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Hohe Düngerpreise: EU plant (noch) keine Massnahmen

AgE |

 

Die Landwirtschaft in der Europäischen Union kann trotz der teils drastisch gestiegenen Düngemittelpreise zumindest zum aktuellen Zeitpunkt auf keine Entlastungsmassnahmen Brüssels hoffen. 

 

Aus Kommissionskreisen hiesst es lediglich, dass die Behörde die Marktsituation in den einzelnen Sektoren genau verfolge. Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise hat sich die Produktion von Stickstoffdüngern derartig verteuert, dass Hersteller ihre Produktionsanlagen teils runterfahren und dadurch erhebliche Versorgungsengpässe drohen.

 

Hilfen müssen von EU genehmigt werden

 

Zur Ankündigung des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki, bei weiter steigenden Betriebsmittelpreisen, Beihilfen für seine Bauern zahlen zu wollen, erklärte eine Kommissionssprecherin gegenüber AGRA-EUROPE, dass jeder EU-Mitgliedstaat das Recht habe, Sonderhilfen zu leisten. Das betreffende Mitgliedsland müsse sich allerdings diese von der Kommission genehmigen lassen.

 

Erst kürzlich hatte die Brüsseler Behörde vor dem Hintergrund des kräftigen Anstiegs der Energiepreise eine Mitteilung veröffentlicht, in der sie auf mögliche Massnahmen zur Abfederung der Folgen dieser Verteuerung für die Wirtschaft einging.

 

Ziel müsse es sein, den Übergang in die Nutzung erneuerbarer Energien zu erleichtern, betonte die Kommission. Sie kündigte an, es den Mitgliedstaaten zu vereinfachen, Hilfen für Unternehmen oder Industriebranchen im Einklang mit dem EU-Beihilferecht zu gewähren.

 

Auch ein Thema beim EU-Agrarrat

 

 Die Düngemittelkrise war auch Thema auf dem Agrarratstreffen in Luxemburg gewesen. Einer dort von der polnischen Delegation abgegebenen Erklärung zufolge sind die Düngemittelpreise binnen Jahresfrist um fast 80 % gestiegen. Verantwortlich dafür ist laut Warschau der zuletzt dramatische Anstieg der Preise für Erdgas, der wichtigste Energieträger für die Herstellung mineralischer Stickstoffdünger.

 

Polen wies zudem auf die dadurch drohenden negativen Folgen für die landwirtschaftlichen Erträge im kommenden Jahr hin. Ohne Gegenmassnahmen könnte es zu sozialen Unruhen kommen. Teilnehmerkreisen zufolge räumte EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski ein, dass die hohen Energiepreise zu einem Problem werden und sich auch auf die Lebensmittelpreise in der EU auswirken könnten.

 

Russland als Schuldigen ausgemacht

 

Unterdessen sicherte Polens Ministerpräsident Morawiecki seinen Landwirten staatliche Unterstützung zu, sollte sich die Lage nicht bald entspannen. In einem Facebook-Post stellte Morawiecki fest, dass die Preisexplosion am Düngermarkt die direkte Folge der rasanten Preisentwicklung für Erdgas sei, angeheizt durch die «Preismanipulation der russischen Firma Gazprom und der russischen Regierung».

 

Da Erdgas gegenwärtig rund 70 % des Düngerpreises ausmache, lasse sich die Verteuerung kaum abfedern. Sofern es hier in den nächsten Monaten keine Abwärtsbewegung gebe, werde die Regierung mit staatlichen Einkaufsinterventionen und Subventionen gegensteuern, kündigte der Premierminister an. Derweil rief der polnische Düngerhersteller Grupa Azoty seine Zwischenhändler dazu auf, mit ihren Kunden Bedarfslisten zu erstellen.

 

Inland hat Vorrang

 

Damit will das Unternehmen die Nachfrage abschätzen, um so die Belieferung der heimischen Landwirte im kommenden Frühjahr sicherstellen zu können. Der Düngerhersteller betonte in einer Pressemitteilung, dass die Versorgung des polnischen Marktes für ihn Vorrang vor dem Export habe.

 

Deshalb werde man im Ausland ab sofort nur noch bestehende Lieferverträge bedienen und die frei werdenden Mengen auf den Inlandsmarkt umlenken. Eigenen Angaben zufolge ist Grupa Azoty eines der wenigen Unternehmen in Europa, das seine Düngerproduktion trotz der extrem gestiegenen Gaspreise bisher nicht deutlich gedrosselt hat.

 

Auch CO2-Branche zahlt höhere Preise

 

Im Vereinigten Königreich hat die Kohlendioxidindustrie inzwischen eine Vereinbarung getroffen, um sicherzustellen, dass britische Unternehmen weiterhin mit CO2 versorgt werden können. Wie das Wirtschaftsministerium Mitte Oktober mitteilte, erklärten sich die CO2-Lieferanten bereit, dem Düngemittelunternehmen CF Fertilisers einen höheren Preis für das bei der Düngemittelherstellung als Nebenprodukt entstehende Kohlendioxid zu zahlen.

 

Auf diese Weise solle sichergestellt werden, dass CF Fertilisers seine Tätigkeit weiterhin fortsetze. Das US-amerikanische Unternehmen produziert rund 60 % des kommerziellen CO2 im Vereinigten Königreich. Im September hatte das Wirtschaftsministerium eine Sondervereinbarung mit dem Unternehmen getroffen und damit eine Schliessung der zwei grössten Düngemittelfabriken des Landes „auf unbestimmte Zeit“ abgewendet.

 

Brasilien stark auf Importe angewiesen

 

Auch in Brasilien schauen die Agrarbranche und auch die Politik mit grossen Sorgen auf den Düngemittelmarkt. Staatspräsident Jair Bolsonaro äusserte die Befürchtung, dass es infolge der Düngemittelverknappung im kommenden Jahr zu einer Unterversorgung mit Nahrungsmitteln in Brasilien kommen könnte.

 

In diesem Zusammenhang erinnerte der Präsident an die aktuelle Ausarbeitung eines «Nationalen Düngemittelplans». Mit diesem soll die Abhängigkeit Brasiliens von Düngemittelimporten verringert werden, etwa durch die Verwendung von heimischem Gesteinsmehl als Kaliumquelle. Bislang deckt das südamerikanische Land laut amtlichen Zahlen rund vier Fünftel seines Düngemittelbedarfs über Importe.

 

Allein in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt gut 13 Mio. t Düngemitteln nach Brasilien eingeführt. Das war mehr als jemals zuvor in diesem Berichtszeitraum. 

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