Derzeit sind viele Vögel mit Brüten oder der Versorgung der Nestlinge beschäftigt. Erste Jungvögel haben das Nest verlassen. Bei einigen Vogelarten (z.B. Amseln, Hausrotschwanz) wagen die Jungen den Sprung aus dem Nest bereits, bevor sie richtig fliegen können. Dadurch verringert sich das Risiko, dass ein Fressfeind alle Jungen frisst, wenn er das Nest entdeckt.
Selbst wenn sie noch nicht richtig fliegen können, so sind Jungvögel gut für das Überleben ausserhalb des Nests gerüstet. Sie dürfen zudem weiterhin auf die elterliche Fürsorge zählen und werden noch einige Zeit mit Nahrung versorgt. Jungvögel benötigen daher meist keine menschliche Hilfe, informiert die Vogelwarte in einer Medienmitteilung.
Hilfe nur bei akuter Gefahr
Manchmal landen Jungvögel bei ihrem ersten Ausflug allerdings an einem unglücklichen Ort, beispielsweise auf einer Strasse oder in unmittelbarer Nähe einer Katze. Befindet sich ein Jungvogel in akuter Gefahr, so ist ein wenig Unterstützung sinnvoll. Dabei würde es genügen, den Vogel in ein nahe gelegenes Gebüsch zu setzen, schreibt die Vogelwarte weiter. Der Geruch des Menschen stört die Vogeleltern nicht. Auch angefasste Jungvögel werden weiterhin umsorgt.
Wildtierstationen schlagen Alarm: Jeden Tag werden Jungvögel «gerettet», die man gar nicht einsammeln sollte. Die sogenannten «Ästlinge» sehen zwar noch klein aus, sie sind aber schon überlebensfähig. Sie werden von ihren Eltern immer noch betreut. #Jungvogel#Ästlingpic.twitter.com/F5iitbQ4GB
— SRF News (@srfnews) June 12, 2021
Ist man unsicher, ob die Vogeleltern in der Nähe sind, so empfiehlt die Vogelwarte den Jungvogel aus mindestens 50 Metern Distanz zu beobachten. Wenn er während einer Stunde nicht von den Eltern mit Futter versorgt wird, solle die Pflegestation kontaktiert werden. Der Gang zu einer Pflegestation wird dann nötig, wenn man verletzte Vögel oder kaum befiederte Nestlinge am Boden auffindet. Da die Haltung und Pflege einheimischer Singvögel nicht nur Fachwissen, sondern auch eine kantonale Bewilligung erfordert, ist auf eine Aufzucht zu Hause zu verzichten.
Wann braucht ein Jungvogel Hilfe?
Gelegentlich kommt es vor, dass Vogelkinder tatsächlich zu früh aus dem Nest fallen. Solche Pechvögelchen sind verloren, wenn sie nicht in eine Pflegestation gebracht werden. Man erkennt sie daran, dass sie nicht herumhüpfen können und meist kaum befiedert sind.
Ist man unsicher, ob es sich wirklich um einen zu früh aus dem Nest gefallenen Jungvogel handelt, so empfiehlt es sich, ihn zu fotografieren und sich bei einer Pflegestation nach einer Einschätzung zu erkundigen. Ein Entscheidungsbaum hilft, richtig auf die häufigsten Situation zu reagieren.
Die Schweizerische Vogelwarte Sempach betreibt eine eigene Pflegestation. Diese kann unter Tel. 041 462 97 00 (Mo-Fr 8-12 Uhr und 13.30-17 Uhr) erreicht werden; an Wochenenden und Feiertagen ist ein Pikettdienst organisiert (9-12 Uhr und 13.30-17 Uhr).