Vor mehr als tausend Jahren landeten die Wikinger aus Skandinavien mit Drachenschiffen in der Normandie. Drakkar Holsteins beruft sich auf diese vergangene Zeit. Doch gezüchtet wird hier hochmoderne Holstein-Genetik. Mit Bildergalerie.</b<</em>
Nicht weit entfernt von der malerischen Hafenstadt Honfleur im französischen Departement Calvados liegt Gonneville. Hier haben sich Jan und Marion van den Oord mit ihren vier Kindern niedergelassen. «Die elterliche Farm war zu klein», erklärt Jan van den Oord den Beweggrund des gebürtigen Holländers, auszuwandern. Er habe ein Praktikum in Frankreich gemacht, wo es ihm sehr gefallen habe. Und auch seiner Frau habe es hier gefallen. Deshalb seien sie dann 1993 in die Normandie gezogen.
Mit ihrem Betriebsnamen «Drakkar Holstein» nehmen sie Bezug auf die Drachenschiffe der Wikinger, mit welchen die Skandinavier vor gut 1000 Jahren im Norden Frankreichs gelandet sind.
Moderner Laufstall
Vor drei Jahren haben van den Oords einen modernen, nach allen Seiten offenen Stall mit 125 Logetten und Melkkarussell gebaut. Die Milchkühe sind im Durchschnitt mit 84,4 Punken linear beurteilt und produzieren 9500 kg Milch bei 3,9 % Fett und 3,3 % Eiweiss pro Kuh und Laktation. Das Milchkontingent beträgt 950000 kg. Gefüttert wird eine Totalmischration aus Mais, 3–4 kg Grassilage, 2 kg Luzerneheu, 500 Gramm Stroh und 6 kg Soja pro Kuh und Tag.
Leidenschaft Viehzucht
Die Leidenschaft für die Viehzucht hat van den Oord erst in Frankreich voll gepackt: «Unser Vorgänger hatte gute Kühe und hat an Schauen teilgenommen. Mich hat das Virus dann auch gepackt.» Aber nicht nur die Leidenschaft zum Vieh, sondern auch wirtschaftliche Beweggründe haben dazu geführt, dass die Genetik auf dem Betrieb gross geschrieben wird. «Mit Ackerbau und dem Zusatzerlös aus der Genetik kann man die schlechten Milchpreise etwas kompensieren», begründet er. So baue er auch noch auf rund 50 ha Weizen an. Denn mit so tiefen Milchpreisen wie in den letzten Jahren sei es schwierig, zu überleben: «Man sollte schon über 30 Cent haben, um längerfristig existieren zu können.» Während in Frankreich sonst viele Züchter entweder auf Exterieur oder dann auf Index züchten, verfolgt van den Oord ein vielseitiges Zuchtziel. Und um die hochgesteckten Ziele zu erreichen, wird auch viel in renommierte Kuhfamilien investiert.
Dabei setzt er zunehmend auf Red-Holstein-Familien. Zwar sei in Frankreich RH-Genetik nicht besonders gefragt, aber sein Fokus gehe weit über Frankreich hinaus. So steht eine Advent-Tochter im Stall, welche über ihre September-Mutter auf Scientific Debutante Rae, ehemalige Vizechampion der World Dairy Expo in Madison, zurückgeht. Doch am meisten Interesse weckt eine andere rote Familie. Bereits die RH-Kuh Des-Y-Gen Sugar Red hat einen hohen genomischen Zuchtwert GTPI von 1886. Ihre Halbschwester Des-Y-Gen Planet Silk ist die neueste «One Million Dollar Cow». Sie wurde zusammen mit zwei Töchtern in den USA für 1 Million Dollar verkauft.
Doch Sugar-Reds-Larsson-Kalb DKR Larson Sally Red übertrifft seine Mutter noch bei weitem Mit einem GTPI von 2238 und einem Typzuchtwert von 3,27 ist Sugar-Red das RH-Tier mit dem höchsten genomischen Zuchtwert in ganz Europa. Auch der kanadische Genomzuchtwert von 2505 GLPI und einer Typnote von 12 ist sehr hoch.
Aus Aero Flower
Dass Sally so starke Gene in sich trägt, erstaunt bei näherer Betrachtung ihrer Abstammung kaum. So hat sie bereits zweimal Goldwyn-Blut in ihren Adern. Ihre Abstammung in der männlichen Linie Willsbro Larson, dann Sure-View America Red, Sandy-Valley Bolton, Braedale Goldwyn, Regancrest Elton Durham und dann Shen-Val NV LM Formation. Und dann folgt die Aerostar-Tochter Glen Drummond Aero Flower.
Aber auch bei Holstein hat Drakkar-Holstein schon sehr indexstarke Genetik hervorgebracht. Ein Embryotransfer mit dem französischen Stier Stol Joc aus einer Titanic-Tochter von Savage-Leigh Durham Licorice brachte starke Vollschwestern hervor. Eine davon steht noch immer auf dem Betrieb, ist VG 87 eingestuft und hat einen GTPI von 1900. Eine andere, welche verkauft wurde, hat eine Shamrock-Tochter mit einem GTPI von 2525 hervorgebracht. «Damit ist sie die Nummer 1 in Europa bei Holstein», betont van den Oord.
Doch warum lässt er seine Tiere in den USA und nicht in Frankreich genomisch typisieren? «Das ist ganz einfach», sagt van den Oord. «Der amerikanische Gesamtzuchtwert TPI ist der Benchmark und somit weltweit anerkannt.»
Auktion am 24. August
Nicht nur über die betriebseigene Viehzucht sondern auch als Sire-Analyst bei Diamond Genetics verdient van den Oord ein Zubrot: «Ich suche gute Stiere in Frankreich und verkaufe sie im Ausland.» Aber auch für die Vermarktung seiner eigenen Genetik nutzt er diesen Kanal. So ist aus der gleichen Spülung, welche DKR Larson Sally Red hervorgebracht hat, auch schon in der Schweiz bei Hokovit-Genetics eine Vollschwester geboren. Und am 24. August bietet sich eine Gelegenheit, in Drakkar-Genetik zu investieren. Wie schon letztes Jahr führen van den Oords eine Hofauktion durch.


