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Holz erobert Bürohaus-Baustellen

In Zürich entsteht das bisher grösste Bürohaus aus Holz. Die notwendigen 2000 Kubikmeter Fichte waren in der notwendigen Qualität nur in Österreich zu beschaffen. Gefragt sind Fichten mit dünnen Jahresringen.

Edgar Schuler |

 

 

In Zürich entsteht das bisher grösste Bürohaus aus Holz. Die notwendigen 2000 Kubikmeter Fichte waren in der notwendigen Qualität nur in Österreich zu beschaffen. Gefragt sind Fichten mit dünnen Jahresringen.

Holz ist in der Baubranche allgegenwärtig, vor allem im Wohnbau, wo Holz für eine wohnliche Atmosphäre sorgt. Aber bei Bürohäusern ist Beton immer noch der Baustoff der Wahl, denn für das geforderte grosse Volumen von Grossraumbüros sind Beton und Stahl die unkomplizierteren und günstigeren Baustoffe. Die Mediengruppe Tamedia geht jetzt einen anderen Weg.

Auf ihrem Firmenareal mitten in Zürich zieht das Verlagshaus einen spektakulären Holzskelettbau hoch. Zimmerleute der Holzbaufirma Blumer-Lehmann AG stecken gegenwärtig verleimte Brettschichtholzelemente aus Fichte und Verbindungsstücke aus Buche zum Rückgrat des neuen Bürohauses an der Sihl zusammen – sieben Stockwerke hoch und mit Grossraumarbeitsplätzen für 300 Journalisten. Es ist der bisher grösste Holzskelettbau in der Schweiz.

Architekt aus Japan

Entworfen hat den Bau der Stararchitekt Shigeru Ban. Der Japaner ist bekannt dafür, mit Materialien zu bauen, die so sonst niemand für ein Gebäude verwendet. Der Pavillon seines Landes an der Weltausstellung Hannover im Jahr 2000 bedeutete für ihn den Durchbruch. Das temporär errichtete Haus bestand aus Tausenden von Kartonröhren. Tamedia-Verleger und -Mitbesitzer Pietro Supino vergab den Auftrag an Shigeru Ban, nachdem er in einem von diesem erbauten Privathaus in den USA die Qualitäten dieses Architekten erlebt hatte. Ausschlaggebend war laut Christoph Zimmer, dem Bauverantwortlichen auf Tamedia-Seite, dass Shigeru Ban einen Neubau gestaltete, der zwar als Holzskelettbau einzigartig ist, sich aber mit seinen äusseren Formen nahtlos den bestehenden Bauten in der Umgebung anpasst.

Angenehmes Klima

Als Vorteil der Holzbauweise bezeichnet Thomas Ringler, Projektleiter beim beauftragten Generalunternehmer HRS Real Estate, das Raumklima. «Wir lassen das Holz weitgehend unbehandelt, was sich günstig auf die Büroatmosphäre und den Wohlfühlfaktor auswirkt.» Vorteilhaft ist zudem, dass das 25 Meter hohe Holzskelett aus vorgefertigten Elementen auf dem engen Platz in der Zürcher Innenstadt innerhalb sehr kurzer Zeit zusammengebaut werden kann. Auch die Glasfassade, die ab Sommer dann an das Holztragwerk gehängt wird, ist vorgefertigt.

Die Kosten sind höher

Die Holzbauweise hat allerdings einen Nachteil, der je nach Bauwerk stark ins Gewicht fällt: So zu bauen ist teurer als ein klassischer Stahlbetonbau. «Wir rechnen mit etwa 10 Prozent höheren Kosten», sagt Thomas Ringler vom Generalunternehmer HRS. Die höheren Kosten entstehen unter anderem dadurch, dass für die meisten Beteiligten die Verfahren neuartig und bisher unerprobt sind. Das gibt einen höheren Gesprächs- und Koordinationsbedarf. Speziell am Tamedia-Neubau ist zum Beispiel, dass für den Schallschutz, den Brandschutz als auch zur Klimaregulierung in den Böden beziehungsweise Decken des Hauses tonnenweise Sand eingebracht werden muss. Insgesamt wird Tamedia rund 50 Millionen Franken für den Neubau ausgeben. Grössere Überraschungen sind dabei bisher ausgeblieben, erklärt Christoph Zimmer, man liege weitgehend im Plan.

Höchste Präzision

Nicht ganz neu sind die Verfahren für die Holzbaufirma Blumer-Lehmann in Gossau SG. Die Holzbauer haben mit Shigeru Ban schon beim Bau eines Golf-Clubhauses in Südkorea zusammengearbeitet, das ebenfalls in Holz erstellt wurde. Dafür hatte Blumer-Lehmann eigens eine computergesteuerte Fräsmaschine angeschafft. Damit schneiden die Zimmerleute die angelieferten, verleimten Brettschichtholz-Rohelemente millimetergenau in ihre definitive Form. Höchste Präzision ist dabei notwendig, weil die Elemente auf der Baustelle zusammengefügt werden – und ohne jede Metallverbindung stabil sein müssen.

Blumer-Lehmann verwendet für ihre Bauten in der Regel Schweizer Holz. Die für den Tamedia-Neubau notwendigen rund 2000 Kubikmeter Holz stammen aber aus Österreich. «Diese Mengen Holz in der geforderten sehr hohen Qualität waren in der gegebenen Zeit in der Schweiz nicht zu beschaffen», sagt Martin Antemann, Bereichsleiter Lehmann Timber ConstructionHolzkonstruktion bei Blumer-Lehmann.

Fichte von 1500 m ü.M.

Als Rohstoff in Frage kommen nur Fichten, die auf Höhen von 1000 bis 1500 Meter über Meer wachsen. Dieses Holz hat dünnere Jahresringe, ist regelmässiger gewachsen und hat weniger Ausfalläste. Nur so konnten die geforderten architektonischen und konstruktiven Anforderungen erfüllt werden. Die österreichischen Fichten wurden ein Jahr vor Produktionsbeginn geschlagen, gesägt, ebenfalls in Österreich zu Brettschichtholz verleimt und dann in die Schweiz geliefert, wo sie Blumer-Lehmann ultrapräzis in die richtige Form sägte. Für Tamedia war wichtig, dass das Baumaterial nachhaltig zu beschaffen ist, was hier gegeben ist: Die benötigte Holzmenge wächst in der Schweiz innerhalb von nur 2,5 Stunden nach.

Auch bei Swatch in Biel

Gemäss dem gegenwärtigen Stand der Planung wird der Neubau an der Sihl im Frühling 2013 fertig sein. Geplant ist, dass die Redaktionen des «Tages-Anzeigers» und von «20 Minuten» dort einziehen. Das ist aber erst ein Anfang für den Bürobau aus Holz in der Schweiz: Der Uhrenkonzern Swatch will in Biel sein neues Hauptquartier ebenfalls aus Holz bauen. Auch Swatch-Chef Nick Hayek liess sich von Architekt Shigeru Ban vom Holz-Virus anstecken.

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