In den Überschwemmungsgebieten auf dem Balkan ist die Zahl der Toten auf mindestens 45 gestiegen. In der bosnischen Ortschaft Savac kam ein Mensch ums Leben, wie der Bürgermeister Savo Minic am Montag mitteilte. Zudem gebe es zwei Vermisste.
Aus dem Ort im Norden von Bosnien waren nahezu alle 26'000 Einwohner mit Helikoptern und Schlauchbooten vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht worden. Wie dutzende andere Orte im Nordosten Bosniens stand Savac am Montag weiter unter Wasser.
Deiche gebrochen
Durch das Hochwasser waren an mehreren Stellen der bosnischen Region Bijeljina die Deiche der Save gebrochen. 6000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Flüchtlinge, deren Häuser überschwemmt wurden, berichteten von einem drei Meter hohen Pegel. Die Stadt Bijeljina rief Freiwillige auf, bei der Sicherung der Deiche durch Sandsäcke zu helfen.
In den weiter südlich gelegenen, völlig überschwemmten Orten Maglaj und Doboj zog sich das Wasser langsam zurück. Dort hatte der Pegel zum Teil die oberen Stockwerke der Häuser erreicht. Am Montag herrschte trockenes und sonniges Wetter in der Region, in vielen kleinen Flüssen sanken die Pegel.
Schutzwälle halten
In Serbien hielten die von Helfern errichteten Schutzwälle entlang der Save dem steigenden Wasser stand, wie der Fernsehsender RTS berichtete. Besondere Sorge galt dem Kraftwerk Nikola Tesla in der Nähe der besonders vom Hochwasser betroffenen Stadt Obrenovac. Aus dem Wärmekraftwerk kommt die Hälfte des in Serbien produzierten Stroms. Serbiens Energieminister Aleksandar Antic nannte den Schutz des Kraftwerks «entscheidend» für die Sicherheit der Energieversorgung im Land.
Unterdessen traf weitere internationale Hilfe für die Flutopfer in Serbien ein. Am Montagmorgen landete ein Flugzeug der Vereinten Nationen auf dem Flughafen der serbischen Hauptstadt Belgrad, die ebenfalls vom Hochwasser bedroht war. Dort mündet die Save in die Donau.
Heftigste Regengüsse seit 120 Jahren
Die Pegelstände vieler Flüsse stiegen seit Sonntag nicht mehr weiter. Kritisch blieb die Lage am Sonntag am Fluss Save, der durch den Norden Bosnien und den Westen Serbiens fliesst.
Zehntausende Menschen in beiden Ländern mussten ihre Häuser verlassen, 100'000 Haushalte waren ohne Strom. Über den betroffenen Gebieten waren in den vergangenen Tagen die heftigsten Regengüsse seit mehr als 120 Jahren niedergegangen. Im serbischen Obrenovac nahe Belgrad wurden nach Angaben von Ministerpräsident Aleksandar Vucic am Sonntag zwölf Leichen entdeckt, damit stieg die Zahl der Toten im Land auf 16. «Was uns widerfährt, geschieht nur einmal in tausend Jahren, nicht hundert, sondern tausend», sagte Vucic.
Im bosnischen Samac warteten am Sonntag Hunderte Menschen auf Hilfe. Die Einsatzkräfte konnten aber zunächst nicht zu allen Eingeschlossenen in der Kleinstadt vordringen, sagte Bürgermeister Samo Minic. Rund um Zenica in Zentralbosnien warteten 2000 Menschen auf das Eintreffen der Helfer. Insgesamt wurden in Serbien und Bosnien mehr als 30'000 Menschen aus den Hochwassergebieten in Sicherheit gebracht.
Glückskette sammelt für Überschwemmungsopfer
Mit Blick auf die verheerenden Unwetter im Balkan hat die Glückskette ihr Spendenkonto «Überschwemmungen Europa» reaktiviert. Die Stiftung nimmt Spenden online und auf dem Postkonto 10-15000-6 entgegen.
Die Partner-Hilfswerke der Glückskette ADRA, Caritas und das Schweizerische Rote Kreuz unterstützen die rund eine Million betroffenen Menschen in Bosnien, Serbien und Kroatien über ihre lokalen Partnernetzwerke. Dies teilte die Glückskette am Montag mit. Eine erste grosse Spende aus der Schweiz steht bereits fest. Der Migros-Genossenschafts-Bund spendet eine halbe Million Franken an das Schweizerische Rote Kreuz. «Mit der Spende können wir schnell und unkompliziert mithelfen, die Not zu lindern», wird Mirgros-Chef Herbert Bolliger in einem Migros-Communiqué zitiert. sda