Noch ein Kanal in Mittelamerika: Nach Panama soll jetzt auch Nicaragua eine Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik erhalten. Waren die USA einst in Panama federführend, so sind jetzt die Chinesen am Drücker.
Mit dem Projekt will Nicaragua dem Panamakanal Konkurrenz machen. Die Regierung von Präsident Daniel Ortega rechnet bereits während der Bauphase mit einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Später soll der Kanal Millionen an Gebühren in die Staatskasse spülen.
Chinesisches Unternehmen hält 49 Prozent
Mit chinesischer Hilfe will Nicaragua den Kanal zwischen Atlantik und Pazifik bauen. Die Nationalversammlung des mittelamerikanischen Landes billigte am Donnerstag mit grosser Mehrheit die Erteilung einer Konzession zum Bau und Betrieb des Kanals an das Unternehmen HKND Group in Hongkong.
Neben der Wasserstrasse sind eine Eisenbahnlinie, eine Ölpipeline, zwei Häfen und ein Flughafen geplant. Für den Bau werden 40 Milliarden US-Dollar veranschlagt. HKND Group soll 49 Prozent der Aktien halten, der Staat Nicaragua 51 Prozent.
Der Abgeordnete der Regierungspartei FSLN, Jacinto Suárez, sagte während der über dreistündigen Debatte im Parlament, von dem Mega-Projekt würden alle Branchen des Landes profitieren. Zudem schaffe der Bau zahlreiche Arbeitsplätze.
Kritik wegen kurzer Prüfung
Oppositionsführer Eduardo Montealegre kritisierte das Gesetz hingegen als verfassungswidrig, betrügerisch und schädlich für die Interessen Nicaraguas. «Ohne vorherige Prüfung und nach eintägiger Beratung will die Regierung einer ausländischen und unbekannten Firma die Konzession erteilen», sagte Montealegre.
In einem «Marsch für die Souveränität des Volkes» waren vor der Abstimmung Dutzende Demonstranten vor die Nationalversammlung gezogen, wie die Zeitung «El Nuevo Diario» berichtete. Auf ihren Transparenten war zu lesen «Ortega verkauft das Vaterland» und «Freies Nicaragua».


