Angesichts sinkender Hartweizenpreise und der gleichzeitigen Verteuerung von Teigwaren beklagt Italiens mitgliedsstärkster Landwirtschaftsverband Coldiretti «eine Marktverzerrung» zugunsten der Nudelhersteller.
Aus den Erhebungen des Osservatorio, der Preisüberwachungsstelle des Landwirtschaftsministeriums, gehe hervor, dass der Preis für Hartweizen seit der ersten Jahreshälfte 2022 um 30 % gesunken sei, während der Preis für Teigwaren deutlich zugelegt habe.
Hinzu kommt laut Coldiretti, dass die Nudelpreise stark variieren. So koste ein Kilogramm Pasta in Mailand 2,27 Franken (2,30 Euro), in Rom 2,17 Franken (2,20 Euro), in Neapel 1,82 Franken (1,85 Euro) und in Palermo lediglich 1,47 Franken (1,49 Euro).
Vorwürfe zurückgewiesen
Für die Tonne Hartweizen wurden laut Verbandsangaben im ersten Halbjahr 2022 im Mittel 541,94 Franken (550 Euro) gezahlt. Heute koste diese je nach Marktplatz und Sorte zwischen 354,72 Franken und 384,28 Franken (360 Euro und 390 Euro).
Diese Preissenkungen seien jedoch bei den Teigwaren nicht ersichtlich. Den Vorwurf von Coldiretti wies der Vorsitzende des italienischen Lebensmittelverbandes (UiF), Riccardo Felicetti, zurück. Zum einen schwanke der Hartweizenpreis ständig, zum anderen sei es nicht die Teigwarenindustrie, die diesen Preis bestimme, sondern der globale Markt.
Zudem koste der importierte Hartweizen, anders als oft behauptet, durchschnittlich 10 % mehr als der italienische.
Konsumentenschützer nicht überzeugt
«Und wir sind es leid, dass Coldiretti immer wieder zur Vermutung über mutmassliche Spekulationen ansetzt, mit der Absicht unsere Kunden zu verwirren», so Felicetti.
Die Teigwaren, die heute vom Verbraucher eingekauft würden, seien mit Hartweizen hergestellt worden, der vor Monaten gekauft worden und damals viel teurer gewesen sei. Hinzu kämen die bis vor kurzem noch sehr hohen Energiepreise.
Die Konsumentenschützer überzeugten diese Argumente jedoch nicht. Der Vorsitzende des Nationalen Verbraucherverbandes, Massimiliano Dona, berichtete, dass 500 g Pasta in Sonderaktionen im August 2021 für 0,58 Franken (0,59 Euro) angeboten worden seien, heute für 1,27 Franken (1,29 Euro).
Die Unternehmen, die die höheren Produktionskosten in den vergangenen Monaten an die Konsumenten weitergegeben hätten, müssten jetzt, wo die Energiepreise gefallen seien, ihre Produktpreise auch wieder senken, forderte Dona.


