Auch nach der letztgültigen Entscheidung eines britischen Gerichts will sich die Halterin des todgeweihten Alpakas «Geronimo» nicht mit dem Todesurteil abfinden.
«Mir wurde gestern gesagt, ich solle ihn selbst töten», sagte die Züchterin Helen Macdonald am Donnerstag im Interview des Senders ITV.
Gericht ordnet Tötung an
Die Halterin will jedoch weiter um das Leben des positiv auf eine ansteckende Krankheit getesteten Alpakas kämpfen, wie sie bereits zuvor betont hatte. Später am Donnerstag sagte sie der Nachrichtenagentur PA zufolge, das zuständige Ministerium habe ihr eine Frist bis Freitagabend um 17 Uhr eingeräumt.
Das Gericht hatte am Mittwoch ein endgültiges Todesurteil für «Geronimo» gesprochen. Die zuständige Richterin am Londoner High Court lehnte ab, eine einstweilige Verfügung zu erlassen, die das Tier noch einmal verschont hätte.
Tests in der Kritik
Auf Macdonalds Hof im westenglischen Dorf Wickwar fanden sich am Donnerstag erneut Aktivisten ein, um gegen die Vollstreckung des Urteils zu protestieren. «Alpaca Lives Matter» (deutsch: «Das Leben von Alpakas zählt») war auf einem ihrer Schilder zu lesen.
Das Schicksal des Alpakas, das zweifach positiv auf eine ansteckende Rindertuberkulose getestet worden war, hatte zuletzt über England hinaus Schlagzeilen gemacht. Das britische Umweltministerium hatte die Tötung des Tieres veranlasst, um weitere Erkrankungen zu vermeiden. Halterin Macdonald ist jedoch der Meinung, die Tests seien unzuverlässig, und hält «Geronimo» für gesund.
Strassensperren und Barrikaden
Mittlerweile hat Macdonald eine Webcam eingerichtet, über die Interessierte «Geronimo» rund um die Uhr beobachten können sollen. Die Unterstützer wollten sich laut eigenen Aussagen dem Tötungskommando für das Alpaka entgegenstellen – notfalls mit Strassensperren und Barrikaden.
Das Umweltministerium hatte der Züchterin am Mittwoch mitgeteilt, man wolle ihr Zeit geben, sich darauf vorzubereiten. Über die Webcam war am Donnerstag noch zu sehen, wie «Geronimo» auf der Wiese stand. Ursprünglich stammen Alpakas aus den südamerikanischen Anden. Doch mittlerweile werden die Klein-Kamele in Europa gezüchtet.
Jede Woche 500 Rinder entfernt
Der Streit um das Alpaka dauert schon einige Wochen. Die Regierung beharrte auf ihrer Position, dass Geronimo sterben müsse. Dies deshalb, weil er an Rindertuberkulose erkrankt ist. Das hätten zwei Tests bestätigt, so die Regierung unlängst. Ein Gericht hatte sich Anfang August hinter die Entscheidung gestellt und der Regierung nun 30 Tage Zeit gegeben, Geronimo einzuschläfern.
Rindertuberkulose bereitet britischen Landwirten grosse Probleme, zumal die Erreger auf Menschen überspringen können. «Jede Woche müssen allein in England 500 Rinder aus Herden entfernt werden, um die Ausbreitung zu stoppen», schrieb Umweltminister George Eustice in der Zeitung «Mail on Sunday» Anfang August. «Hinter jedem dieser Fälle steht ein Bauer, der Verluste und Tragödien erlitten hat.»


