«Hanf ist unser Hoffnungsträger»Viele Obstbauern sind immer noch geprägt von den Feuerbrand-Erfahrungen aus dem Jahr 2007. Seitdem ist einiges in Bewegung gekommen. Vor allem in der Verwendung von Hanf liegen grosse Hoffnungen.
2007 wird als das Katastrophenjahr in Sachen Feuerbrand bezeichnet. Vom 13. April bis am 5. Mai notierte Guido Schildknecht von Hochstammobstbau Schweiz ununterbrochen Infektionstage. Der Verlust vieler wertvoller Obstbäume war die Folge. Seither intensivierte sich aber auch die Beschäftigung vor allem mit alternativen Möglichkeiten in der Bekämpfung des Feuerbrandes. Dies wurde an der Fachexkursion von Hochstammobstbau Schweiz auf dem Hof der Familie Schildknecht in Mörschwil klar.
Alternativer Schutz
«Wir konnten doch nicht zusehen, wie ein wunderschöner Hochstammobstbaum nach dem anderen gefällt werden sollte», sagte der Obstbauer. Deshalb kletterte er in den vergangenen Jahren nicht nur stundenlang auf den Bäumen herum und schnitt möglichst alle befallenen Stellen weg. Er begann auch, mit alternativem Pflanzenschutz zu experimentieren. Auf seinen biologischen Pflanzenschutzplänen steht der Einsatz von Kupfer, Schwefel und Hanf im Vordergrund. Aber auch weitere Mittel wie Pirimor und Delfin waren zu finden.
Hanf aus eigener Zucht
Den Hanf züchtet Schildknecht in einer Kultur gleich selber. Er erzählte, dass er auf einen Liter Wasser 100g getrockneten Hanf nehme. Beides koche er drei bis vier Stunden und presse die Masse danach aus. Bei der Anwendung verwende er 1,5 bis 3l Konzentrat auf 1000l Wasser. «Im Hanf liegen all unsere Hoffnungen», sagte er.
Er sei sich aber auch bewusst, dass die Wirkung des Hanfs nicht einwandfrei bewiesen sei. Dazu müsste man intensivere Anstrengungen mit Versuchen und Vergleichen unternehmen. Doch in einem behielt Schildknecht recht. Seine Anstrengungen haben zur Folge, dass alle seine Obstbäume in einmaliger Pracht auf der Wiese stehen. Er zeigte dem Fachpublikum ein 150-jähriges Musterexemplar von einem Hochstammobstbaum. Ein weiteres ist der Bonapfelbaum, der weit ausladend auf seinem Betrieb steht. «Hätten wir uns nicht gewehrt, so wäre wohl der eine und andere Baum der Kettensäge zum Opfer gefallen», sagte er. «Für uns ist es eine wahre Freude, unsere Bäume in so gesundem Zustand und in vollem Behang zu sehen.» Er sagte dies im Wissen darum, dass viele seiner Bäume wohl Feuerbrand gehabt, die Infektion aber gut überstanden haben.
Weitere Forschungen
An diesem Punkt setzte der Agroingenieur Franz Felder an. «Es hat sich gezeigt, dass wir den Feuerbrand nicht ausrotten können», erklärte er. «Er ist immer latent da, auch wenn wir alle sichtbaren Infektionsherde beseitigen. Also müssen wir lernen, mit ihm zu leben.» Er forderte die Forschung auf, die Dynamik im Feuerbrand besser auszuleuchten und herauszufinden, ob es langjährige Bewegungen in der Stärke eines Infektionsausbruchs gebe. Daraus könnten weitere Schlüsse für die Bekämpfung gezogen werden. Zudem müsse man mit dem Durcheinander aufräumen, das in der Schweiz herrsche. Zu gross seien die kantonalen Unterschiede beim Umgang mit Feuerbrand.