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Gruyère AOP: Mengenkürzung soll US-Zollhammer auffangen

US-Präsident Donald Trump sorgt mit einem Zollsatz von 39 Prozent für Unruhe in der Schweiz. Stark betroffen ist auch die bekannte Käsesorte Gruyère AOP. Die bereits angekündigte Mengenkürzung soll den befürchteten Exporteinbruch abfedern.

Reto Blunier |

Das Weisse Haus hat die Schweiz auf einer am Donnerstag veröffentlichten Liste mit einem Zollsatz von 39 Prozent aufgeführt. I n Kraft treten sollen die Massnahmen am 7. August. Der nun bestätigte Satz liegt sogar noch höher als die im April von Trump angekündigten 31 Prozent.

Zweitwichtigster Exportmarkt

Für Schweizer Unternehmen, die in die USA exportieren, ist das ein Schock – das Geschäft droht wegzubrechen. Auch die bekannte Käsesorte Gruyère AOP ist betroffen: Ein Drittel der ausgeführten Menge entfällt auf die USA, den zweitwichtigsten Exportmarkt.

In den vergangenen drei Jahren wurden durchschnittlich 4000 Tonnen in die Vereinigten Staaten geliefert – 2024 wurde mit 4341 Tonnen gar ein Rekord erzielt. Zum Vergleich: In die EU gehen jährlich rund 7500 Tonnen Gruyère AOP. Insgesamt werden jährlich rund 32'000 Tonnen des wertschöpfungsstarken Käses verkauft, davon knapp 13 Prozent in die USA.

Dieses Geschäft ist nun akut gefährdet. Die Sortenorganisation Gruyère AOP nimmt die «einseitige und ungerechtfertigte Entscheidung der US-Regierung zur Kenntnis», heisst es in einer Mitteilung von Freitagmittag. Sie geht davon aus, dass Teile des US-Geschäfts wegbrechen werden. Die hohen Importzölle würden an die Konsumenten weitergegeben. Zudem befürchtet die Organisation, dass der Käse bei US-Detailhändlern aus dem Sortiment fällt, weil der Absatz aufgrund der massiv höheren Preise zusammenbrechen dürfte. Denn bereits jetzt gehört der Gruyère AOP zu den Premium-Käsen.

Produktionskürzung

Bereits Mitte Juli hatte die Sortenorganisation eine Produktionskürzung um drei Prozent beschlossen. «Das soll es ermöglichen, dem unvermeidlichen Rückgang der Verkäufe in den Vereinigten Staaten zuvorzukommen», heisst es weiter.

Trotz der Hiobsbotschaft zeigt sich die Sortenorganisation zuversichtlich. Die Werbemassnahmen in den USA werden vorerst fortgesetzt. Zudem hofft man, dass der Bundesrat den derzeitigen Zollsatz noch herunterverhandeln kann. Man verweist auch auf andere wichtige Märkte – etwa die EU. Und: «Eine Neuausrichtung der Werbestrategie ist nicht ausgeschlossen», hält die Sortenorganisation fest.

«Wir müssen mit seinen 39 Prozent arbeiten», sagte der Präsident der Sortenorganisation, Pierre-Ivan Guyot, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Gesamtsituation der Lagerbestände und der Verkaufszahlen des Käses seien gesund.

Hoher Milchpreis bei Gruyère

Der Sortenorganisation Gruyère AOP gehören 1600 Milchproduzentinnen und -produzenten, 165 Käsereien, 60 Alpkäsereien sowie 11 Affineure an. 2024 wurden 31’136 Tonnen Käse produziert – 1000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2021 waren es 33'435 Tonnen. Der Konsum stieg 2024 auf 31’703 Tonnen – rund 1000 Tonnen mehr als im Vorjahr.

Gemäss dem Milchmarktbericht des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) erzielten die Gruyère-AOP-Produzenten 2024 mit durchschnittlich 90,48 Rp./kg den höchsten Milchpreis. Am wenigsten erhielten die Emmentaler-AOP-Produzenten mit 73,68 Rp./kg.

Für die 1600 Milchproduzierenden ist die Nachricht aus Washington keine gute Kunde. Zwar erzielen sie im Vergleich zu anderen grossen Käsesorten den mit Abstand besten Milchpreis. Doch es wird sich zeigen, ob die Mengenkürzung von drei Prozent ausreicht – oder ob sie künftig (noch) mehr Milch in preislich tiefere Kanäle liefern müssen.

Im Juli hielten die Schweizer Milchproduzenten in einem Bericht fest, dass 10 Prozent der Schweizer Käseexporte in die USA gingen. Der Regierungswechsel in Washington zeigt sich in den Absatzzahlen. Von Januar bis Mai 2025 waren die Exporte in die USA um 631 Tonnen (-18,9 Prozent) niedriger als im Vorjahreszeitraum.

 

Kommentare (3)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Hanspeter Ziegler | 02.08.2025
    Habe ich da etwas falsch verstanden.
    Ist es nicht so dass Lebensmittel und Landwirtschaftliche Produkte nicht von den Straffzöllen betroffen sind.
    Oder geht es hier einfach darum den Milchpreis zu kürzen?
  • Wälchli Urs | 01.08.2025
    Kann einer garantieren, dass diese Milch auch nichtmehr produziert wird oder was geschieht mit ihr?
    • Werner Locher | 02.08.2025
      Diese Frage spricht die eigentliche Krise an: Einschränkungsmilch ist eigentlich überflüssige Milch, und solche sollten wir in der Schweiz gar nicht produzieren. Aber dies will die Milchbranche nicht durchsetzen.
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