Schweizer Landwirtschaftsbetriebe geben überschüssigen Hofdünger für die ausgeglichene Nährstoff-Bilanz an Betriebe mit freien Aufnahmekapazitäten oder an Kompostier- und Vergärungsanlagen ab. Die Transportmengen von Hof- und Recyclingdünger und damit auch die Transportkosten nahmen gemäss Agroscope von 2015 bis 2020 deutlich zu.
Nährstoffverluste in der Landwirtschaft können die Umwelt und die menschliche Gesundheit belasten. Deshalb müssen Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz als Voraussetzung für den Erhalt von Direktzahlungen eine ausgeglichene Nährstoff-Bilanz («Suisse-Bilanz») vorweisen. Ab dem Jahr 2024 fällt der bisher geltende 10-%-Fehlerbereich weg.
42% der Betriebe im Hofdüngermarkt
Betriebe, die zu viel Hofdünger produzieren, geben diesen an Betriebe mit freien Aufnahmekapazitäten oder an Kompostier- und Vergärungsanlagen ab. Der Bund verwaltet die Hofdüngerverschiebungen seit 2014 mit der Online-Plattform «HODUFLU». Der Bericht der Forschungsanstalt Agroscope analysiert und beschreibt die Strukturen und Betriebstypen der einzelnen Akteure des Hofdüngermarktes und die Netto-Nährstoffverschiebungen. Ergänzend wird eine Schätzung der bei der Hof- und Recyclingdüngerverschiebung zurückgelegten Transportdistanzen und der dafür anfallenden Transportkosten vorgenommen.
Mit einer Anzahl von 21’492 sind etwa 42% aller im Agrarpolitischen Informationssystem des Bundes (AGIS) erfassten Betriebe im Hofdüngermarkt aktiv. Hiervon führen 65 % Hof- oder Recyclingdünger zu, ohne selbst Nährstoffe abzuführen, 24 % der Betriebe agieren ausschliesslich als Abgeber und 11 % führen Hofdünger ab und gleichzeitig Recyclingdünger zu.
Kosten von 27,5 Millionen
Die Netto-Nährstoffverschiebung beläuft sich im Jahr 2020 bei Stickstoff auf knapp 13’000 Tonnen Gesamtstickstoff und bei Phosphor auf gut 6400 Tonnen Phosphorpentoxid (P2O5). Die Netto-Nährstoffverschiebung berücksichtigt nur Nährstoffe, die auf betriebsfremden Flächen ausgebracht werden, nicht aber jene, die als Recyclingdünger wieder zurück auf den Ursprungsbetrieb gelangen.
Eine Tonne Recyclingdünger wird im Mittel 20 Kilometer transportiert. Die durchschnittliche Transportdistanz einer Tonne Mist oder Gülle beträgt gemäss Bericht rund 9 Kilometer und veränderte sich im untersuchten Zeitraum von 2015 bis 2020 kaum. Die transportierte Menge stieg in diesen Jahren jedoch von rund 3,63 Mio. Tonnen auf rund 4,98 Mio. Tonnen. Die Schätzungen von Agroscope ergeben dadurch eine Steigerung der Kosten des gesamtschweizerischen Hof- und Recyclingdüngertransports von 19,1 Mio. Franken im Jahr 2015 auf 27,5 Mio. Franken im Jahr 2020.
Wert von Hof- und Recyclingdünger steigt
In gewissen Regionen gibt es laut Agroscope ein Überangebot an Hofdünger-Nährstoffen und nur wenig Nachfrage. «Dazu kommt, dass der Transport, die Ausbringung sowie die Inhomogenität des Hofdüngers Kosten verursachen, die oft höher sind als jene der Mineraldüngung», heisst es im Bericht. Die Hofdünger-Abgeber müssen zum Erhalt von Direktzahlungen ihren Hofdünger auf fremden düngbaren Nutzflächen «entsorgen» und zahlen die Transportkosten für die Hofdüngerverschiebung derzeit oftmals selbst.
Die aktuellen weltpolitischen Ereignisse würden aber für einen ökonomisch bedingten Anpassungsdruck sorgen, auch im Hofdüngermarkt. «Als Folge der Mangellagen beim Mineraldünger, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und erhöhten Transportkosten im Jahr 2022, verteuert sich der Import von mineralischen Düngern», schreibt Agroscope. Die Folge: Bei höheren Preisen und geringer Verfügbarkeit von importierten Mineraldüngern steigt der relative Wert der Nährstoffe aus Hof- und Recyclingdüngern, um die Naturalerträge in der pflanzlichen Produktion zu sichern.
Wichtigste Punkte
- Die Kosten des gesamtschweizerischen Hof- und Recyclingdüngertransports sind von 2015 bis 2020 schätzungsweise von 19,1 Mio. auf 27,5 Mio. Franken gestiegen. Grund für den Kostenanstieg ist die Zunahme der transportierten Menge von 3,63 Mio. auf 4,98 Mio. Tonnen im gleichen Zeitraum.
- Netto wurden im Jahr 2020 knapp 13 000 Tonnen Gesamtstickstoff und gut 6400 Tonnen Phosphor (P2O5) verschoben, mit einer leichten Zunahme von knapp 4 % bei Stickstoff und 6 % bei Phosphor zwischen 2015 und 2020.
- Durch die politischen Bestrebungen, die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse der Landwirtschaft zu reduzieren und die Verknappung von Energieträgern und Mineraldüngern erwarten die Forscher, dass die transportierten Hofdüngermengen und dadurch die Kosten des gesamtschweizerischen Hof- und Recyclingdüngertransports weiter ansteigen.