Vom Erlös der eigenen Produkte leben, davon träumen die Bauern in der Schweiz. In Russland sieht die Lage für den Betrieb «Schweizer Milch» nach 13 Produktionsjahren stabil aus, nun soll ausgebaut werden.
«Wir konnten in den vergangenen 13 Jahren eine gute Basis schaffen, auch finanziell», erzählt Hansjakob Michel, einer der Gründer von «Schweizer Milch.» Die 23 Leserreisende hören dem Auswanderer gespannt zu. «Wir können uns nun Gedanken machen, wie wir den Betrieb weiterentwickeln wollen», fährt Michel fort.
Produktesortiment erweitern
Konkret heisst das, eine Vergrösserung des heutigen 840köpfigen Viehbestandes, davon 420 Kühe und 100 tragende Rinder. Damit verbunden ist der Bau eines zweiten Milchviehstalles.
Auch die Milchverarbeitung soll neu ausgerichtet werden. Zurzeit wird die gesamte Milchmenge von 8 Tonnen pro Tag, auf dem Hof pasteurisiert und so verkauft. In Zukunft sollen auf dem Betrieb neben der Past-Milch auch andere Milchprodukte hergestellt und gemeinsam mit der Milch in den Verkaufsregalen angeboten werden. «Wir wollen ein ganzes Sortiment an Milchprodukten anbieten», sagt Michel.
Von Produkt leben
Sie würden noch von dem Produkt leben, das sie herstellen. Dies bedeutet auch: Wenn mehr produziert wird, dann wird auch mehr verdient. Daraus ergibt sich die unternehmerische Freiheit selber entscheiden zu können, was und wieviel man herstellen will.
«Wir können hier noch Bauer und Unternehmer sein», schwärmt der Landwirt. Eine weitere Chance wird im Verkauf von Zuchttieren gesehen. Russland hat nämlich einen Mangel an Milchkühen.
Für über 2'000 Franken
Im Januar konnten bereits 40 Kühe für einen umgerechneten Preis von 2’000 Franken pro Kuh verkauft werden. Im August sollen 60 Tiere verkauft werden, sie sollen im Schnitt noch ein um 500 Franken höheren Preis erzielen.
Die Milchkühe geben auf dem Betrieb «Schweizer Milch» im Schnitt 6 500kg Milch. Seit 6 Jahren wird auf den Einsatz von guter Genetik geschaut. Bei den Rindern wird nur gesexten besamt.
Milch ad libitum tränken
«Wir wollen unseren Bestand weiter verbessern, unser Ziel ist es eine Milchleistung von 8 000kg zu erreichen», sagt Marcel Bucher, der für die Tiere verantwortlich ist. Auch die Langlebigkeit und Fruchtbarkeit stehen zuoberst der Zuchtzielliste.
Jährlich ein Kalb, lautet die Devise. Die Kälber erhalten in den ersten 3 Wochen Milch ad libitum, danach wird der Milchkonsum eingeschränkt. «In den ersten drei Wochen brauchen die Kälber am meisten Energie», betont Bucher.
Mehrmals pro Tag kontrollieren
Mit 100 Tagen werden sie abgetränkt. Danach geht es in den frisch fertig gestellten Aufzuchtstall und auf die grossen Weiden. Die männlichen Kälber werden mit 3 bis 6 Wochen verkauft. Das Abkalbealter beträgt im Schnitt 27 Monate.
Während dem die Rinder und Galtkühe ganztags auf der Weide sind, geniessen die Milchkühe in der Nacht ihren Weidegang. Die Tiere draussen auf den Weiden werden bis zu vier Mal täglich kontrolliert und mit frischem Wasser versorgt.
Schichtbetieb beim Melken
Im Milchviehstall beginnen die vier Melkerinnen jeweils um acht Uhr am Morgen und dann noch einmal zwölf Stunden später, mit dem Melken. Insgesamt sind 12 Melkerinnen angestellt. Sie arbeiten immer in Schichten à vier Personen und bleiben während 24h auf dem Betrieb.
Danach haben sie 2 Tage frei bevor es zur nächsten Schicht geht. Selbstverständlich haben sie auf dem Betrieb auch Schlafmöglichkeiten. Die Kühe werden in einem 24er Melkstand gemolken und die Melkzeit beträgt jeweils 4 Stunden. Zurzeit stehen 360 Tiere in Laktation. Sie sind in zwei Leistungsgruppen eingeteilt.
Eiweisserbsen anbauen
Die Tiere erhalten zwar grösstenteils betriebseigenes Futter. Trotzdem sieht der Acker- und Futterbauverantwortliche, Florian Reichlin, der seit elf Jahren auf dem Betrieb ist, noch Verbesserungspotenzial.
«Wir wollen in Zukunft versuchen mehr Eiweiss, in Form von Eiweisserbsen selber zu produzieren.» Soja sei teuer geworden. Die Gesamtfläche des Betriebes umfasst 800 ha. Auf 200ha wird Mais angebaut und auf 90ha Triticale.