Der Milchverarbeiter Hochdorf hat 2020 auf operativer Ebene wieder schwarze Zahlen geschrieben, nachdem im Vorjahr noch ein Riesenverlust resultiert hatte. Unter dem Strich resultiert weiter ein Verlust. Dieser fällt geringer aus als im Vorjahr. Für das laufende Jahr zeigt sich die Gesellschaft zuversichtlich.
Konkret wurde ein Umsatz von 306,2 Millionen Franken in der Berichtsperiode erzielt, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Das sind 33 Prozent weniger als im Vorjahr, was aber hauptsächlich auf den Verkauf der Tochtergesellschaft Uckermärker Milch zurückzuführen ist.
Wertberichtigung von 65,8 Millionen
Das Bruttoergebnis erhöhte sich trotz dieses deutlich tieferen Nettoumsatzes auf 94,3 Millionen Franken von 61,8 Millionen Franken und die entsprechende Marge auf 30,9 Prozent (Vorjahr: 14,1 Prozent). Dies zeige den positiven Effekt der beschlossenen und umgesetzten Portfoliobereinigung, heisst es weiter.
Beim EBITDA resultierte ein positiver Betrag von 13,9 Millionen Franken, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 74,7 Millionen Franken geschrieben worden war. Damit hielt Hochdorf die eigene Prognose eines positiven EBITDA ein.
Wegen Abschreibungen fiel der EBIT dagegen mit -67,9 Millionen Franken (-265,3 Millionen Franken) zu Buche. Die Abschreibungen beinhalten eine Wertberichtigung von 65,8 Millionen Franken auf Gebäude und Sachanlagen der Sprühturmanlage 9 sowie der dazugehörigen Dosenlinie. Nach Bereinigung um einmalige Sondereffekte ergibt sich ein leicht positiver EBIT von 2,3 Millionen Franken aus dem operativen Kerngeschäft.
Keine Dividende
Das Unternehmensergebnis liegt bei -70,3 Millionen verglichen mit -271,4 Millionen im Vorjahr. An die Aktionäre wird entsprechend erneut keine Dividende ausbezahlt.
Mit Blick nach vorne schreibt die Gesellschaft, dass 2021 nach den Jahren der Sanierung und Restrukturierung ein Jahr des Aufbruchs sei. Gleichzeitig gelte es, den eingeschlagenen Weg der finanziellen Gesundung weiterzuführen. Dafür konzentriere sich der Verwaltungsrat derzeit auf die Erarbeitung finanzstrategischer Optionen, welche unter anderem Kapitalmassnahmen beinhalten könnten, um die Bilanz weiter zu stabilisieren und ein nachhaltiges Unternehmenswachstum zu unterstützen.
Babynahrung: Neue Produkte
Hochdorf ist in zwei Geschäftsbereiche unterteilt. Der Bereich Babynahrung (Hochdorf Swiss Nutrition AG und Bimbosan AG) erzielte 2020 einen Netto-Verkaufserlös von 99.5 Mio. Fr. Nach Eliminierung der in 2019 vorgenommenen Wertberichtigungen auf Forderungen und dem Wegfall der Marktumsätze durch den Verkauf der Pharmalys Laboratories SA konnte Hochdorf den Nettoerlös trotz Wegfall eines Grosskunden und der Covid-19-Pandemie um 4% steigern.
Den grössten Umsatzanteil erzielt der Geschäftsbereich mit Verkäufen an Pharmalys. Die Bimbosan AG bewegte sich trotz Rückruf von Beikost-Produkten auf Vorjahresniveau und konnte den Marktanteil im Fachhandel auf etwas über 39% steigern. 2020 wurden neue Premium-Produkte lanciert. Zudem wurde neue Erzeugnisse, Babynahrung auf Ziegenmilch-Basis sowie eine vegane Säuglingsanfangsnahrung auf Basis von gentechnikfreiem Soja entwickelt, Ende 2020 unter der Marke Bimbosan auf den Schweizer Markt gebracht. Ausserdem wurde mit Babina Plus, eine Milchnahrung für heranwachsende Kinder und Jugendliche, in Mittelamerika lanciert.
Weniger Milch verarbeitet
Der Geschäftsbereich Food Solutions (ehemals Dairy Ingredients) erreichte einen Nettoerlös von 206.7 Mio. Fr. und ist somit für zwei Drittel des Konzernumsatzes verantwortlich. Die verarbeitete Flüssigmenge sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 14,2 Prozent auf 336 Mio. kg. Hochdorf führt den Rückgang auf die höhere Inland-Nachfrage nach Milchprodukten während des Shutdowns im Frühjahr und im Herbst/Winter 2020 zurück.
Dieser Geschäftsbereich soll künftig vermehrt wertschöpfungsstarke Produkte herstellen. Deshalb wurde im Werk Sulgen TG im Herbst 2020 der Aufbau eines Molkekompetenzzentrums gestartet. Dies soll die Entwicklung und die Produktion «hochwertiger funktionaler Halbfabrikate auf Molkebasis für die Anwendung in Baby Care- und High-Protein-Produkten ermöglichen», schreibt Hochdorf. Wichtige Baby-Care-Halbfabrikate müssen so nicht mehr zugekauft werden. Damit soll die interne Wertschöpfung deutlich steigen.
2021 Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent
Wegen der Prüfung solcher Optionen hatte die Gesellschaft Anfang März die ursprünglich auf den 15. März terminierte Veröffentlichung des Geschäftsergebnisses auf den 12. April verschoben.
2021 erwartet die Hochdorf-Gruppe trotz der nach wie vor anhaltenden Unsicherheiten bezüglich der Covid-19-Pandemie einen Netto-Verkaufserlös im Bereich von 260 bis 300 Millionen Franken und ein ausgeglichenes Jahresergebnis auf Stufe EBIT.
Dies bedeute für die neue Hochdorf-Gruppe ohne die Uckermärker Milch, die Marbacher Ölmühle und die Zifru Trockenprodukte ein organisches Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent, so die Gesellschaft weiter.