundestag heizt gemeinsam mit Europaparlamentariern die Debatte um Glyphosat weiter an.
In einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis vom vergangenen Dienstag fordern mehrere Dutzend Abgeordnete, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Vorarbeiten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sehr kritisch prüfen möge. Das BfR hält Glyphosat für unbedenklich. Die Politiker sehen viele offene Fragen, die die EFSA vor der Annahme ihres Gutachtens berücksichtigen müsse.
Verwiesen wird unter anderem auf die Einschätzung der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelten Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC), wonach es begrenzte Hinweise auf eine krebsauslösende Wirkung des Totalherbizids beim Menschen und ausreichende Belege für eine Kanzerogenität im Tierversuch gebe. An dem Brief beteiligt sind unter anderem Harald Ebner und Martin Häusling als agrarpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag beziehungsweise im Europaparlament sowie Dr. Kirsten Tackmann als Agrarsprecherin der Linksfraktion im Bundestag sowie zahlreiche weitere Politiker beider Parteien.
Als einziger CSU-Bundestagsabgeordneter unterzeichnete Josef Göppel, während sich im Europaparlament noch der Italiener Piernicola Pedicini vom Movimento 5 Stelle hinzugesellte. Die EU-Zulassung für Glyphosat läuft Ende 2015 aus; deshalb befindet sich der Wirkstoff derzeit in einem Überprüfungsverfahren. Deutschland ist dabei der federführende Mitgliedstaat, weshalb das BfR die Hauptarbeit der Risikobewertung übernahm. Der BfR-Bericht wird derzeit von der EFSA geprüft. Da die EU-Behörde auch die IARC-Ergebnisse berücksichtigen muss, hat die Kommission bereits angekündigt, die Entscheidung über die Neuzulassung von Glyphosat um sechs Monate hinauszuschieben. Sie dürfte im ersten Halbjahr 2016 getroffen werden.