Stickstoffemissionen lassen sich nicht nur beim Güllen vermeiden. Auch effizient gefütterte Kühe scheiden weniger Stickstoff aus. Das will der Bund belohnen. In einem Pilotprojekt senken Bauern deshalb den Milchharnstoffgehalt.
In den meisten Schweizer Kantonen können die Bauern an Ressourcenprogrammen teilnehmen. Am bekanntesten ist der Einsatz des Schleppschlauchverteilers zur Reduktion der Verluste von Stickstoff (N). Nun prüfen der Bund und mehrere Kantone eine Erweiterung des Massnahmenkatalogs.
Jährlich Wert um 2mg/dl senken
Dazu starten das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und die Landwirtschaftsämter der Kantone Graubünden, Uri, Ob- und Nidwalden, Zug und Schwyz in diesen Tagen ein Pilotprojekt. Es soll klären, inwieweit auch Geld erhalten soll, wer den Harnstoffgehalt in der Tankmilch senkt. Dieser dient als Indikator für die Stickstoffeffizienz der Fütterung. «Es ist erwiesen, dass eine ausgewogene Milchviehfütterung zu einer Reduktion der N-Ausscheidungen führt», erklärt Eva Wyss vom BLW. Da die Fütterung aber schwer zu bewerten sei, wolle man im Projekt den Harnstoffwert in der Tankmilch als Kennziffer nutzen.
Massgebend für die Teilnahme am Pilotprojekt ist der durchschnittliche Harnstoffgehalt von 2012. Er muss beim Start zwischen 12 und 35mg/dl liegen. Laut Projektbeschrieb sollen die Bauern diesen Wert pro Jahr um mindestens 2mg/dl senken. Sie erhalten dafür einen jährlichen Beitrag von 75 Franken pro Milchkuh und pro Milligramm gesenktem Milchharnstoff. Für Harnstoffwerte unter 10mg/dl gibt es kein Geld mehr. Harnstoffmessungen auf der Alp werden nicht gewertet.
Skepsis vorhanden
Zum Versuch, der bis 2015 dauert, gehört auch eine obligatorische Betriebsberatung, die mit 250 Franken pro Jahr entschädigt wird. Wyss erklärt: «Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, abzuschätzen, mit welchen Massnahmen die einzelnen Bauern den Harnstoffgehalt senken werden und was das für Auswirkungen auf die N-Effizienz des Gesamtbetriebes hat.» Dies solle das Pilotprojekt zeigen. «Wenn sich unsere Erwartungen bestätigen, sollen die Massnahmen auch den Bauern in anderen Kantonen zur Verfügung stehen», so Wyss.
Peter Kunz, Fütterungslehrer an der HAFL, ist skeptisch. Der Harnstoffgehalt in der Milch werde hauptsächlich vom Verhältnis von pansenverfügbarer Energie zu pansenverfügbarem Stickstoff beeinflusst. «Bei zwei Rationen mit unterschiedlichem Rohproteingehalt kann so der gleiche Milchharnstoffgehalt resultieren, obschon bei der Ration mit mehr Rohprotein die Stickstoffausscheidung pro Kuh und Tag höher ist.»