Mit über 600 Tieren ist die Holsteinschau die grösste Milchviehausstellung in Amerika. Und sie bleibt weiterhin die beste in der Welt. Grand Champion Holstein wurde Goldwyn Missy von Morsan Farms, Alberta, Kanada.
Ohne die Stiere Goldwyn, Dundee, Talent und Damion hätte dieses Jahr die Holsteinschau wohl kaum stattgefunden. Ihre Töchter, besonders jene von Goldwyn, dominierten die Kategorien nach Belieben und machten die Holsteinschau in Madison wohl zu einer der besten der Geschichte. Richter Gerald Coughlin Junior von Trent Valley Holstein musste sich in jeder Kuhkategorie nämlich ständig wiederholen: «Quality from the top to the bottom» oder Qualität von der ersten bis zur letzten Kuh. Und das Publikum ging mit und gab nach jeder Kategorie grossen Applaus. Selbst die hinterste Kuh in den grossen Kategorien von 30 bis 50 Tieren hätte in Europa an jeder Schau weit vorne mitlaufen können.
Holsteinmotor Amerika
Nordamerika ist und bleibt der Motor der weltweit verbreiteten Holsteinrasse und damit bleibt das Interesse an der World Dairy Expo riesig. Rund 70’000 Zuschauer kamen aus 85 Ländern, darunter fast ein Viertel Asiaten. Aber auch zahlreiche Schweizer Gesichter waren um den Ring anzutreffen, die mit amerikanischen Züchtern oder ausgewanderten Schweizern Milchviehzucht und Milchpreise diskutierten. In den USA werden zurzeit rund 40 Rappen und in Kanada über 70 Rappen pro Liter ausbezahlt.
Der kanadische Richter Gerald Coughlin von Trent Valley Holstein hatte mit Hilfsrichter Joel Phoenix von Dappledale Holstein 620 Tiere zu richten, und sie hielten fast immer Linie. Sie suchten ausbalancierte, in den Übergängen harmonische lange Kühe mit guter Rückenlinie. Es mussten nicht die grössten sein, jedoch schlanke (lean) und solche mit mit offenen Vorder- und Hinterrippen, flachen Knochen und sauberen Sprunggelenken und einem fest und hoch aufgehängten Euter.
Goldwyn dominiert
Die sehr vielen eingeschriebenen Goldwyn-Töchter und die zahlenmässig wenigen, aber auffälligen Damion-, Dundee- und Talent-Kühe konnten diese Merkmale augenfällig (eye-catching) bieten und dominierten die Kategorien fast beliebig. Zum einmaligen Finale einer eindrücklichen Woche unter dem Titel «5 Days around the Dairy World» liefen zur Grand-Champion-Wahl Holstein sämtliche Champions und Reserve-Champions auf, von den Rindern über die erst- und zweitlaktierenden Kühe (Intermediate) bis zu den Senioren.
Goldwn Missy gewinnt
Richter Coughlin entschied sich für Eastside Lewisdale Goldwyn Missy von Morsan, Van Ruinen, Butz, Andreasen als Grand Champion. Missy wurde zum Holsteinrekordpreis von 1,4 Millionen Dollar vor gut zwei Jahren an obgenanntes Syndikat verkauft, wobei Morsan einen Anteil von 20% behielt. Reserve Grand Champion wurde der bestechende Intermediate Champion Silvermaple Damion Camomille (DamionGoldwyn) von Silvermaple und Stanhope-Wedgwood aus Britisch-Kolumbien, ebenfalls Kanada. Honourable Mention Grand wurde die am Rockymountain Sale als Kalb für 6000 Dollar verkaufte Rockymountain Talent Licorice, welche dann mehrmals gehandelt wurde und von Blondin in Kanada im Frühsommer zum doppelten Erwerbspreis, also zuletzt 400000 Dollar, an das Syndikat von Butler, Borba, Price, Durrer, Fernandes, Elite Dairy in Chebanse, Ilinois, USA, verkauft wurde.
Weitere Siegerehren
Missy und Licorice holten vorgängig zur Grand-Champion-Wahl auch die Titel Senior und Reserve Senior Champion vor Dubeau Dundee Hezbollah von ABC St.Jacobs, Woodmansee und Peter Vail. Reserve Intermediate Champion der Jungkühe wurde die von Silvermaple selber gezüchtete Silvermaple Damion Camomille (DamionGoldwyn) im Mitbesitz von Stanhope-Wedgewood. Reserve Intermediate wurde Craigcrest Rubies Gold Rejoice (GoldwynDundee) von Craigcrest vor Rosedale Goldwyn Lexington von Mark Rueth (Besitzer der legendären Redrose und Mitbesitzer von Blackrose).
Missy hat sich entwickelt
Die extrem scharfe Missy trennt die Züchter in zwei Lager, nämlich solche, die sie mögen, und solche, die sie nicht mögen. Die im Sommer mit EX-95 eingestufte Goldwyn Missy hat vor allem hinten an Breite gewonnen und zeigte viel Ausdruck und Balance und ein Topeuter. Sie konnte bei der Senior-Champion-Wahl die lange und eindrückliche Rockymountain Talent Licorice bezwingen, weil diese wegen einer kurzfristigen Infektion im Strohbett der Ausstellungsställe nicht ganz saubere Sprunggelenke hatte. Licorice ist vorne besser aufgesetzt als Missy, die mit einem weiteren Kalb da aber noch zulegen könnte.
Lotto nicht im Schuss
Missy machte sich den Weg frei zum grossen Doppelsieg in ihrer Kategorie der fünfjährigen Kühe. Sie besiegte gleich sechs weitere Goldwyn-Töchter. Die von vielen im Vorfeld als Titelanwärterin gehandelte Winterbay Goldwyn Lotto landete nur auf dem 7. Platz. Sie war gar nicht im Schuss. In der Kategorie der vierjährigen Kühe konnte in einem spannenden Kampf Rockymountain Talent Licorice die sehr starke Dubeau Dundee Hezbollah dank einem besseren Voreuter besiegen. In dieser Kategorie gab es ein regelrechtes Favoritengemetzel, trafen doch die besten vierjährigen Kühe Nordamerikas aufeinander. Hinter Hezbollah kam Jacobs Goldwyn Emory, dann eine Dundee aus der Broker-Elegance-Familie, dann wieder weitere Goldwyns, sodass die bekannten Atlees Goldwyn Ariel auf dem 9. und Long-Haven Gold Rochelle noch gerade auf dem 10. Platz landeten. Hezbollah errang so wenigstens den Titel Honourable Mention bei den Senior-Champion-Wahlen.
Goldwyn bei Rindern
Bei den Rindern siegte die edle und sehr ausbalancierte Pappys Goldwyn Rave-ET aus keiner Geringeren als Markwell Durham Raven von Westcoast Holstein, Britisch-Kolumbien. Reserve Champion der Rinder wurde Delcreek Fatal Attraction von Jeff Butler. Die Tochter von Dusk RF zeigte neben Harmonie viel Grösse und ein super trockenes Hinterbein. Der Stier Dusk fiel auch sonst noch sehr positiv auf. Honourable-Mention-Lorbeeren holte sich die in der Kategorie hinter Fatal Attraction zweitplatzierte R-E-W Happy Go Lucky-ET (Goldwyn Outside) von Doebereiner, Cole, Heath und Wolf aus Connecticut USA. Im Auszug hatte Richter Coughlin noch eine feinzellige, junge Alexander.
Beobachtungen
Alexander fällt durchgehend auf. Die gekalbten mittelrahmigen und einheitlichen Töchter zeigen gute Euter und Beine, ganz im Gegensatz zu seinem Stormatic-Halbbruder Sanchez, der als grosser Streuer auffällt. Ins Züchterauge stechen bei den Rindern immer wieder Töchter von Goldwyn, Töchter von Atwood (Goldwyn Durham) und seinen Vollbrüdern Attic und Attlantic, sowie vereinzelt Destry RF, Hvezda RF und Aftershock (Streuer). Bester Stier 2011: erneut Goldwyn; bester Züchter: Jacobs aus Kanada; bester Aussteller Milksource aus Wisconsin, USA.
Rotes Kalb toppt Sale
Lookout Pesce Magna P Sarah-Red (Magna PCharpentier BurnsFBI) toppte mit einem Genom-Zuchtwert von 2124 GTPI den World Classic Sale mit 82 000 Dollar. Das Nr.-1-Genomkalb 1.Wahl aus Amighetti Numero Uno und der Genom-Tochter De-Su Watson 199 Chart-Topper aus einer Oman aus Rudolph Missy galt 79000 Dollar. Der Durchschnitt von 43 Losen betrug rekordverdächtige 27295 Dollar.