Das Raufutterangebot im Inland ist momentan klein. Emd und Maissilage sind kaum mehr erhältlich. Experten zeigen im Folgenden Alternativen auf. Wer Futter zukauft, sollte dessen Qualität sofort überprüfen.
Heustöcke und Silos sind vielerorts weniger gut gefüllt als andere Jahre. Schuld sind die ungünstigen Wachstumsbedingungen im vergangenen Frühling und lokal auch die Sommertrockenheit. Unter dem nasskalten Wetter im Frühling litt auch die Futterqualität. So mancher Landwirt muss daher Raufutter zukaufen.
Emd ist ein rares Gut
«Im Heuhandel herrscht zurzeit gute Nachfrage», bestätigt Ruedi Zgraggen, Präsident des Schweizerischen Raufutterverbandes. «Belüftetes Heu und Emd aus dem Inland ist nur mässig verfügbar.» Im Laufe des Winters dürfte jedoch noch der eine oder andere Posten Emd zum Vorschein kommen. Bodenheu von guter Qualität, vorwiegend aus dem Ausland, sei noch in genügenden Mengen vorhanden.
Wer mit Luzerne den Proteingehalt seiner Ration aufbessern möchte, muss sich möglicherweise nach einer Alternative umsehen. «Bei den meisten Raufutterhändlern ist die Luzerne ausverkauft», weiss Zgraggen. Aus den wichtigsten Bezugsländern Frankreich, Deutschland, Italien und Holland sei mindestens zum aktuellen Zeitpunkt fast keine Ware zu bekommen. Langstieligere Luzerne aus Spanien und Luzernepellets seien aber noch verfügbar.
Das Angebot an Silage ist laut Zgraggen ebenfalls mässig. Mais- und Schnitzelballen seien über den Handel in kleinen Mengen erhältlich. Die belebte Nachfrage erkläre auch die angestiegenen Preise der verfügbaren Ware.
Jetzt kaufen oder warten?
Wer sein Futterlager nur knapp gefüllt hat, hat laut Ernst Flückiger, Futterbauberater am Inforama Emmental, zwei Möglichkeiten: «Wer nicht risikofreudig ist, kauft besser jetzt Futter ein.» Ansonsten könne auch zugewartet und auf einen frühen Frühling gehofft werden. «Sobald das Graswachstum beginnt, kann geweidet werden», sagt Flückiger. Ein zu früher Weidebeginn sei nicht möglich. Falls der Frühling aber auf sich warten lässt, müssten dann allenfalls höhere Futterpreise in Kauf genommen werden.
Um schlechte Nährstoffgehalte im Grundfutter aufzubessern, können die Kraftfuttergaben angepasst werden. «Wer das Kraftfutter gemeinsam mit seinen Nachbarn bestellt, kann von Mengenrabatten profitieren», rät Flückiger.
Oft Vertrauenssache
Eine andere Möglichkeit ist laut dem Futterbauexperten auch, die zusätzlichen Kraftfutterkosten zu sparen und mit einer etwas tieferen Milchleistung der Kühe zufrieden zu sein: «Dies ist aber nur mit einer Genetik möglich, welche dies auch verträgt.» Graswürfel sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, um den Gehalt einer Ration zu erhöhen. «Dafür müssen die Würfel aber von guter Qualität sein», sagt Flückiger. «Sonst sind sie auch nichts wert.»
Der Kauf von Raufutter birgt immer gewisse Unsicherheiten bezüglich der Qualität. Vor dem Handel sollte klar kommuniziert werden, welche Futterqualität gewünscht ist. Eine schriftliche Bestätigung der Abmachungen durch den Lieferanten wäre der Idealfall. Gemäss Ueli Wyss, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope, gestaltet sich dies jedoch oft schwierig, da der Händler die Ware oftmals nicht selber sieht und daher auch nicht kontrollieren kann. «Ein Vertrauensverhältnis unter den Handelspartnern ist daher besonders wertvoll», sagt Wyss.
Qualität sofort prüfen
Bei der Lieferung des Futters sollte die Ware sofort kontrolliert werden. Im Idealfall öffnen Käufer und Verkäufer gemeinsam eine Heu- oder Siloballe. Auch ohne Futteranalyse können Mängel zum Teil optisch oder am Geruch festgestellt werden. Stark verformte, nasse Siloballen oder solche mit Löchern sollten nicht angenommen werden. Verschimmeltes, muffiges Dürrfutter ist ebenfalls zurückzuweisen.
Wichtig ist auch, das Futter auf Problemunkräuter zu überprüfen. Mängel, wie Schimmelbefall in Siloballen, welche erst später entdeckt werden, sollten trotzdem gemeldet werden. «Nicht selten zeigt der Lieferant Goodwill und tauscht das Futter aus», meint Wyss. Beurteilungsschlüssel für die Futterqualität und Nährwerte können bei der Agridea bezogen werden (siehe Fussnote).
Der Richtpreis für Bodenheu von guter Qualität, gepresst, beträgt gemäss Raufutterverband aktuell 27Fr./100kg ab Hof. Für Ökoheu oder Heu aus nicht raigrasfähigen Lagen sinkt der Preis. Stängelreiches, altes Futter oder Heu mit tiefem TS-Gehalt ist ebenfalls weniger wert.
Formulare zur Einschätzung der Futterqualität unter www.agridea.ch ? agridea lindau ? Publikationen ? Fachgebiete ? Pflanzenbau ? Futterbau