Vater und Söhne, die gemeinsam eine Farm führen, müssen nicht miteinander konkurrieren, wie Alex und Kevin Taylor im südafrikanischen KwaZulu-Natal Midland beweisen. Sie glauben an gegenseitigen Respekt, Besonnenheit, gutes Finanzmanagement und dass nur eine Person der Chef sein kann.
Landwirte in den KwaZulu-Natal Midlands halten die Gegend um Middelrus für ein hartes Pflaster für Farmer. Es fällt nur wenig Regen und wegen Landreformen ist praktisch kein Farmland mehr verfügbar. Dennoch haben Alex und Kevin Taylor es bisher geschafft, erfolgreich eine Farm mit Rindern, Schafen und Ziegen zu betreiben. Als AK Taylor & Son sind sie schon 34 Jahre lang Partner auf der Farm.
2'500 Hektaren
Ihre Zusammenarbeit ist im Laufe der Zeit in der Agrarszene der Region auf grosse Anerkennung gestossen. Die Wurzeln der Taylors als Farmer in Middelrus gehen fünf Generationen zurück. Alex begann seine Farmkarriere im Jahr 1951, als er Pferde, Rinder und Schafe zu halten begann. Er ist mittlerweile eines der ältesten Mitglieder der Mooi River Farmers' Association, der er 1952 beigetreten ist. Kevin – in Middelrus geboren und aufgewachsen – verliess 1980 die Schule und begann direkt danach, gemeinsam mit seinem Vater die Farm zu bewirtschaften.
Zusammen steigerten sie die Grösse ihrer Farm auf eigene rund 1'700 Hektar sowie zusätzlich gepachtete 800 Hektar. Sie halten eine 1'400 Stück grosse Rinderherde, 150 südafrikanische Mutton Merino-Schafe sowie 300 Ziegen. Dazu pflegen sie 7 Hektar Raygrass und Wiesen als zusätzliches Futter für die weidenden Tiere. In Middelrus beträgt die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr rund 650 mm (im Schweizer Mittelland zwischen 1'000 und 1'500mm). "Wir haben die Farm während 13 Jahren gemeinsam bewirtschaftet", erzählt Alex. "Aber als ich meine 70 Jahre erreicht hatte, beschloss ich, mich nur noch auf die Buchhaltung zu konzentrieren. Kevin war kompetent genug, die Farm selbst zu managen."
Respekt und Struktur
Gegenseitiger Respekt zwischen Vater und Sohn können der Schlüsselfaktor sein, der erfolgreiches Wirtschaften erlaubt. Aber es gibt weitere Faktoren, die mitspielen. "Das wichtigste ist, dass es auf der Farm nur einen Chef geben kann – und wer dies nicht ist, muss es akzeptieren", sagt Alex. "Eine Farm kann nicht optimal funktionieren, wenn mehr als eine Person Anweisungen erteilt. Seit Kevin die Farm übernommen hat, gibt nur er die Instruktionen", sagt Alex.
Das heisst aber nicht, dass nur Kevin alles entscheidet: Gibt es für die Farm eine neue Idee, so wird diese im Detail diskutiert, bevor es zur endgültigen Entscheidung kommt. Geht es zum Beispiel um eine Anschaffung, so werden die Pros und Kontras besprochen, ob die Farm sie sich leisten kann und ob sie überhaupt benötigt wird. Nur wenn Alex und Kevin wirklich überzeugt sind, wird die Anschaffung getätigt. "Wir treffen immer überlegte Entscheidungen und handeln nie überhastet", sagt Kevin.
"Es kommt nur sehr selten zu Meinungsverschiedenheiten zwischen uns. Aber wenn es welche gibt, so versuchen wir einen Kompromiss zu erreichen." Kevin geht dann auf einen Spaziergang raus auf die Farm, um seine Gedanken zu ordnen. Sein Vater tut dasselbe in seinem Büro. "Danach erreichen wir immer einen praktikablen Kompromiss", sagt Kevin.
Die letzte Farm der Gegend
Die Taylors betreiben die einzige noch verbliebene kommerzielle Farm mit Tierhaltung in der Gegend. Alle anderen weissen Farmbesitzer haben entweder ihr Land verkauft oder dieses aufgrund von Landreformen verloren. Doch Alex und Kevin sagen, sie hätten sehr gute Beziehungen zur benachbarten Mnchunu-Gemeinde. "Es hilft sehr, dass unsere Familie das Land schon so lange bewirtschaftet", sagt Kevin. "Die Beziehung zwischen uns und der Mnchunu-Gemeinde hat sich über Generationen entwickelt. Es hilft auch, dass ich hier geboren wurde und fliessend Zulu spreche."
Die Gemeindemitglieder beanspruchen das Land der Taylors nicht, weil Kevin dort geboren ist und sie es als respektlos erachten würden, ihn von dort zu vertreiben. "Im Gegenzug helfe ich den Tierhaltern der Gemeinde ihre Tiere zu impfen und lasse sie unsere Anlagen zum Tränken der Tiere mit benutzen. Wir haben zusammen eine Win-Win-Situation", erklärt Kevin. Mit den anderen Tierhaltern arbeitet er auch eng zusammen, wenn es darum geht, Viehdiebstähle zu verhindern.
Kredit nur für Land
Alex hat immer so geplant, dass er im Falle seines Todes keine Schulden für Kevin und dessen Familie hinterlässt. Soweit möglich, haben Alex und Kevin deshalb stets alles vollständig und in bar bezahlt. Ihre Zahlungsphilosophie ist in der Region bekannt und sie werden dafür respektiert. Einzig für die Erweiterung des Farmlandes haben sie einen Kredit aufgenommen. "Banker mögen uns nicht, weil sie mit uns kein Geld machen können", grinst Alex. "Wir haben nie länger als sechs Monate gebraucht, um einen Kredit für neues Land zurück zu bezahlen."
Alex hat die Farm stets unter Beobachtung und notiert sich, wie viele Vorräte für den Monat benötigt werden. Weil sie kein Geld verschwenden wollen, planen die Taylors vorsichtig und schauen, dass Ende Monat kaum mehr Vorräte an Lager sind. Auch wenn Alex alles im Blick hat, mussten die beiden mittlerweile einen Berater für Steuerfragen engagieren. Ein neues Steuersystem habe dies nötig gemacht, beklagt sich Alex. Er hat aber noch immer die volle Kontrolle darüber, wie viel Geld von der Farm weggeht und wie viel reinkommt.
Weitere Erweiterung möglich
Er ist sich sicher, dass der einwandfreie Zahlungsleumund sie zu begehrten Kunden der Lieferanten macht. "Wenn zum Beispiel ein Traktor kaputt geht, können wir es uns nicht leisten, ihn lange still stehen zu lassen.", erklärt er. "Weil wir gute Kunden sind, garantieren uns die Firmen in solchen Fällen eine rasche Hilfe und der Traktor ist schnell wieder fahrtüchtig." Doch nicht nur mit den Lieferanten, auch mit den Angestellten erachtet Alex eine gute Beziehung für sehr wichtig. "Ich bin absolut überzeugt, dass ein Lachen, ein ‚Guten Morgen', ‚Danke' oder ‚Bitte' viel dazu beitragen. Mach, dass jemand sich anerkennt fühlt und er wird dich ebenso anerkennen."
Die Farmerweiterungen wurden auch mit dem Gedanken durchgeführt, die grösser werdende Familie zu versorgen. Kevin und seine Frau Sue haben mittlerweile drei Kinder. Diese interessieren sich schon sehr für das Familiengeschäft und vielleicht müssen die Taylors die Farm in Zukunft erneut erweitern.
Durchschnittliche Preise im Supermarkt
1 Ei: 1,60 Rand (13 Rappen)
400 g Weissbrot: 5,90 Rand (50 Rp.)
1 Liter Milch: 10 Rand (85 Rappen)
1 Poulet gefroren (1 kg): 24 Rand (2 Fr.)
2,5 kg Maismehl: 16,50 Rand (1,40 Fr.)
Preise der Supermarktkette Pick n Pay in KwaZulu Natal
Umrechnungskurs vom 12. Juni 2014