Rund 80 Landwirte aus ganz Europa nahmen vergangene Woche an der europäischen Hereford-Konferenz teil. Sie besichtigten unter anderem auch den Betrieb von Heidi und Walter Fässler in Bächli-Hemberg SG.
Ungewöhnliches ereignete sich kürzlich bei Heidi und Walter Fässler in Bächli-Hemberg. Auf dem abgelegenen und sonst ruhigen Betrieb kam plötzlich ein Hauch von Internationalität auf. Englisch, Spanisch, Hochdeutsch, aber auch Schwedisch, Finnisch und andere Sprachen beherrschten die Szene auf der Barenegg im Toggenburg.
Sie liegt hoch oben auf 1142 Meter über Meer mit Blick auf Säntis und Speer. Der Grund waren rund 80 Landwirte aus ganz Europa, die angereist waren, um im Rahmen der europäischen Hereford-Konferenz diesen Betrieb anzuschauen.
Betrieb vorgestellt
In idyllischer Umgebung also stellte Walter Fässler seinen Mutterkuhbetrieb mit den total 41 Hektaren vor. Auf 16 Hektaren Weideland hält er 31 Kühe und 16 Nachzuchttiere. Dazu kommen Stiere für den Verkauf. Die internationale Gesellschaft staunte nicht schlecht, dass Fässlers Tiere von Mitte Oktober bis Mitte Mai im Stall bleiben und dass auf der Barenegg pro Jahr 1800 bis 2000 Millimeter Niederschlag fällt.
Als Futter dienen den Tieren die Weide, Heu und Silage. Für die Besamung greift Fässler im Moment vor allem auf kanadische Genetik zurück. «Internationale Genetik ist wichtig, damit wir europafähig bleiben», erklärte er. Die Abkalbung erfolgt vor allem im Sommer auf der Weide. «Damit kann ich den Infektionsdruck tief halten.»
Begeisterter Züchter
Walter Fässler hat 1998 mit der Mutterkuhhaltung begonnen, damals noch mit Angus. «2002 aber waren wir an der europäischen Hereford-Konferenz», sagte er nach der Präsentation. «Da war schnell klar, dass sich diese Rasse für unsere Begebenheiten am besten eignet.» Er kaufte einen Stier, merkte aber bald, dass er ansonsten in der Schweiz nur schwierig an die Genetik herankam.
«Ich begann deshalb, selber auf der ganzen Welt nach passenden Samen zu suchen und diese über Swissgenetics zu bestellen.» Seine Begeisterung ist inzwischen so gross, dass er während seiner Ferien den Kontakt zu seinen Kollegen im Ausland pflegt.
Anpassungsfähige Tiere
Genau so geht es Monika und Ulrich Spechtmeyer. Sie führen in Deutschland seit 25 Jahren einen Nebenerwerbsbetrieb mit 24 Hektaren und 40 Tieren. «Alle Hereford-Züchter sind glücklich mit dieser Rasse», erzählten sie. «Bei uns sind die Tiere allerdings das ganze Jahr über im Freien. Und in der norddeutschen Ebene ist halt alles flach.»
Manfred Knaut kommt ebenfalls aus Deutschland und ist einer der sechs Teilhaber aneiner GmbH, die einen Betrieb mit 350 Hektaren und 110 Kühen, 150 weiblichen Nachzuchttieren und einigen Bullen führen. «Hereford ist die Fleischrasse Nummer eins auf der Welt», sagte er. «Ich mag diese Tiere aber auch, weil sie sehr anpassungsfähig und genügsam sind. Sie fühlen sich auch auf schwierig zu bewirtschaftenden Flächen wohl und geben hervorragendes Fleisch.»
Grösse nicht entscheidend
Andere Dimensionen herrschen bei José Bonica aus Uruguay. In seinem flachen und warmen Land leben 3,3 Millionen Einwohner. Die 12 Millionen Zuchttiere werden zu 90 Prozent für die Rindfleischproduktion verwendet. «Wir Uruguayaner essen mehr als 60 Kilo Fleisch pro Jahr», erzählte er.
«Trotzdem bleiben mehr als zwei Drittel des Fleisches für den Export.» Bonica selber bewirtschaftet 3000 Hektaren mit 2000 Hereford-Tieren. Er war beeindruckt von der Umgebung im Toggenburg und zudem einig mit seinen Kollegen: «Es kommt nicht auf die Grösse an, sondern auf die Begeisterung für Hereford.»
So zog Hans Baumann aus Schwellbrunn als OK-Präsident eine positive Bilanz der Konferenz. Er hatte zusammen mit seinen Helfern eine ideale Plattform geboten für den Gedankenaustausch unter den Fachleuten.