Der Berner Hausberg Gurten ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Stadtberner und Musikbegeisterte pilgern Jahr für Jahr zum Gurtenfestival dorthin. Just unterhalb des Festivalgeländes betreiben Susanne und Ruedi Balsiger den Hof Aebersold.
Alle kennen ihn zumindest vom Hörensagen: den Berner Hausberg Gurten. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet für die Stadtberner. Musikbegeisterte pilgern Jahr für Jahr zu Tausenden auf den Hügel, um am Gurtenfestival nationale und internationale Bands zu erleben. Just unterhalb des Festivalgeländes liegt ein anderer begehrter Platz zum Feiern: der Hof Aebersold oder "Highland Gurten", betrieben von Ruedi und Susanne Balsiger.
Herz für Hochlandrinder
Dass der Hof so nah am Festivalgelände liegt, stört das Paar nicht. Die Schlafzone des Musikfestivals, wo die Festivalbesucher ihre Zelte aufschlagen und nächtigen, ist auf seinem Land. Zudem hat Ruedi Balsiger schon vor rund 25 Jahren beim Aufbau der Infrastruktur des Anlasses mitangepackt und noch heute hilft er hin und wieder aus. Etwa wenn ein Lastwagen im Schlamm stecken bleibt.
Warum der Hof den Zweitnamen "Highland Gurten" trägt, wird schnell klar: Ruedi Balsiger hat eine Vorliebe für Hochland-Rinder. Die zotteligen Tiere haben es ihm angetan - weil sie ihm gefallen, aber auch, weil diese Rinderart sehr genügsam und pflegeleicht ist. Sie brauchen kaum Medikamente, der Tierarzt kommt nur zwei Mal im Jahr. Bloss auf den Parasitenbefall muss der Bauer immer wieder ein Auge werfen.
100 Tiere
Den Sommer verbringen sie quasi durchgehend auf der Weide. Wenn es hochsommerlich warm wird, verkriechen sich die rot-braunen Wuschelköpfe in den Schatten. „Riecht es dann gegen den Winter das erste Mal nach Schnee, stehen sie nullkomaplötzlich vor dem Stall und wollen rein“, schmunzelt der Bauer. Einmal im Tag schaut Ruedi Balsiger nach den Rindern, ansonsten brauchen die rund 100 Tiere im Sommer wenig Aufmerksamkeit.
Susanne und Ruedi Balsiger setzen neben der extensiven Mutterkuhhaltung mit Hochland-Rindern auf Events auf dem Bauernhof. Was mit einem regelmässigen 1. August-Brunch im Jahr 1999 auf dem Hof begann, hat sich langsam und stetig zu einem wichtigen Standbein der Familie entwickelt. Von Geburtstagsfeiern über Firmenanlässe bis hin zu Hochzeiten können auf dem idyllisch gelegenen Hof abgehalten werden. Der bis heute grösste Anlass war ein Firmenjubiläum mit 800 Gästen. „Da hatten wir das Glück voll auf unserer Seite“, betont Susanne Balsiger. „Wir hatten schönes Wetter, für das gute Ambiente bei einem so grossen Fest ein sehr entscheidender Faktor“.
Hufeisen und Gummistiefel
Ein beliebter Event, der auch auf dem Hof angeboten wird, sind die Highland Games, die das Paar mittlerweile an das Aktivreisebüro Berger Events in Herrenschwanden ausgelagert hat, weil es viel Betreuung braucht. Bei diesen Spielen schlüpfen die Teilnehmer schon mal in farbige Kilts, in Schottenröcke und versuchen sich im Tractor-Pulling, Kuhmelken, Hufeisen-, Baumstamm- oder Gummistiefelwerfen. „Manche legen sich dermassen ins Zeug, dass sie sich dabei eine Verletzung holen“, meint Susanne Balsiger.
Für die meisten ist aber ein Fest oder ein Essen auf dem "Highland Gurten" eine willkommene, entspannende Erholung und Labsal für Leib und Seele. Denn der hoch über Bern gelegene Bauernhof ist sehr gepflegt, die Festtische liebevoll mit Blumen geschmückt und vor dem Schopf stehen grosse Kübel mit Olivenbäumen. Der grüne Daumen von Susanne Balsiger kommt hier zum Ausdruck. Sie legt viel Wert auf das gepflegte Aussehen des Hofes.
Liebe zum Detail
Auch der extra für die Veranstaltungen umgebaute Maschinenschopf ist eine Augenweide. Geranien zieren die Hauswand und der Schopf wirkt wie ein neu gebautes Chalet. Im Inneren sind zahlreiche Holzstühle und Tische, alte Ski zieren die Wände. Man spürt die Liebe zum Detail und den innovativen Erfindergeist der beiden.
Die Gäste schätzen bei den Anlässen, dass sie sich hier nicht sorgen müssen, zu wenig auf den Teller zu kriegen. „Hier kann jeder so viel schöpfen, bis er genug hat“, ist Susanne Balsiger überzeugt. Ein Plus ist zudem, dass nichts serviert wird. Alles wird in Buffetform auf den selber gefertigten, schön geschmückten Marktständen angeboten, Getränke können selber geholt werden.
Rund 100 Anlässe
„Dieses unkomplizierte Konzept, bei dem sich jeder jederzeit seinen Nachschub oder Kaffee holen kann, hat sich mehr als bewährt“, ist sich Ruedi Balsiger sicher. „Die Leute schätzen diese ungezwungene Art, sich verköstigen zu können“. Unter den Gästen sind viele „Wiederholungstäter“. Wer einmal an einem Firmenanlass da war, kehrt für eine Geburtstagsparty oder eine Hochzeit wieder. Der Hof lebt von der Mund-zu-Mund-Propaganda. Mit Erfolg: Rund 100 Anlässe gehen hier im Sommer über die Bühne.
Der Gurten ist autofrei und so muss der Gast – nachdem er mit der Standseilbahn von Wabern bis zur Bergstation gefahren ist – 20 Minuten zu Fuss zurücklegen. Das ist kein Hindernis, sondern praktisch auch ein Verkaufsargument, findet Susanne Balsiger. Gerade das macht den Bauernhof mit den Events speziell. Hier muss jeder Gast erst einmal eine Runde gehen und kann die schöne Aussicht und die Natur wahrnehmen und geniessen. Für Bräute im weissen Hochzeitskleid wird da keine Ausnahme gemacht.
Regionale Produkte
Auf den Teller kommen immer nur frische und regionale Produkte. Dazu gibt’s natürlich hofeigenes Highland-Beef auf dem Grill. Die Edelstücke verkaufen die Balsigers dem Restaurant „Mille Sens“ in Bern. Damit Ruedi Balsiger das Know-How für die Küche hat, band er sich selber drei Winter lang die Kochschürze um und kochte in einem Berner Restaurant.
„Damit ich weiss, was ich von den Frauen will“, meint er schmunzelnd. „Heute habe ich eine „Tätschmeisterin“ für die Küche“. Unmittelbar neben der Küche grenzt ein winziger, weiterer Raum an. Eine gemütliche, kleine Bar. Die neuste Errungenschaft von Ruedi Balsiger soll hier in rund einem Jahr seinen Absatz finden. Der selbstgebrannte Whisky aus eigener Gerste. Die Bar dazu steht ja schon.






