Die Fachtagung Milch an der Suisse Tier in Luzern widmete sich dem Thema Heumilch. In Österreich wird silofreie Milch unter diesem Label vermarktet.
Auf die Bilder im Kopf der Konsumenten kommt es an. Dies war die Haupterkenntnis aus der von den Schweizer Milchproduzenten (SMP) und den Zentralschweizer Milchproduzenten organisierten Fachtagung Milch. Andreas Geisler, Koordinator der Arge Heumilch aus Österreich, erläuterte, dass in seiner Heimat rund 8000 Bauern rund 400 Mio. kg. Heumilch pro Jahr produzieren und für einen 3,5 Euro-Cent (4 Rappen) höheren Preis verkaufen können.
Bescheidene Auflagen
Dabei sei Heumilch nichts anderes als silofreie Milch. Die übrigen Auflagen sind sehr bescheiden. So muss die Milch ohne gentechnisch veränderte Futtermittel produziert werden, was in der Schweiz ohnehin Standard ist. Kraftfutter muss in einer Positiv-Liste aufgeführt sein. Es gibt aber keine Beschränkung der verfütterten Menge pro Kuh. Weiter dürfen keine industriellen Nebenprodukte verfüttert und kein Klärschlamm ausgebracht werden.
In der Schweiz wird massenweise silofreie Einschränkungsmilch aus Käsereien als gewöhnliche Industriemilch verarbeitet. Doch was machen die Österreicher besser? «Wir sind darauf gekommen, dass in städtischen Gebieten niemand das Wort silofrei kennt», erläuterte Geisler. Zudem würden die Konsumenten Botschaften vorab in Bildern aufnehmen: «Wir versuchen, mit dem Namen Heumilch in der Werbung ein ganz anderes Bild zu vermitteln.»
Für Adrian Felder, Käsereimilchproduzent und Präsident der Emmentaler-Käserei Mosigen, tönte das Wort Heumilch irgendwie bekannt: «Unsere Kühe fressen im Sommer Gras und im Winter Heu.» Doch im Unterschied zu Österreich spreche hier halt niemand von Heumilch. «Irgendjemand muss diese Bilder produzieren und transportieren», forderte er.
Coop wartet ab
Wäre Coop ein möglicher Partner für die silofrei produzierenden Milchbauern, um diese Bilder im Kopf der Konsumenten zu erzeugen und Heumilch zu verkaufen? Diese Frage stellte SMP-Präsident Peter Gfeller an Christian Guggisberg, Leiter Beschaffung Food Coop. Es mache keinen Sinn, wenn Coop zusätzlich zur Migros auch noch die nicht silofreie Wiesenmilch anbieten würde, begründete Gfeller.
Doch Guggisberg wollte trotz Sympathien noch nicht die Hand für eine Heumilch reichen. «Für uns geht die Strategie klar in Richtung Bio». begründete er. Der Entscheid, ob allenfalls nicht doch eine Heumilch eingeführt werden könnte, sei jedoch noch nicht definitiv gefällt: «Wir haben nur gesagt, dass wir die Wiesenmilch, wie sie jetzt da ist, nicht einführen werden.»