Schottische Hochlandrinder sind nicht nur Respekt einflössend, sondern auch selbstsicher, gutmütig und charakterstark. Das kam am ersten Highland Cattle-Workshop in Dietwil AG klar zum Ausdruck. Mit Bildergalerie.
Richter und «Fieldsman» (Ausbilder von Richtern in Schottland) Iain MacKay war eigens für den Workshop aus Schottland angereist — dem Land, in welchem seit 1884 ein Rassenclub besteht (die Highland Cattle Society Schottland) und das mit über 1000 Mitgliedern in drei verschiedenen Untersektionen über den wohl grössten Erfahrungsschatz in Sachen Hochlandrinderzucht weltweit verfügt.
Von MacKays immensem Wissen profitieren konnten gut 30 aus allen Teilen der Schweiz angereiste Kursteilnehmer.Aufgebaut war der Kurs in vier Themengebiete: Zähmen, Führen, Stylen und Präsentieren eines Hochlandrindes. Praktische Übungsmöglichkeiten waren jederzeit vorhanden, jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin durfte sich in den Ring begeben, um die gelernten Tipps gleich eins zu eins in die Tat umzusetzen.
Zeit und Vertrauen
Zeit, Geduld, Ruhe, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten — dies sind die Zutaten, aus welchen ein erfolgreicher Umgang mit Hochlandrindern oder jeder anderem Tier besteht. Ein Tier wird sich immer an unserer eigenen Körpersprache orientieren, wird die Ruhe oder eben die Nervosität seines Pflegers übernehmen. Umso wichtiger ist es, dies betonte MacKay mehrmals, dass der Mensch, der das Vertrauen eines Tieres gewinnen will, die richtigen Signale sendet und umgekehrt die vom Tier ausgesandten auch richtig zu interpretieren versteht. Wenn man dies schafft, kann jedes Tier halfterführig werden. Bei den einen könne es länger dauern, aber wenn man sich einem Tier respekt- und liebevoll nähert, wird es Vertrauen zu «seinem» Menschen gewinnen und dadurch eine Selbstsicherheit erlangen, die es auch in einem fremden Umfeld ruhig bleiben lässt.
Tiere richtig stylen
Vor allem im Hinblick auf die Präsentation in einem Show-Ring gab MacKay den Teilnehmern viele wertvolle Tipps, zeigte, worauf der Halter selber achten muss: wie das Tier vorzubereiten, zu «stylen» und zu präsentieren ist. Dabei ist weniger oft mehr, denn ein guter Richter wird in jedem Fall die Mängel an einem künstlich «aufgebretzelten» Tier erkennen und das Tier und seine Halter dementsprechend auf einen hinteren Rang verweisen.
Für die Vorbereitung solle man sich Zeit nehmen, das Tier Wochen oder gar Monate vorher in kleinen Schritten an das ungewohnte Halfter, das Führen, das Verhalten und die Haltung im Ring vorbereiten, diese zeitliche Investition zahle sich aus. Man darf nun gespannt sein auf die Ergebnisse dieses Workshops anlässlich der 13. Highland Cattle Show in der Markthalle Rothenthurm SZ am Wochenende vom 24./25. März 2012.
Zur Person
Iain MacKay (39) bewirtschaftet auf der Insel Mull an der Westküste Schottlands eine Farm, die 4500ha umfasst. Er hält 1400 Schafe und 70 Highlander-Kühe – die einzige Rasse, die auf diesem kargen Land mit dem eher schlechten Futterangebot überhaupt zurechtkommt, gut überleben kann und erst noch ein gesundes, schmackhaftes, fett- und cholesterinarmes Fleisch produziert. Iain MacKay wuchs in der Nähe des Loch Lomond in einer kargen und rauen Gegend auf. Im Alter von gerade mal 17 Jahren kaufte er seine ersten eigenen Tiere. Mit der eigentlichen kommerziellen Viehzucht begann er aber erst im Jahr 2000, als er auf die Insel Mull zog. Mit knapp 22 Jahren wurde er als Richter nominiert, der jüngste in der schottischen Vereinsgeschichte überhaupt. In der Schweiz richtete er im letzten März die Highland Cattle-Schau in der Vianco-Arena Brunegg AG.