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„Heimat ist das neue Bio“

Psychologe Stephan Grünewald sieht einen Zusammenhang zwischen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und dem wachsenden Bedürfnis der Menschen nach einem regionalen Bezug. Dieses Fazit hat er in einem Interview der Dezember-ausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz (dbk) gezogen.

 

 

Psychologe Stephan Grünewald sieht einen Zusammenhang zwischen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und dem wachsenden Bedürfnis der Menschen nach einem regionalen Bezug. Dieses Fazit hat er in einem Interview der Dezember-ausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz (dbk) gezogen.

 „Wir befinden uns im dritten Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise. Psychologisch betrachtet handelt es sich um eine Glaubens- und Vertrauenskrise. Die Menschen haben das Gefühl, dass unsere Maximierungskultur abgewirtschaftet hat. Zwar funktioniert oberflächlich noch alles, der Arbeitsplatz ist noch vorhanden, der Geldautomat wirft noch Geld aus. Gleichzeitig schwelt aber das Gefühl, dass uns der Absturz droht“, erklärte Grünewald gegenüber der "dbk".

Heimant wird mit der Suche nach Regeln und fürsorglicher Qualität verbunden

Das erschütterte Vertrauen in das Wirtschaftssystem und zum Teil auch in die politischen Akteure würde von den Menschen mit einer Rückkehr in die regionale Überschaubarkeit kompensiert. „Heimat“ sei dabei „das neue Bio“, weil Heimat für einen überschaubaren Kosmos stehe, sagt der Grünewald. Mit Heimat verbinde man auch fürsorgliche Qualitäten und die Suche nach Regeln oder neuer Moral.

So achteten die Konsumenten beim Einkauf verstärkt auf regionale Produkte und ob die Hersteller Nachhaltigkeitsregeln befolgt hätten. Auch seien die Menschen durchaus bereit, für solche Produkte, die mit dieser „heimatlichen Fürsorglichkeit“ verbunden würden, einen höheren Preis zu bezahlen.

Widersprüchliche Konsumenten

Die Landwirte als Produzenten der Nahrungsmittel müssten sich aber bewusst sein, dass die Konsumenten in sich widersprüchlich seien, führte Grünewald aus. Einerseits feilsche der Verbraucher im Discounter um jeden Cent, andererseits wolle er aber gleichzeitig das Gefühl haben, dass das gekaufte Fleisch von einem Tier sei, das auf der Weide gestanden habe.

Dabei konstruiere der Verbraucher ein romantisches Bild von Landwirtschaft, wie es auf einigen Wurstverpackungen zu finden sei, wo der Bauernhof in hügeliger Landschaft liege und sich Rind und Schwein friedlich auf der Weiden tummelten.

Der Konsument sehe die Bauern dabei in der Fürsorgepflicht für alles, was wachse und gedeihe, während der Konsument selber die Hoffnung hege, dass diese friedvolle Harmonie über den Verzehr der Produkte in das eigene Leben einkehre. Andererseits bekämpfe der Verbraucher alles, was die Romantisierung und sein konstruiertes Idyll störe.

An den Haltungsbedingungen messen lassen

Entscheidend ist deshalb nach Ansicht von Grünewald, dass der Konsument bei sämtlichen Formen der Tierhaltung einen Ausgleich zwischen Effizienz und verträglichen Lebensbedingungen für die Tiere empfindet. Ebenso wichtig sei es, dass die Realität kein ungutes Gefühl beim Konsumenten verursache.

Voraussetzung dafür sei „eine gewisse Ästhetik“, die aber nicht per Bildbearbeitung entstehe dürfe, sondern bereits in der realen Tierhaltungswelt vorhanden sein müsse, denn es könnten nur die Tiere „schön“ dargestellt werden, denen es auch gut gehe. Letztendlich müssen sich laut Grünewald die Landwirte an den Haltungsbedingungen in ihren Ställen messen lassen.

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