Im Kanton Neuenburg ist die Geflügelseuche «Newcastle Disease» ausgebrochen. Das BVet hofft, dass es bei diesem Fall bleibt. Sonst gilt die Schweiz nicht mehr als Newcastle-frei, sie müsste wohl ihre Impfstrategie überdenken.
In Marin NE mussten vergangenen Freitag 5000 Legehennen getötet werden. Sie waren an der hoch ansteckenden und meldepflichtigen Tierseuche Newcastle Disease erkrankt. Diese ist für Menschen ungefährlich, endet für Geflügel, Gänse, Enten, Tauben und Vögel aber oft tödlich.
Spezieller Seuchenstamm - Tiere sind nicht verendet
Noch ist nicht bekannt, wie die Seuche eingeschleppt wurde. Sie kann über die Luft, über kontaminierte Waren, über Personen oder auch über infizierte Tiere verbreitet werden. Diesbezügliche Untersuchungen laufen. «Jedenfalls handelt es sich in Marin um einen speziellen Seuchenstamm», erklärt Regula Kennel vom Bundesamt für Veterinärwesen (BVet), «normalerweise endet die Krankheit tödlich. Die betroffenen Legehennen sind aber nicht verendet.»
Vielmehr verzeichnete der Betriebsleiter extreme Leistungseinbussen bei den Hennen und alarmierte seine Tierärztin. Diese veranlasste eine Ausschlussuntersuchung – eine Methode, die erst seit einem Jahr zur Verfügung steht. Dabei werden Symptome abgeklärt, ohne dass ein Verdacht ausgesprochen und Betriebe gesperrt werden müssen. Die Untersuchung führte in Marin zur Diagnose Newcastle Disease.
Schutzzone errichtet
Um den Seuchenherd wurde sofort eine 3 Kilometer breite Schutzzone eingerichtet. Innerhalb dieser liegen 40 Höfe in den Kantonen Neuenburg und Bern. Sie wurden in den letzten Tagen untersucht. Laut Kennel ist ab heute mit ersten Resultaten zu rechnen.
Seit 1998 gilt die Schweiz als amtlich anerkannt Newcastle-frei. Bleibt es bei diesem einen Seuchenfall, wird sich an dem Status nichts ändern. Sollte sich die Seuche aber ausgebreitet haben, würde die Schweiz ihn verlieren.
Das hätte nicht nur Auswirkungen auf die Exportwirtschaft. Viel schlimmer wäre laut Kennel, dass die Schweiz als nicht mehr Newcastle-freies Land ihr Importverbot für geimpfte Brutküken nicht mehr aufrechterhalten könnte.
Import von geimpften Küken verboten
In der EU wird das Geflügel ausser in Schweden und Finnland überall geimpft. «Bei uns ist die Impfung und somit auch der Import geimpfter Küken verboten», erklärt Kennel, «die Branche lehnt eine Impfung ab, weil sie nicht kosteneffizient ist.» Geimpfte Küken könnten aber gemäss Kennel das Virus in sich tragen und in nicht geimpfte Herden einschleppen: «Dann müssten wir wahrscheinlich die Impfstrategie überdenken. Und das will niemand.»