Erdgas ist wegen der CO₂-Emissionen und Herkunftsländern wie Russland und Saudi-Arabien in Verruf geraten. Die grossen Schweizer Städte aber sind nach wie vor für ihre Fernwärme relativ stark vom Erdgas abhängig. Nur mit grossen Investitionen werden sie davon wegkommen.
15% mit über 80 km Weg
Die Industriellen Werke Basel (IWB) produzieren aktuell noch rund einen Viertel der Fernwärme mit Erdgas. Bis 2035 wollen die IWB vollständig auf Abwärme und erneuerbare Energieträger umstellen. Bereits sind zwei Holzheizkraftwerke in Betrieb, die im Jahr 2022 gemäss Jahresberichten zusammen 21,5% der gesamten produzierten Wärme erzeugten. Im ersten Werk wurden 226’123 Schüttraummeter Holz in Form von Schnitzeln genutzt, im zweiten Werk waren es 148’863 Schüttraummeter.
In den Jahresberichten heisst es, wie im Jahr 2022, dem Jahr, als Russland die Ukraine angriff und die Energiemärkte in der Folge verrückt spielten, das Segment Altholz teilweise nicht verfügbar war und durch andere Holzsortimente (v.a. Waldholz) ersetzt werden musste. Bei der geografischen Herkunft zeigt sich, wie gesucht Energieholz mittlerweile ist. Im letzten Herbst hat ja Andreas Keel, der Direktor von Holzenergie Schweiz vor dem Bau neuer, grosser Holzheizanlagen fast schon gewarnt, weil schlicht der Rohstoff Holz dafür fehlen werde.
Holzpellets statt Erdgas
Die beiden Holzkraftwerke Basel konnten nur 46,1% (Werk I) beziehungsweise 47,3% (Werk II) des Holzes in der Region Nordwestschweiz (Kantone BL, JU, AG, SO) beschaffen. Der Rest musste aus Süddeutschland, dem Elsass und dem Schweizer Mittelland hergekarrt werden. 11% bzw. 15% des Holzes stammten aus einer Distanz von über 80 Kilometern. Beim Werk I kamen 12% mit der Bahn, der Rest wohl mit Lastwagen.
Jetzt wollen die IWB einen Teil des heute mit Erdgas betriebenen Heizwerk Bahnhofs teilweise auf Holzpellets umzustellen. Ab dem nächsten Winter sollen rund 20’000 bis 25’000 Tonnen Pellets pro Heizsaison rund 7500 bis 9500 Tonnen Erdgas ersetzen, wie Sprecherin Jasmin Gianferrari mitteilt. Während der Heizsaison sollen täglich sieben bis neun Lastwagen Holzpellets ins Heizwerk liefern.
Öffentlich ausgeschrieben
Die Beschaffung der Holzpellets wurde von den IWB öffentlich ausgeschrieben und dabei wurden diverse Nachhaltigkeitsaspekte vorgegeben. So dürfen etwa nur Holzpellets aus Rückständen der Primärproduktion (z. B. Späne, Sägemehl), bzw. solchen Holzsortimenten, die keine andere Verwertung finden, angeboten werden. Als Lieferanten wurden AEK Pellet AG und die Lehmann Holzwerk AG bestimmt, welche die Pellets in der Schweiz produzieren.
Woher kommt das Holz für die Pellets? Es muss teilweise von weither geholt werden. Gianferrari schreibt: «Die Rohstoffe für die Pellets stammen grösstenteils aus einem Umkreis von maximal 200 Kilometern, für einen kleinen Teil der Lieferung sind es bis 300 Kilometer.» 300 Kilometer, das bedeutet nach Norden bis Darmstadt und nach Süden bis nach Mailand.
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