Lachs kommt fast zu über 95 Prozent aus dem Ausland. Das soll sich ändern. Im Kanton Glarus soll bis Mitte 2027 die grösste Schweizer Fischzucht entstehen. Es werden über 100 Millionen investiert.
Lachse gab bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Schweizer Gewässer zu beobachten. Doch die Elektrifizierung und der damit verbunden Bau von Flusskraftwerken machten dem Fisch die Rückkehr immer schwieriger. Auch Regulierwerke unterbrachen die Wanderrouten. Seit 1950 gilt der Lachs in der Schweiz als ausgestorben.
Im Südbünden wird bereits produziert
Seit über 10 Jahren wird versucht, die Fischart wieder anzusiedeln – das Unterfangen blieb bisher erfolglos. Im Elsass müssen bei den Wasserkraftwerken Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün Fischtreppen gebaut werden. 2027 soll es soweit sein.
Der in der Schweiz verzehrte der Lachs stammt zu rund 96 Prozent aus dem Ausland, entweder aus Fischfarmen oder aus Wildfang. Ein kleiner Teil stammt aus Lostallo im Kanton Graubünden. «Swiss Alpine Fish» züchtet in einer Indoor-Anlage seit 2017 den Fisch. Aufgrund guter Nachfrage wurde die Anlage erweitert. Die Produktionsmenge wurde so verfreifacht, auf über 600 Tonnen Lachs pro Jahr. Damit deckt «Swiss Alpine Fish» gemäss einem Bericht von «Watson» knapp fünf Prozent des schweizerischen Konsums ab. Insgesamt werden hierzulande 15'000 Tonnen abgesetzt.
Zwei Jahre bis zur Schlachtung
Nun soll der Schweizer Anteil weiter steigen. Die «Swiss Blue Salmon AG» will bis 2027 im Kanton Glarus eine führende Rolle übernehmen. In Mollis sollen auf rund 25'000 Quadratmeter Lachse gezüchtet werden. Insgesamt will das Unternehmen rund 130 Millionen Franken investieren und 50 Arbeitsplätze schaffen. «Die Unterzeichnung des Baurechtsvertrags mit dem Kanton Glarus ebnet den Weg für die Planungs- und Bewilligungsphase einer topmodernen landbasierten Kreislaufanlage für Atlantischen Lachs aus nachhaltiger Produktion», teilt das Unternehmen mit.
Bis ein Lachs geschlachtet wird, dauert es zwei Jahre. «Dann ist das Tier durchschnittlich fünf Kilogramm schwer. Für das Wohl der Tiere und ihre Gesundheit kommen modernste Technologien wie Sensoren, Bilderkennung, künstliche Intelligenz und Big Data zum Einsatz», sagt Gründer Ruedi Ryf. Bei voller Produktionsstärke soll die Anlage gemäss «20 Minuten» jährlich 3400 Tonnen Fisch liefern, was einem verzehrbaren Anteil von 1900 Tonnen entspricht. Das wären über 10 Prozent des schweizweiten Verbrauchs. Die Baueingabe soll Ende 2023 erfolgen. Der Baubeginn ist für die 2. Hälfte 2024 geplant. Der Markteintritt soll in der 2. Hälfte 2027 erfolgen. Gebaut wird auf einer Parzelle im Industriegebiet «Biäsche».
Gemäss dem Unternehmen entsteht in Mollis die grösste Fischzucht der Schweiz. Laut Ryf stammt 99 Prozent des Lachses aus dem Ausland. Wie er zu schweizerbauer.ch sagt, werden im Südbünden nicht 600 Tonnen, sondern lediglich 350 Tonnen pro Jahr. Zudem würden heute mehr als 15’000 Tonnen importiert. «Deshalb ist der Anteil von «Swiss Alpine Fish» bei maximal einem Prozent», so Ryf.
Nachhaltige Methode
Mit dem Bau der Anlage werde ein Teil der Produktion in die Schweiz geholt. «Wir leisten einen Beitrag bei der Entwicklung hin zu lokal und nachhaltig hergestellten Lebensmitteln. Dabei werden Arbeitsplätze geschaffen, die Ernährungssicherheit nimmt zu, das Klima und die Wildbestände werden geschont», so Ryf weiter.
Gemäss Swiss Blue Salmon wird die nachhaltigste Methode der Fischzucht eingesetzt. «In landbasierten Kreislaufanlagen wird 99% des Wassers rezykliert, was den Wasserverbrauch auf ein Minimum reduziert. Unser Partner Billund Aquaculture ist weltweit führend im Bereich der Kreislaufanlagen mit Anlagen in mehr als 20 Ländern», schreibt das Unternehmen auf der Website. Ein Knackpunkt bei der Fischzucht ist die Fütterung. Swiss Blue Salmon prüft, Fischmehl und Fischöl teilweise oder sogar ganz durch alternative Quellen wie Insekten, Hefe, Algen und Einzelligen Proteinen zu ersetzen.
zvg
Zufriedener Kanton
Nachhaltig will sich das Unternehmen auch in anderen Bereichen zeigen. Auf dem Gebäude entsteht eine 17'000 Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage. Zudem nutzt die Anlage in Mollis die Abwärme mit Wärmepumpen für die Produktion und die Heizung der Räumlichkeiten. Gekühlt wird mit Walensee-Wasser, «wodurch keine strombetriebene Kühlung nötig ist», heisst es weiter.
Erfreut ist man nach der Unterzeichnung des Baurechtsvertrages auch beim Kanton Glarus. Die Lebensmittelbranche werde weiter gestärkt. «Zur Schokolade von Läderach, zur Margarine von Grüninger, zur Mayonnaise von Guma und zum Schabziger von GESKA kommt der frische Glarner Lachs von Blue Salmon dazu. Das stärkt das regionale Nahrungsmittel-Cluster», sagt der kantonale Wirtschaftsförderer Andreas Mächler.
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