Der neue Standard der Branchenorganisation Milch (BOM) brachte den Molkereimilchbauern im 2. Halbjahr 2019 etwas bessere Preise.
Mit Ach und Krach stimmten die Delegierten der Branchenorganisation Milch (BOM) Anfang Mai dem Branchenstandard für nachhaltige Milch, oft «Grüner Teppich» genannt, zu. Versprochen wurden 3 Rappen Zuschlag auf der Molkereimilch im A-Segment ab September.
Raclettekäse muss folgen
Im Sommer sorgte die Migros für Misstöne, die schon Anfang 2019 für einen vergleichbaren Standard bei ihren Lieferanten nicht einen einzigen Rappen Zuschlag bezahlte, sondern diesen einfach einpreiste. Im Juni kündigte die Migros dann noch eine Senkung des Milchpreises um mehrere Rappen an, was Bauern vom Bernisch-Bäuerlichen Komitee (BBK) und Uniterre zu einem sehr medienwirksamen Protest vor einem Migros-Einkaufszentrum in Schönbühl BE bewog.
Am Ende aber funktionierte die Einführung des Grünen Teppichs per 1. September ordentlich. Geholfen hat dabei die rückläufige Milchmenge. «Wir sehen beim Grünen Teppich bis jetzt wirklich gute Resultate. Aber 2020 muss es weitergehen», sagt Reto Burkhardt, Kommunikationschef der Schweizer Milchproduzenten (SMP). Die Milchprodukte in den Läden hätten im Herbst zum Teil aufgeschlagen, und im September seien auch die Molkereimilchpreise markant gestiegen (vgl. Grafik).
Milchzulage umgesetzt
In den Läden Coop, Volg, Manor und auf den Produkten von Emmi und Baer kämen jetzt sukzessive die Aufschriften mit «swissmilk green» auf die Verpackungen. 2020 arbeite man darauf hin, dass auch der Molkereimilchkäse (vor allem Raclettekäse) gleichziehe, und in den Rohmilchkäse-Sortenorganisationen werden die Diskussionen zum Grünen Teppich ebenfalls geführt.
«Die Umsetzung der neuen Milchzulage des Bundes in der Höhe von 4,5 Rappen hat technisch sehr gut funktioniert. Bei der Wertschöpfung für die Milchproduzenten in diesem Segment sind wir aber nicht am Ziel», sagt Burkhardt. Ein kleiner Teil der Menge sei verloren gegangen, weil jetzt der Milchpreis statt der Produktepreis gestützt werde und eben der Markt bessere Alternativen biete aus Sicht der Milchlieferanten.
Krise bei Hochdorf
«Aufgrund der knappen Milchproduktion ist diese Entwicklung keine Überraschung. Die SMP haben immer kommuniziert, dass dieses Exportpotenzial in diesem Segment nur gehalten werden kann, wenn eine minimale Wertschöpfung resultiert, was aktuell nicht überall der Fall ist», so Burkhardt.
Die auf 25 Rp./kg Milch begrenzte Stützung des Milchpulvers zuhanden der Schoggiindustrie ist mitverantwortlich für die finanzielle Krise bei der Molkerei Hochdorf, bei der sich aber auch der Kauf der Pharmalys als teure Fehlinvestition herausgestellt hat. Sorgen macht auch der Biomilchmarkt, der überversorgt ist und 2020 nur mit einer Mengensteuerung einigermassen im Lot gehalten werden kann. Positiv ist die Entwicklung beim Käse: Die Produktion legte um 1,7% zu, ebenso der Export um 3,5%.



