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«Ich hätte lieber ansprechende Preise als Direktzahlungen»

Den Schaffhauser Bauern soll es besser gehen als vielen anderen Bauern in der Schweiz. Der «Schweizer Bauer» hat bei Christoph Graf, dem Präsident des Schaffhauser Bauernverbands nachgefragt.

Thomas Güntert |

 

 

Den Schaffhauser Bauern soll es besser gehen als vielen anderen Bauern in der Schweiz. Der «Schweizer Bauer» hat bei Christoph Graf, dem Präsident des Schaffhauser Bauernverbands nachgefragt.

«Schweizer Bauer»: Die Zahlen des Bundesamts für Statistik besagen, dass schweizweit die Bruttowertschöpfung pro Hektar in den letzten zehn Jahren um 3 Prozent gesunken, im Kanton Schaffhausen im gleichen Zeitraum um 30 Prozent gestiegen ist. Die Schaffhauser Bauern erwirtschaften mit rund 4000 Franken pro Hektare deutlich mehr als andere. Stimmt das?
Christoph Graf: Wenn die Statistik das sagt, wird es wohl stimmen. Bei den 4000 Fr. handelt es sich aber um Bruttozahlen. Es ist auch zu bemerken, dass der Kanton Schaffhausen sich auf einem tiefen Niveau befand. Andere Kantone haben durch ihre Sonderkulturen schon lange höhere Bruttoerträge.

Wo liegen die Stärken der Schaffhauser Bauern?

Die Betriebe im Kanton Schaffhausen haben mehr Chancen, sich vielseitig auszurichten. Die reinen Grünlandregionen der Schweiz haben hier sicher weniger Möglichkeiten.

Und wo liegen die Schwächen?
Wo keine Bewässerung möglich ist, haben die Schaffhauser Bauern vielerorts mit der Trockenheit zu kämpfen.

In welcher Form hat sich die Landwirtschaft im Kanton Schaffhausen in den letzten Jahren gewandelt?
Vor 20 Jahren hatten wir im Kanton noch 200 Milchbauern, heute sind es unter 100. Bei uns in Ramsen sind wir noch zu dritt, vor 20 Jahren waren es noch über 20. Auf der einen Seite wurde viel in die intensive Tierhaltung investiert, beispielsweise bei Poulet- und Legehennenställen und in der Schweinemast. Im Ackerbau wird vermehrt auf Sonderkulturen oder Gemüsebau gesetzt.

Ist es die Schaffhauser Mentalität, dass man Neuem offen gegenübersteht?
So möchte ich es nicht sagen. Es ist die Notwendigkeit, uns nach unseren Möglichkeiten zu verändern. Wir sehen auch die Preisentwicklung bei unseren deutschen Nachbarn.

Was ist die optimale Betriebsform?

In der Bevölkerung träumt man einerseits von der nostalgischen Landwirtschaft, die man allenfalls noch im Freilichtmuseum Ballenberg vorfindet, andererseits wirft man uns vor, das wir nicht effizient genug sind, um auf dem Weltmarkt zu bestehen. Dieser Konflikt ist extrem schwierig. Gerade bei der intensiven Tierhaltung spricht der Konsument schnell von Massentierhaltung, obwohl wir in dieser Beziehung strenge Vorschriften befolgen müssen.

Wie können Sie von der Landpacht und dem  -kauf an der  deutschen Grenze profitieren?

Durch unseren Standort an der Grenze ergibt sich für die Schaffhauser Bauern eine Möglichkeit, Land zu pachten oder kaufen. Seit die Biogasanlagen in Deutschland zugenommen haben, hat das jedoch abgenommen. Wir haben durch den Staatsvertrag den Vorteil, dass wir die Produkte innerhalb einer Zone von zehn Kilometer von der Grenze zollbefreit einführen dürfen. Die Regelung gilt aber auch umgekehrt.

Entwickeln sich die Betriebe zu Grössenordnungen wie in Deutschland, wo es Familienbetriebe gibt, die bis zu 200 Hektaren bewirtschaften?
In der Schweiz beträgt die durchschnittliche Grösse eines Hofes 22 Hektaren. In Schaffhausen sind es 30 Hektaren. Es gibt auch bei uns Betriebe in dieser Grössenordnung, sie sind aber die Ausnahme.

Was halten Sie von Biogasanlagen wie in Deutschland, wo Mais vergast wird. Wäre das ein zusätzliches Standbein für die Bauern?
Ich finde es gut, dass es verboten ist, Lebensmittel für Biogasanlagen zu verwenden. Man darf nie vergessen, dass die Bevölkerung auch schon Hunger gelitten hat. Wenn sie mit Mist, Gülle und landwirtschaftlichen Abfallprodukten betrieben wird wie auf dem Unterbuck in Thayngen ist es eine gute Sache.

Wie sehen Sie die biologische und ökologische Entwicklung in der Landwirtschaft?
Jeder Bauer ist bestrebt, Pflanzenschutz und Dünger so viel wie nötig und so wenig wie möglich  einzusetzen. In einem nassen Frühjahr wie heuer hat sich deutlich gezeigt, was es bringt, wenn man das Getreide schützt. Ich brachte Fungizide aus und hatte die gleichen Erträge wie in den Vorjahren.

Wie stehen Sie der ökologischen Landwirtschaft gegenüber. Sollte der Bauer Lebensmittelproduzent oder Landschaftspfleger sein?
Ganz klar Lebensmittelproduzent. Ich finde das Schweizer Modell mit den Vorschriften und Bestimmungen gut, solange es sich noch in einem gesunden Mass bewegt. Ich hätte lieber ansprechende Preise für die Produkte als Direktzahlungen.

Wie sehen Sie die Verteilung der Direktzahlungen ökologisch/konventionell?
Leider sind viele Betriebe auch bei uns von den Direktzahlungen abhängig, sonst könnten sie nicht überleben. Insbesondere bei der Berglandwirtschaft sollten diese vom Tourismus und nicht vom Landwirtschaftbudget finanziert werden. Die Bergregionen leben doch grösstenteils vom Tourismus. Ich erinnere an die gepflegten Alpen.

Wie sieht es im Kanton Schaffhausen mit den Hofnachfolgern aus?
In manchen Fällen ist das ein Problem, wie bei anderen Berufen auch. Im Grossen und Ganzen sind wir noch gut dran und haben keine Nachwuchsprobleme, denn die Landwirtschaft hat immer noch einen guten Rückhalt in der Bevölkerung. 

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