Beste Früchte und Beeren produzieren ist eines. Auf dem Hotzenhof in Baar werden diese zu erlesenen Spezialitäten verarbeitet. Mit diesen hat die Familie schon Auszeichnungen geholt und vermarktet sie weit über die Region hinaus.
Auf dem Hotzenhof gibt es keine halben Sachen. Es dauert nicht lange, bis Vater Hermann Hotz ihr Betriebsmotto bekannt gibt: «Entweder richtig oder gar nicht.» Eine echte Herausforderung, wenn man die Fülle von Aufgaben näher betrachtet. Während der Saison von Mai bis Oktober ist fast jede Minute geplant. Auch die Freizeit. «Das Handy ist für uns eine grosse Hilfe», sagt Bernadette Hotz (51). Als Beispiel der Hofladen, der an sechs Tagen bedient ist. Sobald jemand über die Türschwelle geht, klingelt dieses. «So kann ich zwischendurch anderes erledigen.»
Volle Wertschöpfung
Auf der Hälfte des 20 Hektaren Betriebs wachsen Niederstammbäume sowie über 100 Hochstammbäume, zwei Drittel davon Kirschen. Für die Produktion ist der 24-jährige Sohn Philipp zuständig. «Wir ernten jährlich 350 Tonnen Früchte. Wenn die Jungpflanzen in Ertrag kommen, werden es rund 500 Tonnen sein», weiss der Obstbaufachmann, der sich im Südtirol weiteres Wissen geholt hat.
Im Verarbeitungsraum hinter dem Hofladen werden Kirschen entsaftet und Spezialitäten hergestellt. Auch andere Produzenten können ihre Früchte auf dem Hotzenhof verarbeiten lassen. An der Decke hängen Lautsprecher und ein Beamer. «Wir zeigen unseren Gästen die Verarbeitung live, auf Wunsch auch in Englisch», so Hermann Hotz (50). Nebenan ist das Brennstübli, wo Destillate, Liköre und Fruchtweine kreiert werden.
Grosser Kundenkreis
Für ihren Kirschenlikör holten sie letztes Jahr eine Goldmedaille am Wettbewerb der Regionalprodukte. «Unser Apfelsaft wird entkeimt und filtriert, bei nur 62 Grad pasteurisiert, so erreichen wir das Maximum an Aroma, und den Geschmack als fünften Sinn», erklärt Hermann Hotz. Die Äpfel werden gepflückt, Fallobst ist verpönt.
Ein weiteres Standbein ist die Vermarktung. «Wir haben hier abseits der Durchgangsstrasse keinen Standortvorteil. Aber dank dem, dass an unseren Events bis 300 Personen auf unserem Hof sind, finden die Erzeugnisse ihre Abnehmer. Speziell sind die Geschenke, die auch online zusammengestellt werden können.» Diese haben schon den Weg bis in Königshäuser gefunden. Der Betrieb erledigt alle Zollformalitäten für ausländische Abnehmer. Neben der Gästebewirtung ist die eineinhalbstündige «Farm-Safari» ein Renner. «Wer keinen Humor hat, ist fehl am Platz – sonst muss er es lernen», schmunzelt der «Bauer des Jahres 2009».
Kurs der AP 14-17 haarsträubend
An der Stallwand hängt eine Tafel mit einer brauen Kuh. «Das ist noch Nostalgie, seit bald 25 Jahren. Mein Vater war leidenschaftlicher Viehzüchter. Doch als wir den Betrieb 1994 übernommen hatten, kam die BSE-Krise, und wir hätten mit dem Kurzstand in den Stallbau investieren müssen. So entschlossen wir uns zur Umstrukturierung», erzählt er. Belächelt, ja ausgelacht sei er worden mit seinen Ideen. «Aber wir haben diesen Schritt noch keine Minute bereut, obwohl wir nicht weniger arbeiten als vorher.» Viel Wert wird auf langjähriges Personal gelegt. Dies vermindert den Koordinationsaufwand.
Als Präsident der IG Direktvermarktung findet er den Kurs der AP 14–17 «haarsträubend». Die produzierende Landwirtschaft verliere an Stellenwert. Kleinere Betriebe mit Spezialkulturen, die Arbeitsplätze schaffen und die viele Produkte für die Imagewerbung für die Landwirtschaft generieren, «schauen in die Röhre».
hotzenhof.ch
Der Hotzenhof in Deinikon wird in der 12. und 13. Generation von Hermann und Bernadette Hotz mit Sohn Philipp und fünf Mitarbeitenden sowie zehn Teilzeitfrauen bewirtschaftet. Auf dem Hof (12 ha Eigenland und 8 ha Pachtland) werden Obst, Gemüse, Früchte und Beeren nach ÖLN-Richtlinien produziert. Diese werden zu Konfitüren, Sirup, Trockenobst, Fruchtsäften, gebrannten Wassern, Likören und Fruchtweinen weiterverarbeitet. Diese Erzeugnisse und spezielle Geschenkideen werden direkt ab Hof oder an Wochenmärkten verkauft. Auch Coop Zürich und Zentralschweiz führt Hotz-Produkte. Wichtiges Standbein ist die Eventgastronomie. Bis 300 Personen können bewirtet werden. ral