Im höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Dorf Europas baut Landwirt Dominik Menn einen neuen Stall. Er braucht sehr viel Platz, um Futter, Mist und Gülle einen ganzen langen Winter lang lagern zu können. Diesen Artikel haben wir im April 2020 das erste Mal publiziert.
Der kleine Weiler Juf liegt auf 2126 Meter über Meer und gilt als die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung der Schweiz, ja sogar von ganz Europa. Das Heuen beschränkt sich auf dieser Höhe auf eine kurze Saison von etwa zwei Monaten, und mehr als ein Schnitt liegt in den allermeisten Fällen nicht drin.
45 Hektaren ab 2100 Meter
Trotzdem muss Futter beschafft werden für einen langen Winter, der in der Regel von etwa Mitte Oktober bis Ende April dauert. «Vor zwei Jahren konnten wir mal etwas emden, aber das Wetter muss schon aussergewöhnlich gut sein, dass ein zweiter Schnitt drinliegt», erklärt Dominik Menn.
Er bewirtschaftet insgesamt etwa 45 Hektaren, ab 2100 Meter über Meer aufwärts, und hält derzeit rund 30 Mutterkühe mit Kälbern, das meiste Angus. «Zur Freude habe ich auch noch vier Schottische Hochlandrinder», betont er noch.
Keine Milchkühe
Da es im Avers-Tal keine Käserei gibt, halten die meisten Bauern Mutterkühe. Sein Vater sei Anfang der 1990er-Jahre sogar einer der ersten Bauern im Avers-Tal gewesen, die Angus-Rinder angeschafft haben, vor allem aus praktischen Gründen. «Angus-Rinder passen hierher», ist Menn überzeugt. «Sie sind nicht zu schwer, sie funktionieren auf den Alpen sehr gut, sind sehr trittsicher, und sie kommen auch mit unserem Futter gut zurecht und entwickeln schöne Schlachtkörper», ergänzt er.
Um im Vollerwerb als Landwirt tätig sein zu können, ist es jedoch nötig, einen neuen Stall zu bauen. «Mein derzeitiger Stall befindet sich mitten im Dorf Juf, ohne Möglichkeiten, ihn auszubauen und zu erweitern», sagt Menn. Zumal der Mistplatz bereits jetzt relativ nahe am Gewässer ist und eine Vergrösserung unweigerlich ein Gewässerschutzproblem nach sich ziehen würde.
Viel Beton
Dominik Menn hat daher bereits im letzten Herbst damit begonnen, einen neuen Stall etwas ausserhalb vom Dorf zu bauen. Der langdauernde Winter erfordert grosse Lagervolumen – sowohl für Futter, als auch für Gülle und Mist. «Wir benötigen sehr viel Beton, der aufgrund der weiten Anfahrt teuer ist», meint Menn.
Veranschlagt sind etwa 1,2 Millionen Franken Baukosten, die Erschliessung nicht eingerechnet. Die Finanzierung sei zwar dank staatlichen Beiträgen und Bankkrediten relativ einfach gewesen, die Schuldenlast werde er aber zweifellos noch ein paar Jahre spüren.
Winterpause
Ende September letzten Jahres hat er damit begonnen, die Zufahrt zu machen sowie die Fundamente, Bodenplatten, Mistkästen und Güllekasten zu betonieren. Auch ein Teil der Wände ist erstellt – dann kam Schnee, und die Arbeiten kamen zum Stillstand. Bis er vor etwa drei Wochen beginnen konnte, den Schnee wegzuräumen – es sind teils immer noch bis zu 3½ Meter.
Jetzt hofft er, dass gegen Ende Mai oder Anfang Juni die Scheune aus Holz aufgerichtet werden kann. Ziel wäre es, das Heu vom nächsten Sommer bereits in die neue Scheune einzubringen – im wahrscheinlich höchstgelegenen Stall Europas. Sogar mit noch etwas Platz für ein wenig mehr als die derzeit 30 Kühe, deren Fleisch er zu etwa einem Drittel direkt an Stammkunden verkauft.
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