150 Jahre alt und kein bisschen müde: Der Schweizer Tierschutz hat in Bern umringt von prominenten Gästen aus Politik und Wirtschaft sein Jubiläum gefeiert - ausgerechnet unter einer Zirkuskuppel.
Gastrecht gewährte dem aufmüpfigen Verein der Circus Knie und machte damit am Freitag den Schweizer Tierschutz (STS) zum Star in der Manege. Gleichzeitig veranschaulichten Tiernummern, dass Zirkusse durchaus verantwortungsvoll und artgerecht mit Tieren umgehen und arbeiten können.
Gefeiert und gelobt wurde der STS unter anderem von Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Dieser erklärte den Delegierten der 70 STS- Sektionen und anderen Anwesenden gemäss Redetext, dass Tierschutz und Wirtschaftlichkeit keineswegs in Widerspruch stehen müssten. So führe eine artgerechte Haltung von Nutztieren zu qualitativ besseren Nahrungsmitteln.
Hinzu komme, dass Konsumenten und Konsumentinnen eine tiergerechte Haltung wichtig sei. Auf den «heutigen Stand des Tierschutzes» dürfe die Schweiz stolz sein. «Im internationalen Vergleich stehen wir sehr gut da. Dies verdanken wir massgeblich dem Engagement des Verbandes Schweizer Tierschutz.»
Fordernde Aktivisten
Dessen Aktivitäten basierten auf breitem Fachwissen und unermüdlichem Einsatz. «Der Verein steckt die Ziele jeweils hoch, stellt Forderungen, informiert und lobbyiert. Er fordert die Politik und die Behörden immer wieder heraus.» Diesen Auseinandersetzungen sei es zu verdanken, dass es den Nutz- und Heimtieren in der Schweiz gut gehe. Und davon gibt es laut Schneider-Ammann nicht wenige.
«Meine lieben Gäste, nicht nur ich bin ein Tierfreund, sondern die Schweiz ist ein Land von Tierhaltern und Tierfreunden. Die Zahlen der in der Schweiz gehaltenen Tiere sind eindrücklich. Eine kleine Auswahl: Wir zählen 9 Millionen Hühner, 3,5 Millionen Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen und 1,3 Millionen Katzen. Und damit sind nur gerade die häufigsten Tierarten aufgezählt.»
Schneider-Ammann äusserte auch seine Freude darüber, «dass bereits in meiner kurzen Amtszeit als oberster Chef des Bundesamtes für Veterinärwesen die Bedingungen für die Tiertransporte durch die Schweiz verschärft werden konnten».
Dass er genanntes Bundesamt nun aufgrund der Reorganisation der Departemente abgeben müsse, bedaure er sehr, habe er doch «sozusagen eine zweite Chance erhalten», sich für das Wohl der Tiere einzusetzen, nachdem er seine Ausbildung zum Tierarzt abgebrochen habe.
Bewegte Geschichte
Geburtsstunde des STS ist eine Abendstunde des 18. August 1861. Damals lud Pfarrer Philipp Heinrich Wolff zwölf Männer aus sieben Kantonen zur «Versammlung von Abgeordneten schweizerischer Thierschutz- und landwirtschaftlicher Vereine» ein.
Ein politischer Erfolg kann die gesamtschweizerische Tierschutzbewegung bereits 1893 feiern, als die Initiative «für ein Verbot des Schlachtens ohne vorherige Betäubung», das Schächtverbot, angenommen wird.
80 Jahre später, 1973 wird der Tierschutz in Artikel 80 der Bundesverfassung festgeschrieben, fünf Jahre später sagen die Stimmberechtigten Ja zum Tierschutzgesetz. Mit der Inkraftsetzung von Gesetz und Verordnung 1981 wird in der Schweiz die Haltung von Hühnern in Käfigbatterien verboten.
1996 wird der Kontrolldienst des STS beim Bund als Inspektionsstelle für artgerechte Haltung akkreditiert. Politisch erfolglos ist der Verein 2010 mit der Tierschutzanwalt-Initiative. Sie wird vom Volk verworfen. Dafür dürfen Ferkel nicht mehr ohne Schmerzausschaltung kastriert werden. Dafür hat der STS lange gekämpft.
Der STS ist nach eigenen Angaben die bedeutendste Tierschutzorganisation und eine der grössten Non-Profit- Organisationen der Schweiz.