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«Ich freue mich darauf, jetzt auch Agrarpolitik zu machen»

Letzte Woche wurde Heinz Siegenthaler (BDP, BE) als neuer Nationalrat vereidigt. Er ist Meisterlandwirt mit Ackerbaubetrieb und folgt auf die zurück getretene Nationalrätin Ursula Haller (BDP, BE).

Interview: Daniel Salzmann |

 

 

Letzte Woche wurde Heinz Siegenthaler (BDP, BE) als neuer Nationalrat vereidigt. Er ist Meisterlandwirt mit Ackerbaubetrieb und folgt auf die zurück getretene Nationalrätin Ursula Haller (BDP, BE).

«Schweizer Bauer»: Wie war Ihr Landwirtschaftsjahr 2014?
Heinz Siegenthaler: Bezüglich Auswuchs beim Weizen hatten wir Glück, die Quantität war allerdings durchschnittlich. Sonst war alles gut, besonders die Zuckerrüben, wo wir einen hohen Ertrag bei sehr hohem Zuckergehalt hatten.

Bauen auch Sie weniger Futtergetreide als früher an?
Heuer hatte ich gar keines. Das ist aber die Ausnahme. Sonst hatte ich den vergangenen Jahren eine stabile Fläche Futterweizen. Ich war ja viele Jahre im Vorstand des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands, wo wir immer dazu aufriefen, mehr Futterweizen anzubauen. Ohne Einzelkulturbeitrag fürs Futtergetreide wird dieses verschwinden, denn die Preise sind zu niedrig.

Sie kommen in die Finanzkommission. Dort beantragten Ihre Parteikollegen Rosmarie Quadranti und Urs Gasche anders als CVP, FDP und SVP, bei den Bauern 2015 die Direktzahlungen um 34 Mio. Fr. zu kürzen. Wird die BDP-Delegation mit ihnen noch  bauernfreundlicher?
Wahrscheinlich schon. Aber die beiden haben ihren Antrag zurückgezogen, und die BDP-Fraktion stimmte im Nationalrat geschlossen dafür, dass die Direktzahlungen 2015 auf dem Niveau von 2014 liegen. Ebenso  geschlossen waren wir  für die Erhöhung der Schoggigesetzbeiträge von 70 auf 82 Millionen Franken.

Der Bundesrat sagte, dass für die Einhaltung der Schuldenbremse auch bei den Bauern gespart werden müsse. Wie wichtig ist Ihnen ein gesunder Staatshaushalt?
Das ist mir in der Tat ein wichtiges Anliegen. Im Kanton Bern habe ich dies während der vergangenen zehn Jahre gepredigt  (ich präsidierte ja während sechs Jahren die  kantonale Finanzkommission). Auf der anderen Seite muss man als Partner, als Staat auch verlässlich sein. Wenn man bei der AP 14–17 sagte, es gebe keine Kürzungen, dann sollte man dies auch einhalten. Ich bin  auch darauf gespannt, wie stark man als Parlament auf das Budget Einfluss nehmen kann. Denn der Bund hat im Vergleich zum Kanton Bern  ein altmodisches Rechnungslegungssystem.

Und die Schulden? Sollte der Bund nicht deren Abbau vorantreiben?
Ich glaube nicht, dass die Schuldenbelastung so hoch ist, dass sie ein Problem ist. Mit den tiefen Zinsen erst recht nicht. Und bei Schulden  muss man  auch die Einnahmen sehen.  Wenn ein Lehrling 10000 Franken Schulden hat, ist das viel, wenn der Generaldirektor dies hat, ist es nichts.

Wofür sollte der Bund in Ihren Augen mehr Geld ausgeben, wofür weniger?
Es wäre vermessen, wenn ich dies jetzt schon sagen würde.  Ich muss mich erst einarbeiten. Und dann hat man vielleicht persönliche Präferenzen, bei mir  etwa Armee und Landwirtschaft. In  beiden Bereichen hat der Bund  stark gespart, während alle anderen Bereiche ausgebaut worden sind. Und dann rinnt bei einem so grossen Topf das Geld überall etwas heraus.

Im Bundesrat haben FDP, BDP, CVP und SVP fünf von sieben Sitzen. In allen diesen  Parteien hat es profilierte Bauernvertreter. Wie erklären Sie sich, dass der Bundesrat trotzdem dort den Rotstift am stärksten ansetzen will?
 Ob die Landwirtschaft wirklich einen so schweren Stand hat im Bundesrat, weiss ich nicht. Derzeit höre ich von nichtbäuerlichen Kreisen wieder, die Bauern seien die Stärksten und brächten einfach alles durch. Ich freue mich darauf, jetzt endlich auch Agrarpolitik machen zu können. Im Grossen Rat ging das nicht. Denn durch die Kantone werden ja nur die Direktzahlungen ausbezahlt.

Im Kanton Bern  spielen Sie eine wichtige Rolle bei der Kulturlandinitiative. Die BDP unterstützt diese. Aber will nicht auch der Gewerbeflügel der BDP genau wie derjenige von FDP und SVP vor allem möglichst günstig bauen können?
Nein. Mit Matthias Kohler haben wir sogar einen Gewerbler im Initiativkomitee. Damit will dieser zeigen, dass auch das Gewerbe ein Interesse  an einer guten Raumplanung und an einem schonenden Umgang mit den Ressourcen haben muss. Wenn es bei uns kritische Stimmen gab, so waren es eher die Gemeindepräsidenten.

Warum?
Weil sie Angst hatten, in ihrer Gemeinde sei keine Entwicklung mehr möglich. Der Nachteil von klein strukturierten Regionen ist, dass sich  alle Gemeinden konkurrenzieren. Deshalb sagte das Komitee ja auch, dass man Gemeindefusionen fördern müsse. So könnte man die Raumnutzung in grösseren Gebieten planen.

 

Betriebsspiegel

Heinz Siegenthaler bewirtschaftet in Rüti bei Büren BE einen reinen Ackerbaubetrieb mit 17 Hektaren. Auch mit Rücksicht auf sein politisches Engagement gab er 2002 die Milchproduktion für die lokale Emmentaler-Käserei auf.  Er baut Zuckerrüben, Brotweizen, Futterweizen, Raps, Sonnenblumen, Eiweisserbsen und Körnermais an. In den letzten Jahren half ihm der Dorfpfarrer aus, der die Landwirtschaft als sein Hobby bezeichnet. Nun verlässt dieser die Kirchgemeinde, und Siegenthalers Partnerin wird vermutlich einen Teil der Arbeiten übernehmen.

 

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