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Handel boykottierte Märkte

Im Kanton Bern herrscht momentan dicke Luft zwischen Viehhandel und Bauernverband. Verschiedene Vorkommnisse führten dazu, dass die Händler auf den Berner Oberländer Märkten keine Fresser mehr kauften.

Doris Grossenbacher |

 

 

Im Kanton Bern herrscht momentan dicke Luft zwischen Viehhandel und Bauernverband. Verschiedene Vorkommnisse führten dazu, dass die Händler auf den Berner Oberländer Märkten keine Fresser mehr kauften.

Im März spielte sich auf den Berner Oberländer Viehmarktplätzen Unerfreuliches ab. Die Bauern mussten sämtliche ihrer aufgeführten Mastremonten (Fresser) unter 161 Tagen wieder mit nach Hause nehmen, weil sie kein Händler kaufte. «Die Händler haben die Märkte boykottiert», empört sich Markus Lüscher, Landwirt und Vorstandsmitglied des Berner Bauernverbandes Lobag.

Kurze Freude

Erst im Februar 2015 hatte die Lobag die privatrechtlich organisierte Vermarktung dieser Kälber im Berner Oberland in Absprache mit dem Kanton und der Proviande gestartet. Denn seit dem Sommer 2014 war es wegen einer Verordnungsanpassung nicht mehr möglich gewesen, Fresser, welche jünger als 161 Tage sind, an den ordentlichen Schlachtviehmärkten zu versteigern.

«Je nach Region und Saison betrug der Anteil solcher Tiere auf den öffentlichen Märkten bis zu 70 Prozent», erklärt Andreas Wyss, Geschäftsführer der Lobag, die Bedeutung dieser Tierkategorie. «Im Jahresdurchschnitt waren es immerhin ein Viertel aller Tiere.» Die Märkte seien zudem ein wichtiges Instrument für die Preisbildung. Als einziger Kanton hat deshalb der Kanton Bern auf Wunsch der Produzenten und pünktlich auf die angebotsstärkste Zeit von Februar bis Mai das Vermarktungs-Projekt gestartet. 

Es gibt kein Kontingent

«Anfänglich liefen die Verkäufe gut», berichtet Wyss. Dann, am 4. März, sei auf dem Markt in Saanen, der Hochburg der Fresseraufzucht, kein einziges der 56 angemeldeten Tiere gekauft worden. Auch auf den Märkten in Zweisimmen, Frutigen, Boltigen und Oey mussten die Bauern jeweils sämtliche Tiere wieder heimführen. «Der Frust der Landwirte war verständlicherweise gross», ärgert sich der Geschäftsführer.

Doch was ist der Grund für den Boykott? Die offizielle Erklärung ist, dass die Händler für diese Tiere keine Importkontingente mehr erhalten. «Diese Kontingente sind wichtig, damit wir die Tiere zu konkurrenzfähigen Preisen verkaufen können», sagt Peter Bosshard, Geschäftsführer des Schweizerischen Viehhändlerverbandes. Weiter begründet der Handel, dass die Tiere unter 161 Tagen oft zu wenig robust seien und zu stark als «Säufer» anstatt als «Fresser» aufgezogen wurden. Der daraus entstehende Zusatzaufwand  werde zunehmend von den Mästern nicht mehr akzeptiert.

«Machtdemonstration»

Hört man sich aber in der Branche um, wird klar, dass noch andere Gründe mitspielten. «Auf einem Marktplatz beschimpfte ein Lobag-Vorstandsmitglied die Händlerschaft», heisst es. Die Boykotte seien eine Machtdemonstration des Handels gegenüber der Lobag. «Das hat auch mit den geplanten Tränkerauktionen im Kanton Bern zu tun», bestätigt ein Händler. Diese würden viele Händler ihre hohen Margen bei den Tränkekälbern kosten.

An einer Aussprache letzte Woche konnte keine Einigung zwischen den Parteien erzielt werden. Die Lobag sieht sich daher gezwungen, das Projekt per sofort zu beenden. «Wir suchen weiter nach einer Vermarktungslösung», verspricht Wyss.

Christoph Bach, Landwirt aus Turbach BE, überlegt sich, ob er seine Fresser in Zukunft bereits als Tränker verkauft oder den direkten Kontakt mit einem Mäster sucht. Auch Markus Lüscher meint: «Nach solchen Vorkommnissen müssen wir Bauern mittelfristig andere Vermarktungsansätze in den eigenen Reihen suchen.»

 

Fresserhandel

Die Aufzucht von Mastremonten wird vor allem in den Berggebieten praktiziert. Die Milchbetriebe tränken die Kälber, bis sie an einen Grossviehmastbetrieb verkauft werden. Da die Aufzuchtbetriebe meist keinen Silomais füttern, können sie die Fresser aber nicht vollständig auf die Mastration umstellen. Dies kann auf den Mastbetrieben zu Problemen führen. Das grösste Angebot an Fressern unter 161 Tagen besteht im Frühling vor der Alpsaison. Dann wollen die Bauern die Ställe leeren. «Aber auch im Winter wären wir froh, wenn wir die Fresser unter 161 Tagen verkaufen könnten, da wir sonst ein Platzproblem haben», erklärt Christoph Bach, Landwirt aus Turbach BE. Es gibt auch spezialisierte Fresseraufzuchtbetriebe, die Tränker zukaufen, abtränken und auf die Mastration umstellen.  gro

 

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