Forscher der ETH Zürich und der Universität Genf haben eine Maniokpflanze gentechnisch so verändert, dass sie mehr vom wichtigen Vitamin B6 erzeugt. Noch gibt es Hürden auf dem Weg zu den Bauern und Konsumenten.
Die stärkereichen Speicherwurzeln und die Blätter der Maniokpflanze sind das Grundnahrungsmittel für Millionen von Menschen, vor allem im Afrika südlich der Sahara. Das Problem ist ihr äusserst geringer Vitamingehalt, vor allem von Vitamin B6, wie die ETH Zürich am Donnerstag mitteilte.
Auch in der Nachfolgegeneration
Viele Menschen litten deshalb unter Mangelerscheinungen, die zu Herzkreislaufkrankheiten, Diabetes oder Nervenkrankheiten führen könnten. Das Forscherteam um Herve Vanderschuren von der ETH Zürich hat nun zwei Gene der Modellpflanze Ackerschmalwand, die den Code für die B6-Vitaminherstellung tragen, in Maniok eingepflanzt.
Feld- und Gewächshausexperimente ergaben, dass die beiden Manioklinien mit den eingefügten Genen unter verschiedenen Bedingungen ein Mehrfaches an Vitamin B6 bildeten als normaler Maniok. Dies war auch in Nachfolgegenerationen der Fall. Die Ergebnisse wurden nun im Fachjournal «Nature Biotechnology» publiziert.
Viel weniger Wurzeln benötigt
Von der neuen Sorte müsse ein Mensch nur 500 Gramm gekochte Wurzelmasse oder 50 Gramm Blätter täglich essen, um seinen Vitaminbedarf zu decken, erklärte der beteiligte ETH-Pflanzenbiotechnologe Wilhelm Gruissem. Von herkömmlichem Maniok wären dazu 1,3 Kilogramm pro Tag nötig.
Die Forscher hatten zuvor mehrere hundert Manioksorten aus Afrika auf ihren natürlichen B6-Gehalt getestet und fanden keine, die einen ähnlich hohen Gehalt aufwies. Das neue Merkmal müsste als nächstes durch normale Zucht oder biotechnologische Methoden in kommerziell erhältliche Maniokpflanzen eingebracht werden.
Gesetze für Gentech-Anbau fehlen
Die Forscher haben die Methode nicht patentiert, sondern wollen sie nach eigenen Angaben allen Interessierten kostenlos zur Verfügung stellen. Vanderschuren hofft, dass unter anderem von ihnen ausgebildete Biotechnologen in afrikanischen Labors die Technologie unter Bauern und Konsumenten verbreiten werden.
Derzeit sei in vielen Ländern die Gesetzgebung für den Anbau von transgenen Pflanzen noch nicht geregelt, zudem sei die Verbreitung von Maniok-Stängelschnittgut für den Anbau nicht überall effizient organisiert, sagte Vanderschuren, der das Maniokforschungsprogramm der ETH Zürich leitet.
Die Regierungen von Kenia und Nigeria hätten inzwischen Gesetze für Feldversuche mit genveränderten Pflanzen erlassen. Dies sei ein wichtiger Schritt, damit die neuen Sorten unter Feldbedingungen getestet werden könnten, sagte Vanderschuren. Um den Anbau von genveränderten Pflanzen zu erlauben, müssten die jeweiligen Parlamente aber erst noch weitere Gesetze ausarbeiten.


