Falls es ihm gelingt, einen eigenen Betrieb zu übernehmen, soll dieser auf ihren Namen getauft werden. Das versprach Reto Bühler aus Triesenberg FL seiner Grossmutter kurz vor ihrem Tod. Heute bewirtschaftet er den «Hedihof».
19 Jahre lang arbeitete Reto Bühler als Elektriker. Seine paar Schafe und Legehennen waren für ihn ein Hobby. Vor zwei Jahren konnte er sein Hobby zum Beruf machen und im liechtensteinischen Triesenberg, wo er aufgewachsen ist, einen Betrieb übernehmen, den er zusammen mit seiner Frau Cornelia bewirtschaftet.
Sie ist in Triesen aufgewachsen, aber auch nicht als Bauerntochter. «Der Stallgeruch ist mir trotzdem nicht fremd, weil ich oft bei einem Nachbarn war, der Pferde hatte», erzählt sie.
Angefangen mit Schafen
20 Jahre alt waren die beiden, als sie sich ihre ersten sechs Weissen Alpenschafe (WAS) und ein paar Legehennen angeschafft haben. Vom eigenen Betrieb leben zu können, war aber noch ein Traum. Zumal es in Liechtenstein fast nur Pachtland gibt. Die meisten Böden sind öffentliches Eigentum, und werden von den Gemeinden verpachtet. Selbst Ställe können meist nur mit Baurechtsverträgen gebaut werden.
Schon früh setzten Bühlers auf Direktvermarktung. «Aber angefangen hat das noch ganz einfach», sagen Bühlers. An einem Grundsatz wollten die beiden von Anfang an festhalten: «Wir wollen speziell produzieren, und speziell vermarkten.» So verkaufen sie in ihrem rund um die Uhr geöffneten Hofladen etwa Bergkräuter- und Heumantel-Käse mit essbarer Rinde, obschon sie gar keine Milchkühe besitzen – oder gerade mal zwei, die sie bei einem anderen Bauern untergebracht haben und dafür im Sommer Käse von der Alp bekommen. Sie besitzen heute ausser Schafen und Legehennen noch 46 Mutterkühe – etwa zwei Drittel reine Simmentaler und ein Drittel Original Braunvieh, deren Fleisch sie verkaufen.
Betriebsübernahme
Weil sie immer mehr Erfolg hatten mit der Direktvermarktung, wollten sie den Betrieb vergrössern. Also fragte er einen Nachbarn, ob er seinen Betrieb übernehmen könne. Zumal die nebenberufliche Landwirtschaft mehr und mehr zur Herausforderung wurde. «Ich hatte selten pünktlich um 17 Uhr Feierabend, und so wurden die Abende oft sehr lang», erinnert sich Bühler, der zugleich Präsident der Schafzuchtgenossenschaft Fürstentum Liechtenstein Oberland (FLO) ist.
Die Freude war gross, als der Nachbar seine Zustimmung gab und sich vorzeitig pensionieren liess. Für Bühler ist da der Zeitpunkt gekommen, ein Versprechen einzulösen, das er einst seiner Grossmutter gegeben hat. Wenn er mal einen eigenen Bauernhof bekomme, soll er auf ihren Namen getauft werden, versprach er ihr – und so heisst er heute «Hedihof».
Glanzresultat
Um direktzahlungsberechtigt zu sein, musste sich Bühler aber noch zum Landwirt ausbilden lassen. Dazu musste er in die Schweiz, nach Salez SG, wo er die Abschlussprüfung zum eidgenössisch diplomierten Landwirt vor wenigen Wochen mit einem Glanzresultat bestanden hat. Die enge Zusammenarbeit mit der Schweiz hat in Liechtenstein schon lange Tradition – nicht nur des Schweizer Frankens wegen, der seit 1924 als offizielles Zahlungsmittel gilt.
Weil es in Liechtenstein zu wenig Schafalpen gibt, bringt Bähler auch seine Schafe im bündnerischen Valsertal zur Alp. Und obschon in Liechtenstein zwei Schafzuchtgenossenschaften existieren, sind diese dem St. Galler Kantonalverband angeschlossen. «Wir könnten einen eigenen Verband gründen», erklärt Bühler, «wir wollen aber die lange Tradition der Zusammenarbeit aufrecht erhalten.»
34 Hektaren
In anderen Bereichen ist man als Liechtensteiner auch gezwungen, sich der Schweiz anzupassen – etwa den Tierschutz betreffend oder ÖLN- und Bio-Kontrollen, die durch Schweizer Kontrolleure ausgeführt werden.
Als unabhängiger Staat könne Liechtenstein aber auch eigene Regeln haben und müsse nicht in allem nachziehen, was in der Schweiz beschlossen wird. So werden in Liechtenstein noch Tierhalter-Beiträge ausbezahlt, und für besonders steile Flächen, von denen auch Bühlers einige besitzen, werden Zulagen anhand von Erschwernispunkten ausgerichtet. Insgesamt bewirtschaften Bühlers etwa 34 Hektaren mit Flächen zwischen Triesen und Steg, wo Reto Bühlers Mutterkühe derzeit ihren Alpsommer verbringen.