
Hanna und Simon Rindlisbacher gab es einige Herausforderungen zu meistern. Sie haben durch die Hofübernahme aber eine grosse Entscheidungsfreiheit erhalten.
Tier&Technik
Ihr habt Euch 2015, also vor 10 Jahren, an der Tier&Technik in St. Gallen kennengelernt und sind mittlerweile verheiratet. Wie seid Ihr euch begegnet?
Hanna: Ich war mit Kollegen der Berufsschule an der Tier&Technik – sie kannten Simon. Von Beginn an waren wir uns sympathisch und haben viel geredet. Plötzlich hielt ich sein Handy in der Hand und sandte mir auf Facebook selbst eine Freundschaftsanfrage. Wir schrieben die ganze Nacht, sodass ich tags darauf nochmals alleine die Messe besuchte, um Simon zu treffen.
Simon: Ich war noch in der Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker und hatte einen Einsatz an der Messe. Ich dachte zuerst, Hanna wäre die neue Freundin eines Kollegen, was sich dann aber als falsch herausstellte. Somit stand dem Kennenlernen nichts mehr im Weg.
Wann und wie haben Sie entschieden, gemeinsam einen Hof zu übernehmen?
Hanna: So wirklich entschieden haben wir uns auf einem sonntäglichen Spaziergang auf dem Irchel. Oben auf dem Turm dachten wir: Doch, das packen wir! Hätte ich gewusst, was da alles auf mich zukommen würde, hätte ich es vielleicht nicht gewagt.
Wie haben Sie die Hofübergabe erlebt?
Hanna: Ich wusste, dass der Betrieb nicht mehr in gutem Zustand war. Obwohl wir voller Tatendrang starteten, sahen wir alles, was da Jahrzehnte über liegen blieb und es schien kein Ende zu nehmen. Es war aber auch eine riesige Chance, den Betrieb so zu entwickeln, wie wir es wollten. Dennoch ist es sehr wichtig, auch zu schätzen, was die Generationen zuvor bereits geleistet haben.
Wie war es für Dich, Simon?
Simon: Für mich war es speziell, auf den Hof zurückzukehren, auf dem ich schon meine Kindheit verbrachte. Ich hatte einen klaren Plan im Kopf, wie ich die Gebäude sanieren und umnutzen wollte. Vieles davon haben wir selbst umgesetzt. Der Betrieb war nicht hoch verschuldet, dafür in die Jahre gekommen. Die Umbauarbeiten raubten Energie, aber wir haben es geschafft.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit den Eltern?
Hannah: Da ich nicht aus der Landwirtschaft kam, kannte ich diese grossen generationenübergreifenden Betriebe nicht. Ich hatte Respekt vor Konflikten. Beide Seiten haben ihre Grenzen klar gesetzt und akzeptieren diese. So geniessen wir heute ein schönes Nebeneinander und schätzen uns gegenseitig sehr.
Simon: Der elterliche Betrieb war vor unserer Übernahme verpachtet, dadurch hatten meine Eltern bereits eine gewisse Distanz zum Betrieb. Dass er nun doch wieder in der Familie ist, freut sie natürlich. Erwartungen waren immer da, aber ich wusste auch, dass wir unsere eigenen Pläne umsetzen mussten, wenn wir den Betrieb langfristig erfolgreich führen wollten. Heute wird er zu 100 Prozent anders geführt, als dies noch meine Eltern taten.
Eine Hofübernahme ist ein grosser und emotionaler Prozess. Wie haben Sie es geschafft, als Paar ein starkes Team zu bleiben?
Hanna: Gute Frage – ich glaube, wir können einfach nicht mehr ohne einander. Es gab Zeiten, da hätten wir am liebsten alles hingeworfen. Wir haben uns auch darum bemüht, uns an den kleinen Dingen zu erfreuen, wie den Kälbern, die im Stroh herumtollen. Und nicht zuletzt erachte ich es als riesigen Erfolg, was wir alles als Paar geschafft haben und das schweisst zusammen.
Simon: Mit einer Hofübernahme entscheidet man sich, bewusst von Dingen im Leben Abschied zu nehmen – beispielsweise von geregelten Arbeitszeiten, fixem Einkommen oder geregelten Ferienzeiten. Nichtsdestotrotz hat man eine grosse Entscheidungsfreiheit und einen abwechslungsreichen Job. All diese Privilegien der Selbstständigkeit muss man sich in herausfordernden Situationen vor Augen führen.
Welche Ratschläge würden Sie anderen Personen für die Hofübergabe geben?
Hanna: Themen wie Finanzen und Sorgen sollten miteinander diskutiert werden. Auch der Austausch mit Personen, die das Gleiche durchmachen, ist sehr hilfreich. Von Erfahrungen kann man nur profitieren. Die Tier&Technik ist dafür eine gute Plattform und das diesjährige Fokusthema «Hof sucht Nachfolge» ist sicher etwas, das viele beschäftigt.
Simon: Wichtig ist es, zu wissen, wohin sich der Betrieb entwickeln soll, aber nicht gleich alles über den Haufen zu werfen. Bei neuen Investitionen lohnt sich ein Blick auf den Occasionsmarkt, um den finanziellen Druck tiefer zu halten. Die Tier&Technik nutzen wir immer für neue Inputs. So reisen wir mit einer Liste voller Fragen an, zu welchen wir uns an der Messe informieren wollen.
Tier&Technik: «Hof sucht Nachfolge – gemeinsam Zukunft gestalten»
Vom 20. bis 23. Februar 2025 findet auf dem Messegelände in St. Gallen die 23. Tier&Technik statt. Den Auftakt bildet die Eröffnungsfeier am 20. Februar 2025, die ganz im Zeichen des Mottos «Hof sucht Nachfolge – gemeinsam Zukunft gestalten» steht. Zusätzlich rückt die neue Sonderschau «Farming von morgen» im Foyer der St.Galler Kantonalbank Halle während vier Tagen zukunftsweisende Themen in den Fokus: Ausstellende – darunter auch Agrar-Start-ups – präsentieren ihre Innovationen, wie einen vollelektrischen Einachser für Bergeinsätze. Zudem bietet das Forumsprogramm Einblicke und Austauschmöglichkeiten, unter anderem zur Hofübergabe.

