Die Bakterienerkrankung Mortellaro ist seit Jahrzehnten bekannt. Sie ist in der Mehrzahl aller Rindviehställe ein Problem. Vorbeugende Massnahmen sind zentral. Dazu gehören die Haltung und die Klauenpflege. Wie sieht es bei Euch aus? Macht mit bei unserer Umfrage zum Thema Mortellaro.
Danja Wiederkehr beschäftigt sich an der Hochschule Hafl mit Mortellaro. Das sei keine neue Krankheit, betont sie: «Mortellaro wurde bereits in den 1970er-Jahren erstmals beschrieben. Es ist eine Faktorenerkrankung, über die man heute noch nicht alles weiss.»
Jüngere eher gefährdet
Bekannt ist, dass die Genetik eine grosse Rolle spielt, nicht jedes Tier ist gleich anfällig. «Grundsätzlich sind jüngere Kühe stärker gefährdet, an der Bakterieninfektion zu erkranken», weiss Danja Wiederkehr, «doch spielen die Grundgesundheit der Tiere, die Fütterung, das Management und die Haltung eine grosse Rolle bei der Vorbeugung.»
In 73 Prozent der Herden
Die Vorbeugung ist bei den Betrieben zentral, die noch kein Mortellaro im Bestand haben. Gemäss Zahlen der Vetsuisse-Fakultät Bern von 2011 sind das etwa 27 Prozent. Umgekehrt heisst das, dass 73 Prozent aller Herden betroffen sind. 29 Prozent der Milchkühe litten 2011 akut an Mortellaro. Und, so Danja Wiederkehr: «Vermutlich sind 2018 eher mehr Betriebe betroffen.»
Mortellaro-freie Betriebe müssen insbesondere darauf achten, dass zugekaufte Tiere ebenfalls aus Mortellaro-freien Betrieben stammen. «Und auch, dass Tierarzt, Besamer oder Klauenpfleger die Biosicherheitsrichtlinien einhalten», warnt Danja Wiederkehr, «es ist ratsam, dass sämtliche fremden Personen vor dem Stall die Stiefel wechseln oder sie lang genug mit einem Mittel desinfizieren, das alle Mortellaro-Bakterien abtötet. Eine gute Möglichkeit sind Überziehstiefel oder stalleigene Stiefel für Besucher. Weiter müssen alle Werkzeuge zur Klauenpflege möglichst nach jeder Kuh desinfiziert werden.»
Eine optimierte Fütterung, besonders in der Startphase, führt zu einem starken Immunsystem und dazu, dass die Bakterien eine weniger grosse Chance haben, die Kuh zu befallen. Die besten Klauen erreicht man mit einer im Jahresverlauf konstanten Fütterung, die über genügend Struktur verfügt. Plötzliche Futterumstellungen sind für den Pansen und für die Klauen Gift.
Schon bei Rindern
Regelmässige Klauenpflege und regelmässige Kontrollen, um die Läsionen so früh wie möglich zu erkennen, müssen schon bei Kälbern und Rindern erfolgen. Dies auch aus einem weiteren Grund: Akut erkrankte Tiere streuen die Bakterien stärker als solche mit chronischem Befund.
Bei der Entmistung gilt, dass der Schieber zehn bis zwölf Mal pro Tag laufen soll, damit die Klauen trocken bleiben. Auch der Spaltenboden müsse regelmässig gereinigt werden, warnt Danja Wiederkehr: «Die Bakterien überleben schlecht in trockenem Zustand, wenn viel Luft an die Klaue kommt. Hingegen gefällt es ihnen, wenn die Klaue nass ist und keine Luft herankommt. Gute Liegeboxen – etwa mit Kalkstroh – begünstigen das Abtrocknen der Klauen.»
Ausrottung fast unmöglich
Ist Mortellaro im Bestand, muss versucht werden, die Krankheit einzudämmen. Die Ausrottung der Bakterien ist praktisch unmöglich. «Ziel muss es sein, den Anteil akuter Läsionen unter zehn Prozent zu drücken», meint Danja Wiederkehr. «Tiere mit akuten Läsionen müssen auch aus Tierschutzgründen behandelt werden. Heute macht man das mit Verbänden, wobei aber Luft an die Klaue kommen muss.»
An Mortellaro erkrankte Kühe werden meist mit Antibiotika behandelt, die die Keime abtöten sollen. Eine Massnahme, die leider nicht immer zum Ziel führt. Die Bakterien ziehen sich ins Innere des Gewebes zurück, wo sie von den Medikamenten nicht erfasst werden können.